Allianz-Vorstand: "Die Allianz bietet das bessere Knip"
Die Allianz Deutschland will weitere Millionensummen in die Digitalisierung investieren. Dabei hat der Versicherer unter anderem den Kundenservice und die Schadensmeldung im Blick. Eine App soll erlauben, dass geschädigte Kunden bei einem Blechschaden innerhalb weniger Stunden ihren Schaden reguliert bekommen. Mit der Digitalisierungsoffensive will sich der Versicherer auch gegen FinTechs wappnen.
Allianz-Chef Oliver Bäte ist ein überzeugter Verfechter der Digitalisierung von Versicherungsdienstleistungen – das ist kein Geheimnis. Auch seinem Engagement ist es zu verdanken, dass Europas größter Versicherer bald alle seine Versicherungen im Internet anbieten wird und bereits hohe Summen in den Ausbau der Technik geflossen sind. Aber die bisherigen Investitionen waren erst der Startschuss. Auch in den kommenden Jahren will die Allianz dicke Summen in die Digitalisierung stecken.
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Allein in Deutschland sollen 400 Millionen Euro in die von Bäte angestoßenen Umbauprojekte fließen, berichtet Versicherungskorrespondent Herbert Fromme in der Süddeutschen Zeitung. Davon werden 100 Millionen Euro Jahr für Jahr in Digitalisierungsprojekte umgeleitet. Keineswegs hat die Allianz dabei bloß den Vertrieb im Blick. Die Investitionen sollen auch den Kundenservice und die Schadenbearbeitung verbessern.
In vier Stunden Kfz-Haftpflicht-Schaden reguliert
Ein Beispiel, wie die Digitalisierung die Schadenregulierung verbessern kann, führt Allianz Deutschland-Vorstand Bernd Heinemann vor Augen. Binnen vier Stunden könne ein geschädigter Autofahrer, dem ein Allianz-Kunde ins Auto gefahren ist, den Blechschaden ersetzt haben.
Hierfür müsse der Geschädigte nur eine App herunterladen, den Schaden damit fotografieren und das Foto an den Versicherer schicken. „Das Foto wird elektronisch und mit Hilfe von Experten analysiert, die eine Schadenhöhe feststellen. Der Kunde kann dann wählen: Entweder erstattet die Allianz die Reparaturrechnung, oder sie zahlt sofort den Schadenbetrag aus“, zitiert die Süddeutsche Heinemann. Das Geld werde dann auf ein Paypal-Konto überwiesen. Praktisch: Auch der Versicherer spart Geld, wenn nicht extra ein Gutachter in die Werkstatt geschickt werden muss.
Derartige Projekte geht die Allianz mit viel Selbstbewusstsein an – und will sich damit auch gegen die Konkurrenz durch FinTechs wappnen. Online-Makler wie Check24 und Knip machen den Agenturen von Versicherern das Geschäft streitig, unter anderem, indem Dienstleistungen mittels Apps abrufbar sind. „Wir sind überzeugt, die Allianz bietet das bessere Knip“, sagt Allianz-Deutschland-Chef Manfred Knof der Süddeutschen. Er stellt ein verändertes Verbraucherverhalten fest: Die Kunden würden Reisen online buchen und auch Bücher dort kaufen. „Sie wollen es bei Versicherungen genauso einfach haben.“
Mehr Kunden aus der Warteschleife bekommen
Und wie will die Allianz ihren Kundenservice mittels Digitalisierung verbessern? Durch ein verblüffend einfaches Rezept: Unter anderem sollen 150 neue Mitarbeiter angestellt werden, berichtet Heinemann, um eine bessere telefonische Erreichbarkeit zu garantieren. Pro Tag melden sich 35.000 Kunden bei den deutschen Hotlines, circa 5.000 davon erhalten die Nachricht, es zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu versuchen. Die Zahl der abgewiesenen Anrufe soll auf 1.500 reduziert werden. Auch der Einsatz einer neuen Software ist geplant.
Zukünftig will die Allianz ihre Kunden mittels Mail und SMS informieren, wie der aktuelle Stand einer Schadenbearbeitung oder Antragstellung ist. "Die Hälfte der Anrufer will wissen, wie es mit dem jeweiligen Anliegen steht", sagt Heinemann, zum Beispiel, wann der Handwerkerservice nach einem Schaden eintreffe. Der SMS-Service soll nun die Zahl der Anrufe reduzieren.
Stellenabbau ist aktuell nicht geplant
Aktuell beschäftigt die Allianz Deutschland 29.500 Angestellte und 8.300 freiberufliche Vertreter, so berichtet die Süddeutsche. Ein Stellenabbau sei derzeit nicht geplant. Allerdings hängt dies auch davon ab, ob die hochgesteckten Ziele des Drei-Jahres-Planes erreicht werden, die Oliver Bäte, Chef der Allianz SE, seinem Konzern vorgegeben hat.
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Im Geschäftsjahr 2015 musste die Allianz Deutschland einen Umsatzrückgang beklagen, konnte ihren Gewinn aber steigern. Statt 32,1 Milliarden Euro wie im Rekordjahr zuvor kamen 2015 nur 30,9 Milliarden Euro in die Kassen, der operative Gewinn stieg von 2,6 Milliarden Euro auf 2,7 Milliarden Euro. Grund dafür waren vor allem geringere Einmalzahlungen in der Lebensversicherung.