Sparen bei der Sparkasse – das hat in Deutschland Tradition. Die Ursprünge der öffentlichen Institute reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, bereits im Jahr 1749 soll im baden-württembergischen Salem eine Kasse zur Verwaltung von Waisenrenten eingerichtet worden sein. Im Jahr 1900 kam auf 7.000 Einwohner eine Sparkassen-Filiale. Und das deutsche Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg fand auch darin seinen Ausdruck, dass im gesamten Bundesgebiet neue Sparkasse-Filialen eröffneten, zu denen die Bürger ihre Ersparnisse hintrugen: Über 19.000 Filialen bundesweit waren es zu Hochzeiten in den 90er Jahren. Noch immer ist die Sparkasse Marktführer bei den Girokonten.

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„Wir werden alles tun, um Sparer zu schützen“

Georg Fahrenschon, Chef des Sparkassen-Dachverbandes. Quelle: DSGV Doch nicht nur das Filialnetz wurde in den letzten Jahren immer mehr abgebaut, auch das Girokonto könnte zukünftig unattraktiver werden. Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon sagte auf dem 25. Deutschen Sparkassentag in Düsseldorf, die Institute könnten Strafzinsen für normale Sparer zukünftig nicht mehr ausschließen. Die Geldinstitute würden „alles tun, um die privaten Sparer vor Negativzinsen zu schützen - in Teilen auch zu Lasten der eigenen Ertragslage“, wird Fahrenschon von dpa zitiert. Aber wenn der aktuelle Niedrigzins an den Kapitalmärkten andauere, würden die Sparkassen ihre Kunden nicht davor bewahren können. Fahrenschon hatte bereits im März vor einem möglichen Strafzins gewarnt (Versicherungsbote berichtete).

Darüber hinaus forderte Fahrenschon den Staat auf, mehr für die Vermögensbildung von Geringverdienern zu tun. „Über 60 Prozent unserer Privatkunden haben monatlich eigentlich nichts mehr übrig, um Rücklagen zu bilden“, gab der frühere bayrische Staatsminister für Finanzen zu bedenken. Wer wirklich Wohlstand für alle wolle, müsse den Betroffenen bei der Altersvorsorge helfen. Das Geld für mehr Unterstützung sei durchaus vorhanden, da der Staat sich wegen der niedrigen Zinsen aktuell eine eigene Kreditaufnahme spare, so Fahrenschon.

Mit seinem Appell zielt Fahrenschon auf die -derzeit stark in der Kritik stehende- staatlich geförderte Altersvorsorge. Denkbar sei beispielsweise eine Nivellierung des Vermögensbildungsgesetzes, damit die betriebliche Vorsorge von Arbeitnehmern gefördert werde. Seit 1998 seien dessen Einkommensgrenzen und Förderhöhen nicht mehr angepasst worden, deshalb viele aus der Förderung gefallen. Fahrenschon fordert eine „staatliche Sparprämie von 20 Prozent“.

Scharfe Kritik an der Europäischen Zentralbank

Georg Fahrenschon nutzte seine Rede, um erneut scharfe Kritik an der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu üben. Die EZB-Politik bedrohe nicht nur die Altersvorsorge vieler Bundesbürger, sie sei inzwischen auch dabei, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden. „Wer Zins und Zinseszins ausschaltet, der legt im Grunde die Axt an grundlegende Zusammenhänge unserer Gesellschaft.“

Angela Merkel, die ebenfalls auf dem Sparkassentag anwesend war, äußerte für die Diskussion Verständnis. Die Niedrigzinsen kämen den Sparer relativ teuer zu stehen, sagte sie. Die Politik könne angesichts der Unabhängigkeit der Notenbanken aber nur versuchen, über Strukturreformen das Wachstum anzukurbeln. Das könne zum Beispiel eine Inflationsrate schaffen, die wieder Spielraum für Zinserhöhungen gebe. Zuletzt hatte sich auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) für ein Ende der Niedrigzinspolitik ausgesprochen.

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Strafzins "bald keine Seltenheit mehr"?

Bisher haben nur kleine Institute einen Strafzins aufs Girokonto erhoben, unter anderem die Skatbank aus dem Thüringischen Altenburg. Doch Bankexperten erwarten, dass sich der Strafzins langfristig durchsetzen könnte. „Das dürfte angesichts der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank bald keine Seltenheit mehr sein“, sagte etwa Asoka Wöhrmann, Chefanlagestratege der Deutschen Asset & Wealth Management, gegenüber Welt Online.

dpa