Bisher ist es in Deutschland noch nicht Usus, eine kurzfristige oder zeitlich begrenzte Versicherung über eine App zu kaufen. So haben 82 Prozent der Deutschen noch nichts gehört von Versicherungs-Apps oder Angeboten aufstrebender „InsurTechs“, gerade einmal 1 Prozent der Bundesbürger hat dergleichen schon einmal angewendet.

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Allerdings könnte sich diese Zahlen sehr bald extrem verändern. Denn wer Kenntnis von diesen Möglichkeiten gewonnen hatte, gab zu 60 Prozent an, Angebote der Versicherer, die übers Smartphone zugänglich wären, „gut“ zu finden. Weitere 22 Prozent fanden ein solches Angebot sogar „sehr gut“ bis „hervorragend“. Das Problem bisher ist -neben der mangelnden Bekanntheit- aber auch die mangelnde Qualität dessen, was bisher am Markt zu finden ist. Nur 18 Prozent der Befragten war überhaupt bewusst, dass Versicherer Apps zur Verfügung stellen, so schreibt das Versicherungsjournal. Das ist das Ergebnis einer Studie des Marktforschungsinstituts Heute und Morgen, welche mit 1000 erwachsenen Teilnehmern im Besitz eines Smartphones im März diesen Jahres durchgeführt wurde.

Digital Natives sind pro Versicherungs-App

27 Prozent der Befragten gab an, dass sie sich gut vorstellen könnten, ihre Versicherung über eine derartige App zu kaufen (2013: 22 Prozent). Vor allem die „Digital Natives“, also Smartphone-Nutzer unter 40 Jahren, brachten ihren Zuspruch mit 32 Prozent zum Ausdruck. Die Zahl der Menschen, die einem Versicherungs-Abschluss per App skeptisch gegenüber stehen, ist im Vergleich zu den Vorgängerstudien 2010 und 2013 gesunken. Etwa ein Drittel (28 Prozent) pflegt eine ablehnende Haltung gegenüber den Möglichkeiten der App-Systeme, hier dominiert der Eindruck, eine App im Zusammenhang mit einer Versicherung sei unseriös oder gefährlich und eine Nutzung wurde hier kategorisch abgelehnt.

App ist attraktiver Zusatzmarkt

„Digitale Innovationen ermöglichen die Etablierung ganz neuer Versicherungsprodukte und Versicherungsmodelle in Richtung von To-Go-Policen und Life-Cycle-Versicherungen“ sagte Heute und Morgen-Geschäftsführerin Tanja Höllger. „Hier entwickelt sich ein attraktiver Zukunftsmarkt, der bei entsprechender Ausrichtung allerdings deutlich intensiver und vorausschauender als bisher angegangen werden sollte. Mit Versicherungs-Apps lassen sich zugleich zahlreiche Prozesse und Schnittstellen einfacher und zugleich kundenfreundlicher gestalten.“

Wie die Ergebnisse der vorangegangen Studien zeigen, hat das Interesse der Deutschen am Abschluss anlassspezifischer oder kurzfristiger Versicherungsabschlüsse über Apps in den letzten drei Jahren sukzessive zugenommen. Datenschutzbedenken sind im gleichen Zeitraum gesunken, da auch Bankenapps einen guten Sicherheitsschirm haben und man einen gleichwertigen auch für Versicherungsapps erwartet. Versicherungen sollten diese Entwicklung also im Auge behalten und den Markt für sich nutzen, rät „Heute und Morgen“. Hier gehe es in erster Linie darum, die Bekanntheit zu steigern, die Angebote sollten einfach sein und keine Fallstricke in sich bergen.

Smartphone und Tabletversicherungen hoch im Kurs

Smartphone und Tablet-Versicherungen stehen mit 41 Prozent Zustimmung sehr hoch im Kurs hinsichtlich der Frage, welche Policen für einen Abschluss per App in Frage kämen. Lebens- Renten- oder Pflegeversicherungen zogen nur noch die Hälfte der Stimmen an, hier herrscht offenbar noch Skepsis. Übrigens fänden es Kunden nicht schlecht, wenn sich der App-Abschluss positiv auf die Höhe der Policen auswirken würde. Auch sehr wichtig war 41 Prozent, dass die App die Möglichkeit zur Sicherung von Beweisen durch die Kamerafunktion des Handys bereithalte.

Die Möglichkeit, mit dem Versicherer telefonisch Kontakt aufzunehmen, war für 40 Prozent der Befragten ein „Must-Have“. Und 36 Prozent bewerteten es als sehr wichtig, dass die Notrufnummern aller europäischen Länder in der App enthalten sein sollten. Somit hat sich gegenüber einer vergleichbaren Heute-und-Morgen-Studie von 2010 die Wichtigkeit dieser Funktionen (78 und 69 Prozent) beinah halbiert. Auch ein automatisches Vertragsende wurde von 72 Prozent der Befragten sehr begrüßt und vor allem das situative des Angebots wird von 62 Prozent sehr geschätzt. 61 Prozent zeigen sich überzeugt, vor allem jüngere Leute würden auf ein solches App-Angebot positiv reagieren und 55 Prozent hoffen, über die App würde sich aufdringlicher Papierkram ersparen lassen.

Paypal und Mehrwert

Bei der Bezahlart wird von 66 Prozent Paypal präferiert. "Kundenorientierung, Übersichtlichkeit und klare, einfach verständliche Konditionen sind wichtige Gestaltungsprinzipien für Abschluss-Apps“, sagte Birgit Menzen als Studienleiterin bei Heute und Morgen. „Zudem gilt es eine höhere Bekanntheit herzustellen und zu berücksichtigen, dass der kundenseitige Anspruch an den Nutzen und Mehrwert von Apps in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist – das Stadium der reinen Neugier und Spielerei ist vorbei.“

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Bisher haben die Apps noch keinen Durchbruch am Markt geschafft, die Kunden dafür gibt es aber bereits. Perfekte Bedingungen für alle, die jetzt ins Geschäft mit den Versicherungs-Apps einsteigen wollen. „Heute und Morgen“ rät deshalb allen Versicherern, das Feld nicht von Fachfremden bestellen zu lassen sondern selbst stärker in die Digitalisierung ihrer Branche zu investieren, aktiver zu werden und vorausschauender mit den digitalen Möglichkeiten zu arbeiten.

versicherungsjournal.de, Pressemitteilung Heute und Morgen