Solvabilität - AM Leben erreicht nur noch 108 Prozent
Eine solide Finanzkraft bescheinigt der Branchendienst „Map-Report“ den deutschen Lebens- und Krankenversicherern. Die Lebensparte ist weiter solide finanziert, doch zeigt der Trend ihrer Solvabilität mangels Marktzinsen kontinuierlich nach Süden. Im Gegensatz dazu stärken sich Krankenversicherer - indem sie Beiträge erhöhen. Den schlechtesten Wert meldet der Map-Report für die Aachen Münchener Leben mit 108,8 Prozent von 100 nötigen Punkten. Gefährlich nahe am Minimum 100 ist die HanseMerkur Speziale: 106,4 Prozent Solvabilitätsquote.
Im Map-Report Nr. 884 berichtet der Branchendienst über die Finanzkraft der Lebens- und Krankenversicherer. Gleich am Anfang des Erklärtextes bezeichnet der Report den US-Versicherer AIG als „einer Hauptauslöser für (die) weltweite Finanzkrise“, plus Hinweis, dass die US-Regierung das Unternehmen mit 182 Milliarden US-Dollar retten musste. Das ist korrekt, dennoch ein unpassender Vergleich. Erstens betrieb AIG in den USA und in der ganzen Welt Bank- oder bankähnliche letztlich ruinöse Geschäfte. Also ist AIG bezüglich Zockereien der Bankenwelt zuzuordnen. Zweitens hat ein Verweis auf AIG nichts mit deutschen Versicherern zu tun, die nicht gezockt haben. Die auch keine Bankgeschäfte betreiben.
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Schere in der Bilanz öffnet sich
Zur Situation um die Finanzkraft der Personen-Versicherer verweist der Map-Report auf die bekanntlich sinkenden Zinsen allerorten und beschreibt eine sich öffnende Schere in den Bilanzen der Unternehmen. Zum einen sinken deren Kapitalerträge zusehends. Andererseits wirken sich stagnierende Zinsen im Verhältnis zu gleichbleibenden vertraglichen Pflichten der Assekuranz gegenüber ihren Kunden negativ aus. Weil die Unternehmen ihre Lasten mit einem stetig schrumpfenden Zinsfuß diskontieren müssen.
Zwar sind Beiträge der Kunden teilweise den Eigenmitteln der Versicherer zuzuordnen (Kenner wissen: die RfB). Die sich auftürmende Vorsorge der Unternehmen in Form der Zinszusatzreserve dagegen nicht. Per ultimo 2015 haben die Versicherer laut BaFin-Chef Felix Hufeld rund 32 Milliarden Euro in die ZZR eingestellt. Das wirkt für den Kunden. Das sind aber auch 32 Milliarden, die den Eigenmitteln der Versicherer fehlen.
Niedrigere Zinsen senken den Diskontsatz der Versicherer
„Niedrigere Diskontfaktoren (wirken sich) stärker auf die Verbindlichkeiten als auf die Kapitalanlagen aus“, schreibt der Map-Report. Einfacher: Jeder Sparer weiß das. Wenn ich weniger Zinsen bekomme, muss ich mehr einzahlen um das gleiche Sparziel zu erreichen. So geht es auch den Versicherern, wenn auch bei denen weit, weit komplizierter auf künftige Pflichten bezogen (vereinfacht gesagt) hochzurechnen ist. Für die Lebensversicherer kommt der Map-Report auf die im Folgenden genannten Ergebnisse, was ihre Solvabilitätsquote betrifft, also deren Eigenmittel im Verhältnis zu ihren finanziellen Pflichten gegenüber den den Kunden. Eine Quote von 100 fordert die Finanzaufsicht BaFin. Zwei Unternehmen sind bereits verdammt nah dran. Aachen Münchener Leben mit 108,8 Prozent von 100 nötigen Punkten. Gefährlich nahe am Minimum 100 ist auch die Hansemerkur Speziale: 106,4 Prozent Solvabilitätsquote.
Erster: Direkte Leben. Letzter: Aachen Münchener
Im Marktdurchschnitt verfügen die Lebensversicherer über das 1,6-fache an Eigenmittel (Solvabilitätsquote 162 Prozent). Top sind Direkte Leben mit 299%, Vorsorge (Ergo-Gruppe) 290% und Mecklenburgische (278%). Huk-Coburg hat 258%, Debeka 208%. Allianz 163%. Nicht Flop, aber am Ende der Liste stehen absteigend sortiert: Cosmos und VPV (Vereinigte Postversicherung) jeweils mit 120% Solvaquote. Am Ende steht die Aachen Münchener mit der niedrigsten Solvabilität: 108,8 Prozent. Je kleiner die Quote, desto geringer der Sicherheitspuffer der Unternehmen (und damit für die Kunden).
Solvabilitätsquoten ausgewählter Lebensversicherer, absteigend sortiert (Rundungen):
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- 300% Direkte Leben
- 290% Vorsorge (Ergo-Konzern)
- 278% Mecklenburgische
- 258% Huk-Coburg
- ...
- 245% MyLife (Riester-Versicherer etwa von Fairr.de/Sutorbank)
- 208% Ideal
- 208% Debeka
- 207% Stuttgarter
- 186% LVM
- 180% Europa
- 178% Alte Leipziger
- 169% Condor
- 168% SV
- 166% Continentale
- 163% Allianz
- 162% Marktdurchschnitt
- ...
- 120% Cosmos
- 120% VPV
- 109% Aachen Münchener (exakt 108,8%)
Solvabilitätsquoten ausgewählter Krankenversicherer, absteigend sortiert (Rundungen):
- 560% Provinzial
- 536% Inter
- 515% Universa
- 505% Deutscher Ring
- 447% Hallesche
- ...
-
250% Marktdurchschnitt
- ...
- 136% Allianz
- 130% Axa
- 127% Ergo Direkt
- 110% Pax-Familienfürsorge
- 106% Hansemerkur Speziale