Fintechs verbrennen Millionen
Deutsche Fintechs haben insgesamt eine niedrige dreistellige Millionensumme verbrannt. Das größte Minus in einem einzelnen Jahr machte dabei die Hamburger Firma Kreditech, die 2014 einen Jahresfehlbetrag von 20,1 Millionen Euro auswies. Lediglich ein einziges der bekanntesten deutschen Finanz-Startups hat 2015 einen Jahresüberschuss erzielt.
Die deutschen Fintechs erwirtschaften trotz des Hypes um die Branche bislang praktisch keine nennenswerten Gewinne. Das geht aus einer Umfrage des Wirtschaftsmagazins 'Capital' unter 24 der größten und bekanntesten deutschen Finanz-Startups hervor. Lediglich die Mülheimer Firma Fincite habe nach eigenen Angaben einen Überschuss im sechsstelligen Bereich verbucht.
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Die meisten Unternehmen verlieren aktuell Geld statt welches zu verdienen. Selbst Fintechs wie die Kreditvermittler Smava und Auxmoney, die schon seit Jahren im Geschäft sind, hätten noch nie schwarze Zahlen geschrieben. Das geht aus Informationen der 'Capital' hervor. So musste das 2007 gegründete Düsseldorfer Unternehmen Auxmoney zum Beispiel 2013 einen Jahresfehlbetrag von 6,1 Millionen Euro und 2014 sogar einen Verlust von 8,5 Millionen Euro verkraften. Bei Smava kam 2014 zu einem Verlustvortrag von 11,5 Millionen Euro ein zusätzliches Minus von 3,0 Millionen Euro. Damit galt das Unternehmen seinen Bilanzen zufolge als "bilanziell überschuldet", das gleiche galt ein Jahr zuvor für Auxmoney. Allerdings haben beide Firmen zwischenzeitlich frische Finanzierungen erhalten. So stieg etwa die Risikokapitalgesellschaft von ProSieben Sat1 kürzlich bei Auxmoney ein.
Fintechs: Mit Investorengeldern wird eine Internetblase aufgebaut
Auch andere Fintechs profitierten zuletzt von neuen Investments. So bekommen unter anderem Clark und Fairr vom Medienunternehmen ProSiebenSat1 ein Werbebudget in Höhe von jeweils einer halben Million Euro gestellt. „Mit den aktuell sprudelnden Investorengeldern wird technisch nichts Neues geschaffen. Lediglich wird mit schicken, ansprechenden Apps und Webseiten eine neue Internetblase aufgebaut“, mahnt Fintech-Experte Dominik Groenen. Die Rolle der FinTechs hält Groenen sogar für stark überbewertet.
Ferner steht in Frage, ob FinTechs des Versicherern oder deren Vertrieblern schnell genug Kunden abjagen können, damit sie auf eine „schwarze Null“ kommen. Auf dem Weg dahin scheint es aber Hindernisse zu geben. Kritker Groenen verortet bei den FinTech-Firmen fachliche Defizite, wie er es kürzlich im Interview mit dem Versicherungsboten sagte.
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