Karl-Josef Laumann (CDU) ist kein Politiker, dem man vorwerfen kann, zur staatlich geförderten Altersvorsorge von vorn herein eine ablehnende Haltung eingenommen zu haben. Der frühere Arbeits-und Sozialminister des Landes Nordrhein-Westfalen zählte zu den Befürwortern eines privat gedeckten Kapitalstocks. Doch auf der „17. Handelsblatt Jahrestagung betriebliche Altersversorgung“, die vom 5.-7. April in Berlin stattfand, warf er der Versicherungsbranche Totalversagen vor.

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„Riester ist nicht in Stein gemeißelt“

Wie das Versicherungsjournal (Mittwoch) berichtet, zeigte Laumann bei einer Podiumsdiskussion eine tiefe Enttäuschung über die Riester-Versicherer. Er habe damals selbst an der Konzipierung der Riester-Rente mitgewirkt und bei einer Anhörung im Jahr 2002 hätten die Altersprodukte anbietenden Verbände der Politik Traumrenditen versprochen. Doch die Versprechen seien nicht erfüllt worden.

Man müsse sich heute die Frage stellen, ob es noch richtig sei, jährlich Milliarden Euro in ein Projekt zu stecken, dass die damals gehegten Erwartungen nicht erfüllen könne. Die Kosten für die Produkte seien zu hoch, so dass sie sich für die Sparer nicht rentieren würden. „Riester ist nicht in Stein gemeißelt“, sagte Laumann. Die Versicherungsbranche habe „kläglich versagt“.

Laumann erwartet, dass die staatlich geförderte Altersvorsorge und das sinkende Rentenniveau im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2017 zu harten Auseinandersetzungen führen. Die Menschen würden sich nicht damit abspeisen lassen, perspektivisch nur noch 40 Prozent ihres letzten Nettogehalts als Rente zu erhalten. „Sagen Sie mal einem Beamten, dass er nur noch 40 Prozent bekommt“, habe Laumann unter dem Lachen des Publikums gesagt, berichtet das Versicherungsjournal.

GDV-Mitglied verteidigt Riester-Rente

Auf wenig Verständnis stieß Laumanns Kritik bei Dr. Peter Stark, Mitglied der GDV-Hauptgeschäftsführung. Man dürfe die Erfolge bei Riester nicht kleinreden, immerhin habe man bereits 16 Millionen Policen innerhalb weniger Jahre vermitteln können. Auch die Kritik, dass die Verwaltungskosten die erwartbaren Renditen der Sparer auffressen, wollte er nicht gelten lassen. Man habe die durchschnittlichen Verwaltungskosten von sechs Prozent auf zwei Prozent drücken können.

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Der GDV setzt sich aktuell ebenfalls für eine Riester-Reform ein: So soll die Anrechnung auf die Grundsicherung im Alter aufgehoben werden, um die Produkte für Geringverdiener attraktiver zu machen. Darüber hinaus spricht sich der Verband für eine Dynamisierung der staatlichen Förderung aus. Zumindest in der betrieblichen Altersvorsorge könnte es dahingehend Erleichterungen geben. Der ebenfalls bei der Podiumsdiskussion anwesende Staatssekretär im Bundessozial- und Finanzministerium Dr. Michael Meister (CDU) berichtete, dass aktuell über staatliche Zuschüsse für Geringverdiener nachgedacht werde, wenn sie sich für die bAV entscheiden.

Versicherungsjournal Online

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