Gothaer Versicherung kauft Anleihe in Höhe von 250 Millionen Euro zurück
Die Gothaer tilgt Schulden und kauft eine von ihr begebene Anleihe in Höhe von 250 Millionen Euro zurück. Das geht aus einer Pflichtmitteilung des Versicherers an diesem Dienstag hervor. Das Wertpapier mit einem Zins-Kupon von 5,5 Prozent Zins läuft bis 2026. Nun hat die Gothaer die Inhaber der Schuldverschreibung eingeladen, ein Kaufangebot anzunehmen. Die Motive des Unternehmens sind unterdessen nicht in Erfahrung zu bringen.
An diesem Mittwoch notiert das Papier mit einem Kurs von 102,0. Am Dienstagabend lag der Kurs noch bei 100,5. Die Gothaer bietet ihren Gläubigern ausweislich ihrer Ad-hoc-Mitteilung einen Rückkauf zum Kurs 102,5 an. Dieses Angebot dürfte der Grund sein, warum sich der Handelskurs inzwischen dem Rückkauf-Tarif der Gothaer nähert. Für Anleger, meistens institutionelle, ist die Anleihe interessant. Vor allem der hohen Verzinsung wegen: 5,5 Prozent.
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Tilgung? Umschuldung?
Zum Hintergrund des Kaufangebots hat der Versicherungsbote dies in Erfahrung bringen können: "Die Gothaer Allgemeine Versicherung AG hat einen Rückkauf der 2026 fälligen Schuldverschreibungen gestartet. Es besteht also kein Risiko für unsere Kunden/ Investoren, da wir nichts verkaufen.
Die Stückelung beträgt 50.000 EUR, sodass die Anleihe hauptsächlich von professionellen, institutionellen Investoren gehalten wird", schreibt eine Pressesprecherin des Unternehmens an die Redaktion.
Millionen-Differenz
Die Gothaer hatte den Inhabern der Schuldverschreibung bereits im September ein ensprechendes Kaufangebot unterbreitet. Zum Kaufpreis von 104,5 Prozent sollten die Anleihen damals rückabgewickelt werden. Das ist eine Differenz von 2 Prozentpunkten oder fünf Millionen Euro. Der Versicherer hatte den Rückkauf jedoch an eine erfolgreiche Emission einer neuen Hybrid-Anleihe geknüpft. Mit den Erlösen der Neuemission sollte der Rückkauf der Schuldverschreibungen finanziert werden.
Anfang Oktober wurde die Einladung zur Rücknahme, aufgrund der volatilen Marktentwicklung, wieder zurückgenommen. Dies gelte auch für "Schuldverschreibungen, für die bereits entsprechende Instruktionen übermittelt wurden".
Telefonische Auskünfte sind trotz mehrfachen Bemühens der Redaktion nicht zu erhalten. Weil das bisher vorliegende Statement des Unternehmens wenig zu den Motiven der Gothaer aussagt, hat der Versicherungsbote drei weitere Fragen an das Unternehmen gerichtet:
- Weshalb hat sich die Gothaer zum Aufkauf der Schuldverschreibungen entschlossen?
- Aus welchen Mitteln finanziert die Gothaer den Rückkauf?
- Oder schuldet die Gothaer die 250 Millionen Euro um?
Sobald die Antworten vorliegen, wird der Versicherungsbote diese nachreichen.
Solvency II fordert seine Opfer
Sofern das Rückkauf-Angebot keine Umschuldung zum Ziel hat: Eine Interpretation für das Vorgehen der Gothaer liefert Christian Müller, Unternehmensberater aus Kassel und als ehemaliger Direktor bei PriceWaterhouse Coopers (PwC) nach eigenen Angaben Kenner der Materie.
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Müller vermutet, dass der Versicherer sein Eigenkapital stärken will: „Solvency II fordert seine Opfer. Teure Rückkäufe von Fremdkapital sind erforderlich, um die Eigenkapital-Kriterien zu erfüllen und den Einkauf von Rückversicherungen bei spitz gerechneten Biometrie-Produkten nicht zu teuer zu gestalten“; soweit die These Müllers zu den wirtschaftlichen Motiven der Gothaer.