Die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen ist seit 2014 von 132 auf mittlerweile 118 gesunken. Vor 16 Jahren gab es noch über 400 Krankenkassen. Das geht aus einer Grafik und den Krankenkassenlisten des GKV-Spitzenverbandes hervor. Doch laut einer aktuellen Krankenkassen-Studie von BDO rechnen Branchen-Insider damit, dass sich die Zahl der Anbieter weiter reduzieren wird - und auch die Kosten für die Versicherten deutlich steigen werden. Demnach könnte sich der individuelle Zusatzbeitrag bis 2019 verdoppeln, prognostizieren die Experten.

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Die Bundesregierung hat den allgemeinen Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung 2015 von 15,5 auf 14,6 Prozent gesenkt. Seitdem dürfen die Krankenkassen Zusatzbeiträge erheben, wenn ihre Einnahmen nicht ausreichen, die Kosten können dadurch deutlich steigen. Der Zusatzbeitrag ist von den Kassen individuell festzulegen und von den Versicherten allein zu tragen. Bereits zum Jahreswechsel 2016 haben zwei von drei Kassen ihre Zusatzbeiträge erhöht.

Auch Einheitsbeitrag könnte steigen

Die befragten Kassenexperten gehen davon aus, dass der aktuell gültige Einheitsbetrag von derzeit 14,6 Prozent ebenfalls angehoben werde, dies allerdings möglicherweise auch zu Lasten der Arbeitgeber. Vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr werde es hierzu allerdings vermutlich noch nicht kommen. Der Grund: Steigende Kosten lassen ein Defizit von 40 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020 befürchten.

„Eingeleitete und bevorstehende Reformen sowie die demografische Entwicklung werden zu erheblichen Ausgabensteigerungen führen“, so BDO-Vorstandsmitglied Parwäz Rafiqpoor. „Wenn keine Subventionierung durch den Bundeshaushalt erfolgt, können diese bis zu 40 Milliarden Euro nur durch entsprechende Zusatzbeiträge gedeckt werden. Und besonders die kleinen Kassen werden dem wirtschaftlichen Druck nicht standhalten“, warnt der Experte.

„Eingeleitete und bevorstehende Reformen sowie die demografische Entwicklung werden zu erheblichen Ausgabensteigerungen führen“, so BDO-Vorstandsmitglied Parwäz Rafiqpoor.BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Wohingegen man noch 420 Kassen im Jahr 2000 vorfand, ist die Zahl inzwischen auf 118 (2016) geschrumpft. (c) GKV-Spitzenverband 2016

Zahl der gesetzlichen Kassen wird weiter zurückgehen

Mittel- bis langfristig werde sich die Zahl der GKVen gegenüber heute um weitere 20 bis 35 Prozent reduzieren, so die befragten Kassenexperten. Um der Kostensteigerung und der vorhersehbaren demografischen Entwicklung zu begegnen hielten sie dann in spätestens zehn bis zwanzig Jahren auch Einschnitte in den gesetzlichen Leistungskatalog der GKVen für unumgänglich. Aus Sicht der Krankenkassenexperten sollten zunehmend Konzentrationsprozesse eingeleitet und nicht mehr jede Gesundheitsleistung in der Fläche bzw. auf dem Land angeboten werden.

Krankenkassenlandschaft im Hinblick auf Versorgungsnotwendigkeit und Wirtschaftlichkeit - auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingssituation

Die Umfrage beleuchtete außerdem die Situation der Kassen vor dem Hintergrund der Flüchtlingssituation. So würde die notwendige Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge nicht automatisch zu weiteren Belastungen der Krankenkassen führen, da die Migranten meist jung und somit in der Regel gesund sind. Die Krankheiten, die sie sich bei der Flucht zugezogen haben, seien in der Regel behandelt, bevor sie in das deutsche Gesundheitssystem kommen.

Die Effekte der Flüchtlingskrise werden sich insbesondere im Jahr 2017 auswirken, wenn rund eine Million Flüchtlinge die Wartezeit von 15 Monaten überschritten haben dürften und in die gesetzliche Krankenversicherung integriert werden. Flüchtlinge werden im Sozialsystem nach einer Wartezeit von 15 Monaten normalen Arbeitnehmern gleich gestellt und haben analog zum Sozialleistungsgesetz (SGB XII) Anspruch auf die volle medizinische Versorgung der GKV.

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Für die BDO-Studie befragt wurden in 15minütigen Telefon-Interviews Kassenvertreter und Mitglieder der kassenärztlichen Vereinigungen, aber auch Vertreter der PKVen, Wirtschaftswissenschaftler und andere Gesundheitsexperten, berichtet BDO. Die Umfrageteilnehmer erreichen eine Marktabdeckung von 25 Prozent.

bdo.de