Ergo Lebensversicherung: "Trauriges Bild im Vergleich mit Allianz und Alte Leipziger" - Budapest-Prozess droht
Versicherungsprofessor Hermann Weinmann stellt der Ergo Lebensversicherung ein „Armutszeugnis“ aus. Dies sei der Preis für „desaströse Kosten“ des Unternehmens, sagt der Wissenschaftler. „Für 100 erwirtschaftete Euro wurden bei der Ergo Leben 150 Euro ausgekehrt.“ In den vergangenen zwei Jahren habe Ergo die Überschussbeteiligung der Kunden auch aus der Substanz bezahlt. Anders bei Allianz und Alte Leipziger, sagt der Hochschullehrer der einen entsprechenden Vergleich der Unternehmen ankündigt. Am 14. Juli beginnt der das Image weiter belastende Budapest-Prozess um Lustreisen im Jahr 2007.
Durch den jetzt eingeläuteten Run-Off müsse der Lebensversicherer wegen entfallenen Wettbewerbsdrucks keine neuen Kunden mehr überzeugen. Positiv? Angesichts der Tatsache, dass Ergo Millionen angestammte Kunden der Lebensversicherung in den Run-Off schickt („Die Welt“ spricht gar von einer „Müllkippe“) könne aus Sicht von Professor Hermann Weinmann von „Entsorgung“ keine Rede sein. Eher handle es sich bei dem Vorgehen des Unternehmens um eine "Subventionierung" der Kunden.
Anzeige
„Kosten desaströs, Budapest-Prozess belebt Bordell-Image“
Der Hochschullehrer erklärt: Ergo-Chef Markus Rieß „zollt der Vergangenheit Tribut, die einem Armutszeugnis gleichkommt (...)“. Weiter führt Weinmann, der an der Hochschule Ludwigshafen lehrt, aus: „Für 100 erwirtschaftete Euro wurden bei der Ergo Leben 150 Euro ausgekehrt“, berichtet das „Manager Magazin“ von seinem Interview mit Weinmann. Dies Subvention könne so nicht weitergehen. Eine Kürzung der Überschüsse der Kunden werde auf Dauer unvermeidlich sein, sagt Weinmann.
„Die Kostensituation ist desaströs, und zu allem Überfluss wird mit dem (laut „F.A.Z.“ ab 14. Juli anstehenden, Anm. d. Red.) Budapest-Prozess auch noch das Bordell-Image wiederbelebt“, wird Weinmann weiter zitiert. Außerdem leidet der Ergo-Konzern samt Mutterhaus Munich Re weiter. Weinmann analysiert, bei der Ergo Leben verzichte die Ergo-Gruppe „mittlerweile auf den erhaltenen Gewinn“ der letzten beiden Geschäftsjahre, zugunsten ihres Eigenkapitals. Die Kosten seien „viel zu hoch“. Dieses „traurige Bild“ werde demnächst auch Weinmanns in dem Magazinbericht angekündigter Vergleich mit Allianz und Alte Leipziger Leben wiedergeben.
Abgetrennten Bestand nicht weiter mit Kosten vollpacken
Heutzutage müsse man „damit rechnen, dass alles nach China verkauft wird“. Deshalb zeigt sich Weinmann in dem Interview „erleichtert“, dass die Munich Re an Tochter Ergo festhalte und die der Erstversicherer die Lebensparte „in eigener Regie“ abwickle. Ob allerdings die Munich Re wirklich an Ergo festhält, daran haben Ratinghäuser ihre Zweifel. Zuletzt setzte Standard & Poor’s (S&P) die Aussichten der Ergo Leben auf „negativ“, weil bei S&P eine Abspaltung des Erstversicherers von dem Rückversicherer erwartet wird.
40 Milliarden Kapitalanlage – 8 Milliarden Bewertungsreserven
Vor allem müsse die Ergo Leben nun ihre 40 Milliarden Euro Kapitalanlagen schützen, so Weinmann. Dort liegen den Angaben des Professors zufolge acht Milliarden Euro an Bewertungsreserven. Der Experte ist sich sicher, dass Ergo-Kunden künftig weniger Überschüsse erhalten. Das Unternehmen habe „ja keinen Wettbewerbsdruck mehr, weil es die Policen einfach auslaufen lässt“ und müssen mit zukünftigen Überschüssen “keine neuen Kunden mehr überzeugen“.
Der „künftig abgetrennte“ klassische Lebenbestand der Ergo dürfe, so Weinmann im „Manager Magazin“ weiter, „nicht weiter mit Kosten vollgepackt“ werden und müsse effizienter werden. Immerhin entfalle künftig „überteuertes Neugeschäft“ und damit auch der Aufwand für Abschlusskosten, die marktüblich zum Großteil an den Vertrieb gehen.
Anzeige