Allianz kauft sich selbst auf
Die Allianz will erstmals in ihrer Unternehmensgeschichte eigene Aktien zurückkaufen und das Angebot auf dem Markt verknappen. Es ist ein Strategiewechsel, der sich schon länger andeutet: Statt Unternehmen im Ausland aufzukaufen, könnten Gelder, die für externes Wachstum reserviert waren, an die Aktionäre zurückfließen.
Es kommt vor, dass auch ein Konzerngigant wie die Allianz, nach eigenen Aussagen mit 142.000 Mitarbeitern in über 70 Ländern tätig (Zahlen für 2014), an seine Grenzen stößt. Was tun, wenn zwischen Ägypten und Zypern, zwischen Argentinien und der Zentralafrikanischen Republik durch Zukäufe kein Zugewinn mehr zu erzielen ist? So deutet sich bei den Münchenern nun ein Strategiewechsel an – Rückkauf statt Expansion.
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Allianz will eigene Aktien zurückkaufen
Manager Magazin (Printausgabe von Freitag) berichtet. "Wenn wir nicht sinnvoll in organisches oder anorganisches Wachstum investieren können, erwerben wir Aktien zurück", sagte Bäte. Eine schrumpfende Anzahl von Aktien könne hilfreich sein, das angestrebte Konzernziel zu erreichen, erklärte Bäte weiter. Eine schrumpfende Aktienzahl führt in der Regel zu steigenden Kursen.
Zum ersten Mal in der eigenen Geschichte könnte die Allianz eigene Aktien zurückkaufen, wie Konzernchef Oliver Bäte im Interview mit demUnd dieses angestrebte Konzernziel ist durchaus ehrgeizig. Um fünf Prozent soll der Allianz-Gewinn pro Aktie jährlich steigen, so hat es Bäte seinen Angestellten ins Kursbuch geschrieben – trotz Niedrigzins, trotz Krise der Lebensversicherung und trotz strengerer Regulierungsvorgaben durch Solvency II. Die hochgesteckten Ziele sollen im Rahmen eines Drei-Jahres-Planes umgesetzt werden. Sollte dieser keinen Erfolg haben, droht im schlimmsten Fall ein neuer Stellenabbau (Versicherungsbote berichtete).
Seit Jahren keine größeren Zukäufe mehr
Doch eine wirkliche Kurskorrektur bedeutet der Aktienrückkauf nicht. Schon seit mehreren Jahren hat die Allianz keine größeren Zukäufe mehr getätigt, wohl auch wegen der krisenhaften Erfahrung mit der Investment-Tochter Pimco, der jährlich Abflüsse von Kundengeldern in Milliardenhöhe zu beklagen hat. In Taiwan trennte sich die Allianz jüngst von 80.000 Lebensversicherungs-Policen, die mit Garantien von vier Prozent und mehr belastet waren. Dafür akzeptierte der deutsche Versicherungsriese sogar einen dreistelligen Millionenverlust. Auch in Südkorea kappte man das Leben-Geschäft, in Italien könnte es bald passieren (Versicherungsbote berichtete).
Laut Manager Magazin hatte die Allianz schon 2014 angekündigt, 20 Prozent seiner Gewinne für externes Wachstum zu reservieren und diese Mittel - sollten sie nicht genutzt werden - an die Aktionäre zurückzugeben. Das ungenutzte Budget für Firmenaufkäufe beziffere sich auf mittlerweile 3 Milliarden Euro, so schätzen Analysten. Schrumpfen für mehr Wachstum - bei der Allianz ist das kein Widerspruch.
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Freilich bedeutet dies nicht, dass die Allianz ihr Engagement im Ausland in allen Bereichen zurückfährt. In manchen Bereichen wird es auch stark ausgebaut. So kauft die Allianz vermehrt Infrastrukturprojekte auf und beteiligt sich an deren Entwicklung, etwa Wind- und Solarparks in den USA. Diese versprechen in Zeiten niedriger Zinsen noch ausreichend Rendite.