EU-Kommission: Windkraft für die Lebensversicherung
Die EU-Kommission entlastet Versicherer von Investitions-Hemmnissen und eröffnet damit auch eine Perspektive für die Lebensversicherung. Die Assekuranz muss künftig nur noch 30 Prozent Eigenkapital reservieren, wenn sie Infrastruktur-Projekte finanziert. Bisher haben Invests in Windkraft oder Straßenbau-Projekte zugleich bis zu 49 Prozent Eigenkapital der Unternehmen gefesselt. Durch die erleichterten Eigenmittel-Auflagen kann die Versicherungs-Industrie nun mehr Anlagechancen nutzen. Dies hat etwa die Allianz bereits angekündigt.
Im Zuge der jahrelangen Verhandlungen um das inzwischen gültige Eigenkapital-Regime Solvency II hatten die Versicherer immer wieder verlangt, Infrastruktur-Investitionen zu erleichtern. Wenn in Zukunft nur noch 30 statt 49 Prozent Eigenkapital gebunden wird, können die Versicherer mehr Geld in Wasser-Projekte pumpen oder die Windkraft ankurbeln. Auch Straßen und Brücken wollen nicht nur gebaut, sondern auch finanziert werden. Bisher wurden solche Projekte in den Büchern der Versicherer wie Industrie-Beteiligungen behandelt, die weiterhin nach 49 Prozent Eigenmitteln verlangen.
Anzeige
Allianz sieht Chancen auch für Kunden
Wenn Eigenkapital-Fesseln beim Investieren in die Infrastruktur gelockert werden, steht ein größeres Kapital-Sammelbecken bereit, aus dem die Assekuranz Geld in die Wirtschaft pumpen kann. Geld, das die meisten öffentlichen Haushalte nicht hätten, mit dem nun in Deutschland und im Ausland Infrastruktur erneuert oder neu aufgebaut werden kann. Im Zuge der Energiewende werden diese Mittel auch gebraucht, etwa um Stromtrassen aufzubauen, die die Windenergie der Küste nach Süddeutschland transportieren
"Mit unserem Risikowissen, unserer Finanzstärke und unseren langfristigen Anlagehorizonten können wir den Klimaschutz wirkungsvoll unterstützen und gleichzeitig langfristige Chancen für unsere Kunden nutzen", hatte etwa Allianz-Chef Oliver Bäte im November kurz vor Beginn des Klimagipfels in Paris gesagt. Der Konzern wird demnächst in amerikanische Windkraft investieren, teilte die Allianz im Februar bereits mit.
Anzeige
Perspektive für die Lebensversicherung
Nach eigenen Angaben hat die Allianz bereits in in 60 Windparks und 7 Solarparks Europa investiert. Andere Versicherungskonzerne werden diesem Beispiel folgen. Langfristige Großprojekte mit einer guten Rendite könnten perspektivisch ein Gutteil der klassischen Anlagevehikel der Lebensversicherer ersetzen; wenn sozusagen aus der heute niedrig bis null verzinsten Staatsanleihe das halbstaatliche Autobahnprojekt wird, von Versicherern finanziert – und kassiert.