Renditen, Finanzen, Vorsorge - das gehört zum Schulstoff
Leiden zu viele Bundesbürger unter einem "ökonomischen Analphabetismus"? Laut einer Studie ist das Interesse an Themen wie Geldanlage und Zukunftsvorsorge durchaus ausgeprägt. Allerdings zeigen gerade junge Menschen vergleichsweise wenig Interesse am Thema "Finanzen". Experten fordern, die Finanzwissen bereits in der Schule stärker zu vermitteln.
Doch allmählich wächst die Lust, das Basiswissen ein bisschen aufzubauen, wie die repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Finanzvermittlers AVL gezeigt hat. An der Befragung nahmen 1.088 Menschen ab 14 Jahren teil.
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Der Befragung ist zu entnehmen, dass 44 Prozent generell kein Interesse an Finanzen hat, also knapp die Hälfte der Menschen, die von der GfK befragt wurden. Am größten macht sich das Desinteresse von 87 Prozent in der Gruppe der 14- bis 19-jährigen bemerkbar. So twitterte vor einem Jahr eine 17-jährige Schülerin: "Ich bin fast 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Miete und Versicherungen. Aber ich kann eine Gedichtanalyse schreiben", daran erinnerte AVL.
20 bis 29-jährige zeigen überdurschnittliches Interesse an Finanz-Themen
Das Interesse an Finanzwissen wächst mit zunehmendem Alter, beruflichem Aufstieg und Zielen wie Familiengründung. AVL-Chef Uwe Lange: "Wenn sich junge Leute dem Erwachsenenalter nähern, steigt das Finanz-Interesse sprunghaft. Das lässt sich an der nachfolgenden Altersgruppe erkennen, die der 19- bis 29-jährigen."
So zeigt sich, dass bereits bei den 20- bis 29-jährigen das Interesse an Finanzangelegenheiten bei 57,3 Prozent liegt und damit über dem Durchschnitt. In der nächsten Altersgruppe der 30 bis 39-jährigen äußerten bereits 65,1 Prozent der Befragten ihr Interesse an Finanzthemen, bei den 40- bis 49-jährigen sind es gar 71,3 Prozent.
Ungeachtet der Altersgruppen haben insgesamt 55 Prozent angegeben, dass sie sich für Finanz-Aspekte interessierten. Die übergreifenden Themen wie Altersvorsorge (33,4 Prozent), Geldanlage (24,6 Prozent) und private Versicherungen (24,4 Prozent) stehen dabei auf den Top-Drei der am häufigsten genannten Interessensgebiete. 84 Prozent der Pro-Fraktion hätten auch nichts dagegen, das Thema Finanzen im Schulunterricht unterzubringen. Bei den Beamten übrigens lag die Zustimmung zu diesem Punkt bei einhundert Prozent.
Das Interesse an den einzelnen Themen verteilt sich wie folgt: Altersvorsorge 33,4 Prozent, Geldanlage 24,6, Private Versicherungen 24,4, Gesetzliche Versicherungen 19,5 und Immobilien 14,4 Prozent.
Interesse an Förderungsmöglickeiten
Was die einzelnen Finanz-Aspekte anging, so waren die Themen der Förderungsmöglichkeiten – also Zulagen, Prämien und Steuervorteile – mit 62,1 Prozent aller Positiv-Nennungen weit vorn, dabei waren Abweichungen zwischen Männern und Frauen nicht auszumachen, ebenso wenig wie bei dem Punkt Renditechancen (48,8 Prozent) und dem Aspekt "Kosten", also beispielsweise das Wissen über Provisionen (47 Prozent). „Dass Kosten inzwischen einen so hohen Stellenwert beim Finanz-Interesse haben, ist ein Trend in die richtige Richtung“, kommentiert Lange.
Trotzdem ist ein Punkt besonders auffällig, nämlich der möglicher Anlagerisiken – diese stellten für 39,1 Prozent aller Befragten eine wichtige Größe dar. Und hier kam es doch zu einem Geschlechterunterschied, denn Männer sahen hier für sich erheblich mehr Aufklärungsbedarf als die Frauen. "Das könnte damit zu tun haben, dass Männer eher bereit sind, Risiken einzugehen, aber diese Risiken auch kennen wollen", so Studien-Initiator Uwe Lange. Unterm Strich, so Lange weiter, ließe sich daher sagen, dass jeder zweite Deutsche mehr Finanzbildung wolle. „Da muss in unserer Bildungspolitik endlich etwas passieren."