Heidelberger Leben soll Protektor-Bestand verwesen
Letzte Ausfahrt Heidelberg? Die Lebensversicherer, Schirmherren über marode Bestände der Branche, die im Notfall von der freiwilligen Sicherungseinrichtung Protektor aufgefangen werden, wollen den Bestand der ehemaligen Mannheimer Leben loswerden. Gespräche zur Abgabe der Policen würden laut „Versicherungsmonitor“ nur noch mit der Heidelberger Leben geführt.
Die Protektor Lebensversicherungs-AG schreibt es in einer Presseinformation selbst. Man führe Gespräche über eine Abgabe des Policenbestands. An wen, das sagt das Unternehmen nicht, wohl aber der Branchendienst „Versicherungsmonitor“. Der meldet, Protektor spreche nun „exklusiv mit dem Abwicklungsspezialisten Heidelberger Leben.“ Gespräche mit anderen Interessenten würden nicht weitergeführt, heißt es dort weiter.
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Kostenquote und Zinszusatzreserve steigen
Die Heidelberger Leben, in den vergangenen Jahren als ehemalige MLP-Leben zwischenzeitlich ziel- und strategielos in der Branche herumgereicht, wurde vor drei Jahren auf Run-Off-Geschäft ausgerichtet, also die Abwicklung lästiger alter Lebenbestände, die für Neugeschäft geschlossen sind. Neben seiner Spezialisierung auf Run-Off kann die Heidelberger, das kann jeder BWL-Student nachvollziehen, von Skaleneffekten profitieren. Kosten sparen. Denn für Protektor, die im Jahr 2003 den Bestand der Mannheimer Leben übernahm, steigen etwa die Fixkosten zusehends.
Nach Unternehmensangaben sank die Zahl der von der Mannheimer Leben übernommenen Verträge laut Protektor-Bilanz von Jahr 2003 bis 2014 von 340.000 auf 116.000 Policen (neuere Zahlen als 2014 liegen nicht vor). Zugleich stieg die ohnehin überdurchschnittlich hohe Verwaltungskosten-Quote wegen des kontinuierlichen Bestandsabriebs (Neugeschäft gibt es keines) seit 2010 von 5,8 auf 6,7 Prozent (2014).
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Gut fürs Image
Dagegen hat das Unternehmen von 2013 bis 2014 seine Zinszusatzreserve (ZZR) von 1,6 auf 2,6 Milliarden Euro aufstocken müssen. Diese Zahl auf 116.000 verbliebene Verträge umgelegt, entspricht das im Schnitt je Vertrag einer Zusatzreserve von fast 19.000 Euro. Sollte nun die Heidelberger den Bestand von Protektor übernehmen, dann wären die deutschen Lebensversicherer einen Klotz am Bein los. Protektor wäre sodann nur noch die freiwillige Sicherungseinrichtung, die nichts zu sichern hat, weil es keinen Bestand mehr gibt, der zu verwesen wäre. Gut fürs Image.