Neue Besen kehren gut. Neue Chefs machen, gerade wenn sie einen Sanierungsfall übernehmen, gern Tabula rasa und packen Altlasten ihres Vorgängers in die Anfangs-Bilanz ihre Tuns. Um danach buchstäblich vom Boden der Tatsachen aus das darniederliegende Unternehmen neu aufzubauen und (auch sich selbst) zum Strahlen zu bringen, so der Plan. So geschehen in diesen Tagen, als Deutsche-Bank-Notretter John Cryan einen Rekordverlust für den anstehenden Jahresabschluss ankündigte. 6,7 Milliarden rot geschriebene Euro.

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Zurich mit roten Zahlen im Konzern

Von der Deutschen Bank zur Zurich: In diese Richtung bewegt sich der neue Verkaufsförderer Leben Jens Arndt. Der Ex-Deutschbanker und Diplom-Kaufmann soll den neuen Bereich Marktmanagement des Versicherers aufbauen, neue Kundenzugänge schaffen und Hemmschwellen bei kaufunwilligen Kunden abbauen.

Ab ersten Mai soll mit Mario Greco, der die von seinem Vorgänger Martin Senn angehäuften Verluste (minus 172 Millionen im dritten Quartal 2015) drehen soll, eine neue Ära beginnen. Vielleicht gelingt es der Zurich in Zürich, eine Blamage aus dem vergangenen Jahr mit besseren Zahlen zu überstrahlen. Auch wegen der schlechten Ertragslage soll die Zurich laut „Bloomberg“ den Kauf des britischen Konkurrenten RSA zum ohnehin umstritten hohen Preis von angeblich 5,6 Milliarden Pfund (knapp 7,9 Milliarden Euro) abgeblasen haben. Soweit zur Ausgangslage des schweizerischen Versicherers – die Mario Greco der Zurich in die alte Bilanz 2015 hineinpacken wird.

Teilbestände werden saniert

Und offenbar will auch die deutsche Niederlassung der Schweizer ihre Bilanz ausmisten, auf dass die nächste Bilanz glänze. Weniger Risiko, weniger Kosten, weniger Makler und weniger Kunden scheinen auf der Agenda von Deutschland-Chef Ralph Brand zu stehen. Sein Name steht zurzeit auch unter vielen Briefen an Kunden, denen das Unternehmen die Gebäudeversicherung kündigt. Selbst schadenfreie Policen scheinen die Zurich nicht mehr zu interessieren; im besseren Fall dürfen Versicherte versichert bleiben – gegen 25 Prozent Zuschlag.

Dies berichten Versicherungsmakler, die von der Sanierung der Wohngebäude-Bestände nicht von der Zurich, sondern überwiegend von ihren Kunden erfahren. "Die Maßnahmen zur Wohngebäudeversicherung betreffen weniger als fünf Prozent des Bestandes", erklärte eine Zurich-Sprecherin gegenüber dem Versicherungsbote. So sei der Schadenaufwand in den letzten Jahren stark angestiegen. In einigen Teilbereichen könne deshalb nicht rentabel gewirtschaftet werden.

Bereits vor drei Jahren, berichtet „Portfolio International“ (PI), habe das Unternehmen deshalb seine Gebäudepolicen im großen Stil saniert und die damals außerdem die Bestandsvergütung der Makler bei den Sachsparten halbiert, meldet PI weiter. Die betroffenen Teilbestände würden deshalb auf aktuelle Tarife umgestellt oder in Einzelfällen gekündigt. An dieser Stelle ließe der Versicherer auch eine Umdeutung in eine Kündigung durch den Versicherungsnehmer zu, unterstrich die Sprecherin.

„Die widerrufen massenhaft Courtage-Zusagen“

Teile der Maklerschaft erhalten dennoch direkte Post aus Frankfurt, wo die deutsche Zurich niedergelassen ist. Es ist die Kündigung ihrer Courtage-Zusage, womit der Versicherer die Zusammenarbeit mit dem Makler beendet. „Die widerrufen massenhaft Courtage-Zusagen“, kommentierte ein großer Versicherungsmakler die Trennungs-Aktivitäten der Schweizer gegenüber dem Versicherungsboten. Makler, mit denen der Versicherungsbote gesprochen hat, nehmen den unfreiwilligen Abschied von der Zurich überwiegend gelassen. Der Versicherer bestätigte die Kündigung von Maklerverbindungen. Hier wolle das Unternehmen künftig verstärkt auf profitable Vertriebspartner setzen.

"Was die Maklerverbindungen angeht, so wollen wir uns als nachhaltig wirtschaftender Versicherer, der zukunftsorientiert und im Sinne seiner Vertriebspartner und Kunden handelt, auf unsere Vertriebskapazitäten fokussieren. Wie viele andere Organisationen auch, müssen wir daher regelmäßig auswerten, mit welchen Maklern wir aktiv und erfolgreich zusammenarbeiten. Dabei haben wir nun festgestellt, dass bestimmte Maklerbeziehungen nicht mehr unseren wirtschaftlichen Anforderungen entsprechen. Folglich werden wir uns von unrentablem Geschäft trennen. Zurich prüft alle Maklerverbindungen auf Profitabilität. Auch hier betreffen die Maßnahmen deutlich unter fünf Prozent unserer bestehenden Maklerverbindungen.", heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens.

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Neben dem Sachbereich ist der Versicherer auch in der Leben-Sparte für Vorsorgesparer nicht mehr attraktiv. Mit lediglich 2,3 Prozent laufender Verzinsung (Marktschnitt ist 2,86 Prozent laut Assekurata Rating) ist die Zurich Leben. Das Unternehmen versucht es bei seinen angezielten Kunden, wie immer mehr andere Anbieter auch, in Zukunft mit Lebensversicherungs-Produkten ohne Garantiezins. Nach dem sich das Unternehmen bereits seit längerem auf Fonds-Policen und Einmalbeiträge fokussiert, hatte man im Oktober angekündigt ab Ende 2016 entsprechende Verträge im Neugeschäft nicht mehr anbieten zu wollen und besiegelte damit den endgültigen Ausstieg aus dem Geschäft mit klassischen Verträgen.