“Die Rente ist sicher“, sagte einst Norbert Blüm (CDU). Anno 2013 revidierte der frühere Bundesarbeitsminister seine Aussage: „Die Rente wäre sicher gewesen“, so Blüms Credo – wenn, ja wenn kein Systemwechsel hin zu mehr privater Altersvorsorge stattgefunden hätte. Blüm hatte dabei insbesondere die Problemathik des sinkenden Rentenniveaus im Blick.

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Während das Netto-Rentenniveau im Jahr 1985 noch 57 Prozent betrug, ist das Niveau in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgesenkt worden. 2030 soll es nur noch bei 43 Prozent liegen. „Bei einem Rentenniveau von 43 Prozent, da sind wir in Nachbarschaft der Sozialhilfe“, kritisierte Blüm bereits Ende 2014.

Schäuble will Regelaltersgrenze flexibilisieren

Im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl kommt nun wieder Bewegung in das Thema Rente. So hatte die junge Union kürzlich für die Rente ab 70 Jahren plädiert. So solle das Renteneintrittsalter ab 2030 schrittweise von 67 auf 70 Jahre angehoben werden. "Um das Rentenniveau künftig nicht so weit absenken zu müssen, dass immer weniger Menschen davon leben können, sollten wir das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung koppeln", unterstrich JU-Chef Paul Ziemiak. Dies würde einen moderaten Anstieg des gesetzlichen Renteneintrittsalters zur Folge haben. Moderat bedeutet: Erst im Jahr 2100 wäre das Renteneintrittsalter von 70 Jahren erreicht.

Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sprach sich für einen späteren Rentenbeginn aus. So solle die Regelaltersgrenze so flexibilisiert werden, dass sich der Renteneintritt an die steigende Lebenserwartung anpasse. Er glaube, es mache relativ viel Sinn, die Lebensarbeitszeit und die Lebenserwartung in einen fast automatischen Zusammenhang auch in der Rentenformel zu bringen, sagte Schäuble auf einer Veranstaltung in Berlin.

Fakt ist: Die gesetzliche Rentenversicherung hat demographische Probleme. Die Zahl der Rentner nimmt zu. Gleichzeitig werden die Beitragszahler immer weniger. Eine langfristige Finanzierung wird dadurch deutlich erschwert. Die daraus resultierende Ableitung ist simpel. Soll das Rentenniveau stabilisiert werden, müssen die Menschen länger arbeiten.

Lebenserwartung, Geburtenrate & Babyboomer

Diese Argumente greift nun auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) auf. Laut einer aktuellen Studie müsse das Renteneintrittsalter bei stabilem Rentenniveau ab 2041 bei 73 Jahren liegen. Selbst bei einer vorsichtigeren Vergleichsrechnung müsste sich das Alter für den Renteneintritt ab 2036 auf 69 Jahre und ab 2045 auf 70 Jahre erhöhen. Dabei gehen die Wissenschaftler vom Verhältnis der potenziellen Rentnern zu den potenziell Erwerbstätigen aus. Aktuell liege der Rentnerquotient bei knapp 34 Prozent. Auf einen Rentner kämen drei erwerbstätige Personen. Bei der großzügigeren Rechnung wurde mit einem Rentnerquotienten von maximal 45 Prozent gerechnet.

Als Gründe für die Entwicklung nannten die Wissenschaftler drei Trends. Diese seien die gestiegene Lebenserwartung, die niedrige Geburtenrate und die Generation der Babyboomer, die nun nach und nach in die Rente wechselten. So sei die Lebenserwartung der Menschen in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Während die durchschnittliche Rentenbezugsdauer in den alten Bundesländern in 1960 noch bei 9,9 Jahren für Männer respektive 10,6 Jahren für Frauen, erhielten im Jahr 2014 Männer im Durchschnitt 19,3 Jahre eine Rente, Frauen 21,4 Jahre. Zudem liege die Geburtenrate seit den 1970er-Jahren unterhalb einer Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau, die notwendig wäre, um das Bevölkerungsniveau stabil zu halten, heißt es in der Studie. Überdies kämen die sogenannten Babyboomer - die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er-/1960er-Jahre - nun in das rentenfähige Alter und wechseln nach und nach in die Rente.

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Resultierend aus diesen drei Trends werde der Anteil der 67-Jährigen und älteren bereits bis 2030 um etwa ein Drittel zunehmen. Folglich lasse die demografische Entwicklung keinen großen Handlungsspielraum. Solle das Rentenniveau der Gesetzlichen Rentenversicherung bei gleichbleibender Beitragsbelastung stabil gehalten werden, lasse sich das nur mit einem starken Anheben der Regelaltersgrenze verwirklichen. Eine logische Endkosequenz sei eine Kombination aus beidem: ein höheres Renteneintrittsalter und ein Absenken des allgemeinen Rentenniveaus, reflektierten die Wissenschaftler.