Unternehmens-Risiken 2016: Firmen fürchten Betriebsunterbrechung, Terror und Cybercrime
Allianz Risk Barometer 2016: Wovor haben die Unternehmen 2016 am meisten Angst? Was könnte das Geschäft bedrohen? Wie die Allianz schreibt, sind es vor allem Angriffe aus dem Netz, die neben politischen Risiken und technischem Versagen Unruhe bei den deutschen und internationalen Marktteilnehmern stiften, weil sie zu Betriebsunterbrechungen führen können. An der jährlichen Befragung, die bereits zum fünften Mal durchgeführt wurde, beteiligten sich über 800 Risikomanager und Versicherungsexperten aus über 40 Ländern.
Zwar ist ein gesteigerte Sensibilität hinsichtlich von Cyber-Riskiken zu erkennen, zugleich aber, so schreibt die Allianz, fehlt die Einsicht in die Folgen aus selbst verschuldeten IT-Ausfällen. Die Allianz hat in ihrer aktuellen Untersuchung die zehn größten Risiken fürs Geschäft des Jahres 2016 zusammengetragen.
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Risiken für Unternehmen im Wandel
Bei ihrer Befragung macht die Allianz einen grundlegenden Wandel der Risiken für Unternehmen aus. Die Angst vor den „klassischen“ Erscheinungen in der Risikolandschaft wie Naturgewalten, also beispielsweise Feuer oder Überschwemmungen, hält sich bei deutschen und internationalen Unternehmen in Grenzen (24 Prozent aller Nennungen). Vielmehr werden neue Gefahren wahrgenommen. Dazu zählen diverse Störfälle, die zum Betriebsausfall führen können (38 Prozent der Nennungen), hoher Wettbewerbsdruck (34%) und Gefahren aus dem Netz (28%). Dies belegt die aktuelle Umfrage zu den Unternehmensrisiken der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS).
Betriebsunterbrechung: von allen gefürchtet
Im Vergleich zu den Vorjahresergebnissen lassen sich Veränderungen und Tendenzen erkennen. Nach wie vor aber, nämlich zum vierten Mal, schaffte es das Schreckgespenst der Betriebsunterbrechung auf die vorderen Plätze der größten Risiken für Unternehmen weltweit. Am größten sind die Sorgen der Unternehmen vor den neuen Betriebsunterbrechungs-Auslösern. So befürchten viele der Befragten das Auftreten von Störungen in Betriebsabläufen, die in der Zukunft vermehrt durch Cyberangriffe, technisches Versagen oder geopolitische Instabilität hervorgerufen werden könnten und nicht mehr so sehr durch vorangegangene Sachschäden.
Verschärfter Wettbewerb und Cybercrime
Weitere Faktoren im diesjährigen Pool der Beunruhigung sind: verschärfter Wettbewerb oder Volatilität/Stagnation und Cybervorfälle. Diese Schlagworte zählen 2016 zu den drei größten Unternehmensrisiken weltweit und auch in Deutschland. Insbesondere Cybervorfälle wie etwa Hacker-Angriffe bewertet man als das wichtigste Langzeitrisiko für Unternehmen in den nächsten zehn Jahren.
Naturkatastrophen hingegen sind im Vergleich zum Vorjahr im weltweiten Ranking um zwei Plätze nach unten abgestiegen, sie finden sich nun auf dem vierten Platz weltweit und in Deutschland auf Platz sechs. Allerdings war 2015 in dieser Hinsicht ein eher ereignisarmes Jahr, was auch das Risikobewusstsein beeinflusst.
Die Einschätzung von Munich Re jedenfalls ist, dass das Jahr 2015 mit den geringsten Schäden aus Naturkatastrophen seit 2009 belastet war: „Die Risikolandschaft für Unternehmen wandelt sich, weil viele Industriezweige vor einer grundlegenden Neuausrichtung stehen“, so Chris Fischer Hirs, CEO von AGCS und weiter: „Neue Technologien, die wachsende Digitalisierung und das 'Internet der Dinge' verändern Kundenverhalten, Industrieprozesse und Geschäftsmodelle. Das eröffnet eine Vielzahl von Chancen, führt Unternehmen aber auch vor Augen, dass sie die damit ebenfalls verbundenen Herausforderungen nur in einem übergreifenden Risikomanagementansatz bewältigen können. Als Versicherer möchten wir unsere Kunden umfassend dabei unterstützen, sich in dieser neuen Realität zurechtzufinden.“
Marktentwicklungen als Herausforderung
Auch das Thema Marktentwicklungen stellt für mehr als ein Drittel der Befragten ein Risiko dar, 34 Prozent nämlich platzierten diese unter die Top-Drei der Geschäftsrisiken 2016.
