Es ist kein Geheimnis, dass Warren Buffet Versicherungen zu schätzen weiß. Seit 1967 ist der US-amerikanische Großinvestor in der Versicherungsbranche aktiv, so berichtet Robert G. Hagstrom in seinem Buch „Investieren mit Warren Buffett“, damals kaufte seine Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway den Versicherer National Idemnity Company. Seitdem hat Buffett einige weitere Versicherungsunternehmen erworben, unter anderem den Auto-Direktversicherer GEICO und die General Re Corporation. Auch Minderheitsbeteiligungen an Versicherungskonzernen nennt Buffett sein Eigen. Prominente Namen hierbei sind die Munich Re und Swiss Life.

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„Man muss auf die dicken Brocken warten!“

Wie auch bei seinen anderen Investments, ist Buffett im Versicherungsgeschäft an den großen Geschäften interessiert. „Versicherungen haben viel mit der Kapitalanlage gemeinsam“, wird der 85jährige in Hagstroms Buch zitiert. „Wenn Sie glauben, Sie müssten jeden Tag investieren, dann werden Sie viele Fehler machen.“ Um bei der Kapitalanlage wie bei Versicherungen Erfolg zu haben, „muss man auf die dicken Brocken warten“. Das spiegelt sich auch in der Art des Versicherungs-Engagements wieder. General Re ist einer der größten Rückversicherer für Superkatastrophen und bietet Policen an, mit denen sich andere Erst- und Rückversicherer gegen Ereignisse wie schwere Erdbeben oder Wirbelstürme absichern können. Die Nettoeinnahmen im Jahr 2014: 6,264 Milliarden US-Dollar.

Ein bisschen ist auch bei diesen Superversicherungen Zockerei im Spiel. Bei der Preisgestaltung könnten Katastrophenversicherer nicht Erfahrungen aus der Vergangenheit hochrechnen, warnt Buffett. Wenn es tatsächlich eine globale Erderwärmung gebe, „dann werden sich auch die Risiken ändern, da schon geringe Veränderungen der atmosphärischen Bedingungen enorme Veränderungen der Wetterbedingungen hervorrufen können“. Als Beispiel nennt Buffett die Versicherung von Werten und Personen an der Südküste der Vereinigten Staaten. „Ein Wirbelsturm, der vor zwanzig Jahren einen Schaden von X Dollar verursacht hatte, könnte heute durchaus das Zehnfache kosten.“

Gemäß seiner Natur sei das Geschäft mit Versicherungskatastrophen die volatilste aller Versicherungsarten, warnt Buffett. In den meisten Jahren seien enorm hohe Gewinne zu erwarten, weil derartige Ereignisse nicht eintreten. Man müsse aber wissen, „dass ein wirklich schreckliches Jahr im Geschäft mit Naturkatastrophen nicht nur eine Möglichkeit ist – es ist eine Sicherheit. Die einzige Frage ist, wann dieses Jahr sein wird.“ Denn tritt ein solches Ereignis ein, etwa ein Erdbeben an der Südküste der USA, wird es für die Anbieter richtig teuer. „Von Zeit zu Zeit werden uns hohe Verluste treffen“, so Buffett. Er sei aber bereit, diese Volatilität gegen höhere langfristige Gewinne einzutauschen.

Buffetts Spezialversicherer eröffnet Niederlassung in Deutschland

So also denkt Warren Buffett, der Starinvestor, der nicht immer, aber oft richtig lag. Und so dürfte es für branchenweites Interesse sorgen, dass er ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt sein Engagement in Deutschland auszuweiten gedenkt. Die Berkshire-Tochter Berkshire Hathaway Specialty Insurance habe im Norden von Düsseldorf eine rund 1.700 Quadratmeter große Bürofläche angemietet, berichtet das Fachmagazin AssCompact. Dort sollen vor allem Industrieversicherungen angeboten werden. Der Bezug der neuen Büros sei bereits für Juni geplant, schreibt das Fachmagazin.

Die Niederlassung in Düsseldorf ist der erste Standort des Unternehmens in Deutschland. Neben Industrie- und Gewerbeversicherungen bietet die Berkshire Insurance, deren Wurzeln bis in das Jahr 1940 zurückreichen, in den USA auch Kranken- und Reiseversicherungen an. Niederlassungen hat das Unternehmen unter anderem auch in Kanada, Australien, Hongkong, Singapur und Neuseeland. Man kann also davon ausgehen, dass sich Buffett gute Wachstumschancen in der deutschen Gewerbe-Sparte erhofft.

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In einem anderen Bereich hat Buffett sein Engagement jüngst erst zurückgefahren. 2015 verkaufte er seine Anteile am US-amerikanischen Lebensversicherer Symetra an den japanischen Anbieter Sumitomo Life, der sich stärker auf dem US-Markt engagieren will. Buffetts Investmentfirma hielt 17 Prozent der Aktien an dem Unternehmen, das zum Zeitpunkt des Verkaufs immerhin 1,7 Millionen Kunden und 1.400 Mitarbeiter in den USA zählte. Daraufhin war bereits spekuliert worden, ob Buffett angesichts des Niedrigzinses allgemein weniger in Versicherungen investieren will.