Pflegende Angehörige: weiblich, überanstrengt, mit Beziehungsproblemen
Pflegeversicherung: Am 12. Mai wurde der Tag der Pflege begangen. In Deutschland leben zur Zeit 2,5 Millionen Menschen mit Pflegebedarf, dabei gibt es eine Tendenz nach oben. Zwei Drittel der pflegebedürftigen Menschen sind in Deutschland weiblichen Geschlechts. Auch ist die Mehrheit derjenigen, die die häusliche Pflege von Angehörigen übernehmen, weiblich. Auf diese Zahlen macht ein Versicherer in seinem Faktencheck aufmerksam.
Die „typische Pflegende“ ist im Schnitt 61 Jahre alt und lebt in einer Ehe, aus der zwei nunmehr erwachsene Kinder hervorgegangen sind. Die Frau ist nicht berufstätig und führt die Pflege im Schnitt für eine Dauer von drei Jahren aus. Das hat die Studie "Weil Zukunft Pflege braucht" der R+V Versicherung auf Grundlage von zwei repräsentativen Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach ans Licht gebracht. Dass die Pflege von Angehörigen größtenteils von Frauen geschultert wird, zeigten auch bereits andere Studien: Laut dem DAK Pflegereport 2015 nehmen zu 90 Prozent Frauen diese große Belastung auf sich.
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Pflege ist mindestens ein Halbtagsjob
Über fünfzig Prozent der weiblichen Personen, die Zuhause Angehörige pflegen, sind damit am Tag drei und mehr Stunden beschäftigt. Im Ergebnis ist diese Pflege also theoretisch ein Halbtagsjob, wie die R+V Studie nahe legt. Dabei nimmt die Pflege mehr Zeit in Anspruch, als viele vermuten. Eine Pflege dauert in der Regel mindestens ein Jahr, jede zweite Frau pflegt länger als drei Jahre und jede zehnte Frau sogar mehr als zehn Jahre lang Familienangehörige (siehe Grafik).
Pflege: Härtetest für Beruf und Beziehung
Es ist leicht nachvollziehbar, dass sich Beruf und Pflege schwer miteinander in Einklang bringen lassen. So sind nur 42 Prozent der pflegenden Frauen überhaupt in einem Beruf aktiv, und davon wiederum die Mehrheit nur in Teilzeit. Wie die Studie auch zeigte, reduzieren die meisten (52 Prozent) ihre Arbeitszeit im Beruf oder organisieren ihre Arbeitsstunden flexibler. Hier wünschen sich viele Frauen mehr Unterstützung: Mehr als jede zweite Frau (58 Prozent) sagt, dass Beruf und Pflege "sehr schwer" oder "eher schwer" miteinander vereinbar sind (siehe Grafik 2).
Dass Pflege auch zu Lasten einer Partnerschaft gehen kann, bestätigen 40 Prozent der pflegenden Frauen. Mit der Schwere eines Pflegefalls wächst auch der empfundene Druck mit den Jahren an. Das heißt, "nur" ein Viertel der Frauen, die erst seit einigen Monaten einen Angehörigen pflegen, berichten von ersten Beziehungsproblemen. Aber es kommt zu Beziehungsproblemen bei 44 Prozent derjenigen, die schon seit drei Jahren oder länger ihre Kraft in der Pflege aufwenden.
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So ist es bei etwa der Hälfte aller Frauen im Alter zwischen 50 und 59 Jahren eine akute Sorge, dass die Pflege einmal einen Punkt erreicht, wo sie ihnen körperlich oder psychisch zu viel wird. Dabei wächst diese Angst mit zunehmendem Alter: Ab einem Alter von 70 Jahren befürchten 78 Prozent der Frauen, die einen Angehörigen pflegen, eine körperliche und 68 Prozent eine psychische Überforderung.