Von einem hohem Wettbewerbsdruck fühlen sich gleich mehrere Branchen bedrängt, dazu zählen : Maschinenbau, Finanzdienstleistungen, Fertigung, Logistik und Schifffahrt sowie der Pharma- und Transportsektor. Wie die Allianz schreibt, sähen viele etablierte Unternehmen aktuell ihre Profitabilität, zum Teil sogar ihr Geschäftsmodell bedroht.
„Unternehmen müssen stets auf der Hut sein und laufend neue Produkte, Dienstleistungen oder Lösungen anbieten, um für ihre Kunden relevant zu bleiben. Und dies müssen sie in einem sich rasch verändernden und hart umkämpften, globalen Marktumfeld schaffen“, sagte Bettina Stoob als Head of Innovation bei AGCS: „Innovations-zyklen werden immer kürzer; Markteintrittshürden niedriger. Digitalisierung und neue bahnbrechende Technologien müssen rasch ins eigene Geschäft übernommen werden, während gleichzeitig potenziell wendigere Start-ups als neue Wettbewerber auftauchen.“
Top Drei der Risiken
Lagen die Punkte Cyberkriminalität und Datenschutzverletzung im Vorjahr noch recht weit hinten, holten sie nun um elf Prozent auf und verließen den vormals fünften Platz, inzwischen sind es 28 Prozent der Befragten denen dieser Punkt des Cybercrime Sorge bereitet, übrigens im In- und Ausland. Im Jahr 2012 waren es gerade einmal ein Prozent gewesen.
Die unmittelbaren Folgen eines Cybervorfalls können sein: Reputationsverlust, den befürchten 69 Prozent der Befragten, sie bezeichnen ihn als Hauptgrund für wirtschaftliche Schäden nach einem Cybervorfall. Auch Betriebsunterbrechungen (60 Prozent) und Haftungsansprüchen infolge einer Datenschutzverletzung (52 Prozent) wurden genannt.
Die Sorge wächst parallel mit den immer besser und raffinierter ausgeführten Cyberangriffen: „Angriffe von Hackern werden gezielter, langanhaltender und folgenschwerer“, sagte Jens Krickhahn als AGCS-Experte für Cyberversicherung. In diesem Zusmamenhang mache es durchaus Sinn, sich einmal über einen intern verursachten IT-Ausfalls in der digital-vernetzten Unternehmenswelt Gedanken zu machen.
„Einfaches technisches Versagen oder ein Anwenderfehler können zu einem weitreichenden IT-Systemausfall führen, der Lieferketten unterbricht oder die Produktion zum Stillstand bringt“, weiß Volker Münch als AGCS-Experte für Sachversicherung. So empfehlen sich Frühwarn- und bessere Kontrollsysteme, um großen BU-Schäden durch Cybervorfälle vorzubeugen.
Die Betriebsunterbrechungen stehen immer noch ganz weit vorn, sie sind teuer, unbeliebt, und gefürchtet. Schon zum vierten Mal landet diese Gefahr auf dem ersten Platz als größten Risiko für Unternehmen, in Deutschland steht es an zweiter Stelle. Fest steht, dass die Schäden durch BU immer mehr anwachsen. Wie die AGCS in einer Analyse feststellte, in der Anteil der BU am Gesamtschaden innerhalb der letzten zehn Jahre sehr gestiegen, zudem lägen die Kosten des Stillstands heute sogar oft um ein vielfaches höher als die unmittelbaren Sachschäden.
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Business world wide trifft auf Terror world wide
Wie steht es um Kriege und Unruhen? Auch diese finden ihren Platz in der Reihe der Besorgnisse bei multinationalen Unternehmen. Lieferketten sind anfällig, Mitarbeiter ebenfalls und auch Vermögenswerte können durch Terrorattacken beschädigt werden. „Unternehmen müssen in diesem und in den kommenden Jahren mit einer größeren Bandbreite an Störfaktoren rechnen“, ergänzt Axel Theis als Mitglied des Vorstandes der Allianz SE. „Die wachsenden Auswirkungen von Globalisierung, Digitalisierung und technischer Innovation stellen uns vor große Herausforderungen.“