PKV - Signal, Hallesche, Gothaer und Barmenia bilden Quartett
Private Krankenversicherung: Vier private Krankenversicherer planen laut einem Zeitungsbericht eine Kooperation. Demnach wollen sich die Barmenia, Hallesche, Gothaer und Signal zu einem Joint Venture zusammenschließen, um mehr Marktmacht gegenüber Pharmaunternehmen und Krankenhaus-Dienstleistern zu erlangen. Das Bundeskartellamt muss nun prüfen, ob die Versicherer gemeinsame Sache machen dürfen.
Die Krankenvollversicherung schwächelt – das liegt nicht nur am Niedrigzins. Die Kosten für Medikamente sind in der Regel höher als bei den gesetzlichen Krankenkassen, werben doch viele PKV-Versicherer sogar damit, dass man Anrecht auf die neuesten Medikamente hat. Auch, wenn die Pille teurer ist und der Mehrwert zu etablierter und kostengünstiger Medizin überschaubar.
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Und weil Ärzte bei PKV-Versicherten ein höheres Honorar abrechnen dürfen, haben sie einen Anreiz, den Patienten auf den OP-Tisch zu bekommen. Einen Fehlanreiz? Ellis Huber, Ex-Präsident der Berliner Ärztekammer, warnte 2010 in der Süddeutschen Zeitung: "Die ausufernde Anwendung von gefährlicher Diagnostik und Therapie des Geldes wegen ist längst eine Gefahr für Privatversicherte". Die PKV-Versicherten würden länger im Krankenhaus behandelt und häufiger operiert werden. Viele Operationen seien unnötig.
Joint Venture – Mehr Macht gegenüber Gesundheitsdienstleistern
Hier kann es nicht schaden, wenn die Anbieter ihren Einfluss auf Pharmaindustrie, Ärzte und Kliniken erhöhen. Genau dies planen nun vier wichtige Anbieter der Branche. Die Signal, Barmenia, Hallesche und Gothaer wollen ein gemeinsames Joint Venture gründen, um ihr Kostenmanagement bei Gesundheitsdienstleistungen zu verbessern, berichtet die Börsen-Zeitung. Ziel sei es, Beitragssprüngen vorzubeugen, indem auch auf der Ausgabenseite gespart werde.
Das Bundeskartellamt muss zu dem Zusammenschluss noch sein Okay geben – und hat die Fusionspläne gegenüber der Börsen-Zeitung bestätigt. „Die Anmeldung zu dem Vorhaben ist bei uns eingegangen. Die Prüfungsfrist läuft allerdings noch nicht, da die Anmeldung nicht alle notwendigen Informationen enthielt“, so ein Sprecher.
Es ist wahrscheinlich, dass die Zusammenarbeit genehmigt wird. Es handle sich um kleinere PKV-Anbieter, die selbst als Quartett kaum eine marktbeherrschende Stellung einnehmen könnten.
PKV-Anbieter zu klein für individuelle Vereinbarungen?
Laut Ärztezeitung haben die privaten Krankenkassen noch immer einen Nachholbedarf, was Verträge mit Ärzten, Kliniken und Pharmaherstellern angeht. Während die gesetzlichen Anbieter Art, Qualität und Honorierung der Leistung individuell mit den Gesundheitsdienstleistern vereinbaren können, seien die meisten PKV-Anbieter schlicht zu klein, um zum Beispiel Selektivvereinbarungen durchzusetzen. Verträge mit ihnen würden bei Ärzten und Kliniken nur eine Minderheit der Patienten erfassen.
Hier soll der Zusammenschluss die Verhandlungsmacht der Beteiligten erhöhen. Selbst der größte Anbieter der Beteiligten, die Signal Iduna, betreut gemeinsam mit Deutscher Ring bundesweit "nur" 610.000 Vollversicherte. Zum Vergleich: Allein die Techniker Krankenkasse als Marktführer in der Gesetzlichen betreut mit 10,4 Millionen Vollversicherten mehr Kunden als die gesamte PKV-Branche.
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Laut den Presseberichten wollen die Versicherer auch bei den Einkäufen kooperieren, um von Skaleneffekten zu profitieren. In hoher Stückzahl gekauft, sinken die Preise zum Beispiel für Hilfsmittel wie Rollstühle oder Hörgeräte.