Geschlossene Fonds hoffen auf steigenden Umsatz
Grauer Kapitalmarkt: Viele Privatanleger haben durch geschlossene Fonds Geld verloren – die Finanzkrise forderte hier besonders ihren Tribut. Doch die Anbieter geschlossener Fonds wollen 2016 ihre Produktpalette trotz schwachem Umsatz deutlich ausweiten. Das Vertrauen der Anleger ist nach wir vor gering.
Die einen wollten in chinesische Riesenräder und Vergnügungsparks investieren, andere wiederum in Edelholz, Frachtschiffe oder Windräder: Geschlossene Fonds erfreuten sich zwischenzeitlich bei Privatkunden großer Beliebtheit, auch weil sie oft zweistellige Renditen versprachen.
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Doch die Realität sah weniger erbaulich aus. Allein 450 Containerschiffbeteiligungen auf dem deutschen Markt schipperten nach der Finanzkrise in die Pleite und bescherten den Privatanlegern einen Verlust von mehr als zehn Milliarden Euro, wie Capital.de berichtet. Die Kunden vertrauten der Branche zuletzt kaum noch, die Platzierungszahlen brachen allein zwischen 2012 und 2013 um die Hälfte ein.
Hoffnung auf Aufschwung
Nun ist der Markt bemüht, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und sich neu aufzustellen. Zwar leiden die Anbieter geschlossener Fonds weiterhin an einer eklatanten Absatzschwäche, wie FONDS professionell berichtet. Das Branchenblatt schätzt den Umsatz der Branche im vorigen Jahr auf deutlich unter 2 Milliarden Euro. Dennoch wollen die Initiatoren nach Angaben des Ratinghauses Dextro in diesem Jahr ihr Angebot deutlich ausweiten. Angeblich kommen 54 Publikums-AIF mit einem Eigenkapitalvolumen von 2,28 Milliarden Euro auf den Markt. Im vergangenen Jahr hatten die Anbieter 39 Produkte mit 1,9 Milliarden Euro Platzierungskapital angekündigt.
Wie FONDS Professionell weiter schreibt, sind in die Erhebung der Emissionspläne laut Dextro Angaben von 42 Fondsanbietern eingeflossen. Auch die Zahl der Direktinvestments und operativ tätigen Unternehmungen soll im Jahresvergleich von 12 auf 21 ausgebaut werden. Als „operativ tätige Unternehmen“ gelten zum Beispiel solche, die Anlagen (Biogas-, Solar-, Windkraftanlagen) im Rahmen ihres Geschäftsbetriebs selbst betreiben. Das geplante Emissionsvolumen soll sich ebenfalls verdreifachen: Von 470 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden Euro.
Hochriskante Geldanlagen
Fest steht: Wer in geschlossene Fonds investieren will, sollte über ausreichend Vorwissen verfügen und genau wissen, auf was er sich einlässt. Denn das Risiko ist bei den wenig regulierten Anlageprodukten sehr hoch, Totalverlust nicht ausgeschlossen.
Die Zeitschrift Finanztest nahm 2015 genau 1.139 geschlossene Fonds unter die Lupe, die seit 1972 aufgelegt worden waren. Im Schnitt erlitten Anleger mit den geprüften Fonds auf Basis ihres eingesetzten Kapitals bei 57 Prozent der Immobilienfonds, 62 Prozent der Umweltfonds, 81 Prozent der Schiffsbeteiligungen und 96 Prozent der Medienfonds einen vollständigen oder zumindest teilweisen Verlust ihres angelegten Kapitals.
„Insgesamt verbrannten die von uns untersuchten, bereits aufgelösten Fonds Anlegergeld in Höhe von knapp 4,3 Milliarden Euro, statt einen Gewinn von 15,4 Milliarden Euro zu liefern – wie ihn ihre Prospekte zusammengenommen in Aussicht stellten“, berichtet Finanztest.
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Schlechtes Image
Ob dieser Zahlen mag es kaum verwundern, dass geschlossene Fonds nach wie vor ein schlechtes Image haben. In einem Gastkommentar für AssCompact schreibt Eric Romba, Geschäftsführer des Sachwerteverbandes BSI, dass der Vertrieb Unterstützung brauche. Denn die Vorbehalte der Kunden gegenüber Alternativen Investmentfonds seien hoch – die schlechten Erfahrungen würden aber noch aus der Zeit vor Umsetzung der AIFM-Regulierung resultieren. Diese trat im Juli 2013 in Kraft und sieht unter anderem höhere Anforderungen an Erlaubnisverfahren, Vertrieb und Erwerb der Produkte vor.