Die Frankfurt School of Finance & Management belegt in ihrer jüngsten Studie mit dem Titel „Garantiekosten in der Altersvorsorge - Entwicklung eines Garantiekostenindexes“ die Verluste, die durch gegenwärtige Finanzmarkt-Einstellungen beim Vorsorgesparen entstehen können.

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Dabei hat Professor Dr. Olaf Stotz die Kosten in den Blick genommen, für den Beispielfall eines Anlegers, der einen langfristigen Sparplan mit einer 100-Prozent-Garantie der eingezahlten Sparbeträge unterhält. Konkret würde das für eine Anlegerin bedeuten, die heute 25 Jahre zählt und bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren monatlich 50 Euro in einen Sparplan einzahlt, dass circa 140.000 Euro für die Kosten einer 100-Prozent-Garantie anfallen können. Das heißt, mehr als das Fünffache der eingezahlten Beträge kämen hier unter.

Zur Ermittlung von Garantiekosten hat Stotz zwei Sparpläne miteinander verglichen. Zum einen den Sparplan mit 100-Prozentiger Garantie und zum anderen einen ohne jede Garantie. Aus der Differenz des mittleren Endvermögens der beiden Sparpläne ergeben sich nachher die Garantiekosten.

Garantien mit Preisschild

Ein solcher Vergleich erfolgt ohne Einrechnung weiterer Kosten und dient allein dem Sichtbarmachen der Effekte des puren Ansparvorgangs und der unterschiedlichen Allokation der investierten Gelder. Im Fazit können dann die Opportunitätskosten einer starren 100-prozentigen Kapitalgarantie über die zurückliegenden Jahre gezeigt werden, womit die erhaltenen Garantien erstmalig einen hypothetischen Euro-Wert im Sinne eines greifbaren „Preisschilds“ erhalten.

Als Ursache für den enormen Unterschied werden von der School of Finance die durch das Niedrigzinsumfeld stark angestiegenen Kosten der Garantie und die den Anbietern vorgeschriebene Struktur der Verträge genannt, was dazu führe, dass Anbieter jene wiederum über Investments in vermeintliche Sicherheitsanlagen wie Staatsanleihen abdecken müssten. So will es der Gesetzgeber.

Wenig ertragreiche Garantiemodelle

Gegenwärtig sei dieses Modell aber wenig ertragreich, weshalb der Anteil des vom Sparer eingezahlten Kapitals, das für die Sicherung des Geldes aufgewendet werden müsse, ausgesprochen umfangreich sein muss. Während auf der anderen Seite der Anteil, welcher für den Kapitalzuwachs zur Verfügung steht, beispielsweise Investitionen in Aktien, sehr mager ist.

Olaf Stotz kann aus diesen Ergebnissen eine unmissverständliche Tendenz ablesen, nämlich, dass in den vergangenen Jahren die Kosten für die Garantien auf Grundlage des merklich gesunkenen Zinsniveaus sprunghaft angestiegen seien.

Kosten steigen und steigen

Zu Beginn des Beobachtungszeitraums vor sechzehn Jahren lagen die Kosten noch unter der Summe der eingezahlten Anlagebeträge. In den letzten Jahren jedoch hätten sie sich weit darüber hinaus entwickelt. Dies gelte für verschiedene Anlegertypen und verschiedene Annahmen zum Kapitalmarktumfeld. Olaf Stotz kommt zu der Einschätzung: „Ohne Transparenz der Garantiekosten liegt die Vermutung nahe, dass Anleger in ihrer Altersvorsorge keine optimale Entscheidung treffen können.

Während dem Anleger die Leistung der Garantie bewusst ist und seine Zustimmung finden dürfte, sind ihm die Kosten und insbesondere der starke Anstieg in den letzten Jahren kaum bewusst. Würde er sie kennen, dann könnte er den Preis für die Garantie mit der Leistung vergleichen, er könnte dann mit Kenntnis des tatsächlichen Preis-Leistungsverhältnisses eine bessere Entscheidung für die Altersvorsorge treffen.“ Freilich handelt es sich hier nicht um ein allein deutsches Phänomen, auch Länder wie Australien oder die USA durchleben derartige Entwicklungen.

Weg von Auszahlungssicherheiten

Stotz erkennt eine Tendenz, von Systemen wegzugehen, bei welchen die Auszahlungssicherheit im Vordergrund stünde. Um sich stattdessen zu Systemen zu orientieren, die über die Beitragshöhe gesteuert werden. Für die Bundesrepublik hält Stotz eine flexible Garantie für ratsam, welche sich auf unterschiedliche Weise ausgestalten ließe. So könnte man sie von den persönlichen Präferenzen des Sparers abhängig machen und von den aktuellen Kapitalmarkbedingungen oder man könnte individuelle Risiken durch Umverteilungsmechanismen abfedern.

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Sparer zu unzureichender Vorsorge gezwungen?

Der Leiter der privaten Altersvorsorge und Versicherungen im Asset Management der Deutschen Bank, Frank Breiting, äußerte sich zum Thema wie folgt: „Bislang wurden Garantien in einigen Vorsorgeprodukten vom Staat als Bestandteil der Fürsorgepflicht für den Sparer angesehen. Die fortdauernde Dürre bei den Zinsen verkehrt das allerdings ins Gegenteil." Und weiter: "Sparer werden durch die Garantie in Anlagen gezwungen, die ihren Vorsorgebedarf nicht decken helfen, das Gegenteil ist der Fall - Investitionen in Produktivkapital könnten das durchaus. Diese Möglichkeit wird Sparern von Staat allerdings versperrt. Hier wäre eine Flexibilisierung der Garantien dringend geboten. Bei der Basis oder „Rüruprente“ ist das schon seit Jahren der Fall. Warum also nicht auch bei Direktversicherung oder Riesterrente?“