Österreichische Rentner bekommen mehr Rente als ihre deutschen Landsleute. Mit 1.560 Euro haben die Rentner der Alpenrepublik jeden Monat im Schnitt 500 Euro mehr gesetzliche Rente in der Tasche als deutsche Neurentner des Jahres 2013, die zuvor langjährig (35 bis 45 Beitragsjahre) versichert waren (1.050 Euro pro Monat). Diese Zahlen ermittelte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung, die nun in einer Studie veröffentlicht wurden. Ob diese Zahlen zum Erkenntnisgewinn für Privatleute, Pensionäre der Zukunft oder gar für die Politik taugen? Eher nein, denn andere Wissenschaftler liefern andere, gar widersprüchliche Rentenzahlen.

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PR und politische Zahlenspiele

Im Dezember veröffentlichte das weltweit tätige Beratungsunternehmen Mercer seinen aktualisierten „Pension Index“ für 25 Länder auf Basis von Daten der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). Bei diesem Vergleich nationaler Rentensysteme landeten Dänemark und die Niederlande auf den Topplätzen. Deutschland steht auf Rang 12 und Österreich hat sich im Vergleich zu Vorjahren auf Platz 18 verschlechtert. Zum Beispiel leidet das Rentensystem unter frühen Pensionsaltern von im Schnitt 60 Jahren. In Euro und Cent ausgedrückt bekommt der Durchschnittsrentner in Österreich im Schnitt laut OECD nur etwa 1.200 Euro Monatsrente – etwa 300 Euro weniger als die Böckler-Stiftung meldet.

Wie das Statistik-Durcheinander es schon andeutet, tragen politisch motivierte Zahlenspiele wenig zum Verständnis der Renten-Unterschiede beider deutschsprachiger Länder bei. Im Grunde lässt sich feststellen, was auch die Stiftung sagt, dass Deutschland und Österreich sozialpolitisch und wirtschaftlich vergleichbar sind. Den Unterschied zwischen beiden Pensionssystemen machen zum einen der Renten-Beitragssatz (Deutschland 18,7 Prozent vom Brutto, Österreich 22,8 Prozent) und zum anderen die Ergänzung der deutschen Renten durch Riesters Zusatzversorgung.

Kein Riester = weniger Rente als in Österreich

Dadurch, dass die Riester-Rente als kapitalgedeckter Ersatz für Rentenlücken von viel zu wenigen Deutschen akzeptiert wird, sinkt der Versorgungsgrad der Deutschen im Alter. Die Riester-Rente bleibt hinter den Erwartungen von Politik und Finanzindustrie zurück (Versicherungsbote vom 24.09.2015). Und weil die Deutschen kaum riestern, ist ihre Rente grob gerechnet 100 bis 200 Euro geringer als bei unserem südlichen Nachbarn. Weil der dort geltende Beitragssatz ist mit 22,8 Prozent im Vergleich zum deutschen Satz von 18,7 Prozent gut vier Prozentpunkte höher ist.

Mehr Beitrag ist gleich mehr Rente. Damit ist der Rentenunterschied zwischen Deutschland und Austria erklärt, wenn oder eben weil der deutsche Werktätige nicht freiwillig riestert. In Versorgungs-Prozenten: Für Österreich berichtet die Böckler-Stiftung auf Basis von OECD-Daten ein künftiges Rentenniveau von netto von 91,6 Prozent aus. Der vergleichbare Rentner kommt auf rund 50 Prozent Netto-Versorgung, also nach Abgaben für Steuer und Krankenversicherung. Auf den statistischen Durchschnittsrentner bezogen mögen die berichteten Zahlen stimmen. Den Einzelfall bestimmt die Sparleistung, die Vorsorge eines jeden arbeitenden Menschen – in jedem Land.

PS. Auch in Österreich gibt es seit 2003 eine Art Riester-Rente, die „Prämienbegünstigte Zusatzversorgung“ (PZV) mit maximal knapp 110 Euro staatlicher Förderung. Aber dieser „Austria-Riester“ kommt in Beitrag und Leistung – das ist sehr wichtig festzustellen – auf die ungekürzte Allgemeine Sozialversicherung (AGSV), wie die gesetzliche Rente in Österreich heißt, obendrauf. Da wurde vorher nichts gekürzt!

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Böckler-Stiftung

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