Die deutsche Finanzaufsicht hat Banken und Versicherungen vor einem Aussitzen der Niedrigzinskrise gewarnt. “Nichts zu tun und nur zu warten, bis sich das Schreckgespenst Niedrigzins verzogen hat, wäre – für einige Institute zumindest – Selbstmord auf Raten”, sagte BaFin-Präsident Felix Hufeld am Dienstag in Frankfurt am Main. Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur empfiehlt Hufeld die Finanzdienstleistern, die extrem niedrigen Zinsen mit höheren Gebühren auszugleichen.

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BaFin wacht über 1.500 kleinere und mittelgroße Banken

Die BaFin wacht aktuell über 1.500 kleinere und mittelgroße Finanzinstitute in Deutschland. Zudem ist sie für die Versicherungsaufsicht zuständig. Große und systemrelevante Banken werden hingegen seit dem 4. November 2014 von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt. Hiermit reagiert die EU auf die Lehren aus der Finanzkrise 2008, die auch als Versagen der Finanzaufsicht gewertet wurde: International vernetzte Banken können demnach nicht allein von staatlichen Aufsichtsbehörden kontrolliert werden. Der Europäischen Notenbank unterstehen nur Geldhäuser direkt, die eine Bilanzsumme von mehr als 30 Milliarden Euro haben oder auf mehr als 20 Prozent der Wirtschaftskraft ihres Heimatlandes kommen.

“Nicht allein auf Honorarberatung setzen“

Hufeld appellierte bei seiner Rede an die europäische Politik, beim Thema Anlegerschutz nicht allein auf Honorarberatung zu setzen – auch, weil die Erträge der Banken wegen der niedrigen Zinsen ohnehin stark unter Druck seien. “Ein Anlegerschutz, der dazu führt, dass Wertpapierberatung gar nicht oder nicht mehr flächendeckend angeboten wird und faktisch einer wohlhabenden Klientel vorbehalten bleibt, kann kein sinnvolles politisches Ziel sein”, sagte der Jurist.

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Wie schwer es die Honorarberatung nach §34e Gewerbeordnung auf dem deutschen Markt hat, zeigen neue Zahlen aus dem Vermittlerregister der Industrie- und Handelskammern. Aktuell sind nur 292 Honorarberater deutschlandweit registriert, ihre Zahl ist sogar rückläufig. Eine breite Marktabdeckung lässt sich damit nicht erzielen. Politik und Verbraucherschutz wollen die Honorarberatung stärken, weil sie sich davon eine größere Unabhängigkeit von den Produktgebern versprechen – im Gegensatz zur provisionsbasierten Vermittlung lassen sich Honorarberater direkt von den Kunden vergüten.

dpa / Versicherungsbote