Die Krankenkassen haben zum Ende des ersten Quartals wieder etwas mehr Geld in der Schublade. Insgesamt wiesen die 118 Kassenanbieter zum Ende des ersten Quartals einen Überschuss von 400 Millionen Euro aus, wie FAZ Online am Donnerstag berichtet. Damit hat sich ihre finanzielle Situation wieder verbessert: In den 12 Monaten des Vorjahres hatten sie noch 1,1 Milliarden Euro aus den Rücklagen entnehmen müssen, weil die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds nicht ausreichten, um alle Kosten zu finanzieren.

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Viele Krankenkassen haben Mitglieder "zur Kasse gebeten"

Ursache für die freundlichere Finanzsituation ist auch die Anhebung der Zusatzbeiträge bei vielen Kassenanbietern. Seit Anfang 2015 ist zwar der allgemeine Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung auf 14,6 Prozent festgelegt. Aber seitdem dürfen die Kassen individuelle Zusatzbeiträge erheben, wenn das ihnen zugeteilte Geld nicht ausreicht. Teuerungen im Gesundheitssystem müssen allein von den Arbeitnehmern geschultert werden, denn die Beiträge der Arbeitgeber wurden gedeckelt.

Durchaus machten die Kassen von ihrem Recht Gebrauch, den Versicherten tiefer in die Tasche zu greifen. Zwei von drei Krankenkassen haben zum Jahreswechsel 2016 ihren Zusatzbeitrag erhöht, so geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor. Darunter auch große Anbieter wie die DAK-Gesundheit, immerhin Nummer Drei auf dem Markt. 16,1 Prozent des Bruttolohnes müssen DAK-Mitglieder nun für ihren Krankenversicherungs-Schutz zahlen.

Zwei Kassen mussten nach FAZ-Informationen sogar noch im Frühjahr ihre Beiträge anheben, weil sie sonst in finanzielle Schwierigkeiten gekommen wären. Laut Bundesversicherungsamt setzten die Betriebskassen BKK Mobil Oil im April ihren Zusatzbeitrag von 0,8 auf 1,1 Prozent herauf, die BKK Braun Gilette im Mai gar von 1,4 auf 1,9 Prozent. Mit einem Beitragssatz von 16,5 Prozent ist BKK Braun Gilette nun die teuerste Kasse bundesweit.

Ersatzkassen mit Überschuss von 206 Millionen Euro

Die Ersatzkassen, mit über 26 Millionen Versicherten die mitgliederstärksten Anbieter, konnten im ersten Quartal 2016 einen Überschuss von 206 Millionen Euro erzielen. Zu den Ersatzkassen zählen Anbieter wie die Techniker Krankenkasse, Barmer GEK und DAK-Gesundheit. Der Begriff „Ersatzkasse“ geht auf die Gründungsphase der gesetzlichen Krankenversicherung in den Jahren nach 1883 zurück: es handelte sich ursprünglich um Selbsthilfeeinrichtungen für bestimmte Berufe wie Kaufleute oder kaufmännische Angestellte, die in anderen Vorsorgeeinrichtungen nicht unterkamen. Später gründeten auch Gewerkschaften entsprechende Einrichtungen für Arbeiter.

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Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKs), mit 24,7 Millionen Versicherten ähnlich mitgliederstark aufgestellt, können einen Überschuss von 72 Millionen Euro vorzeigen. Die Betriebskrankenkassen haben 38 Millionen Euro Überschuss erzielt, die Innungskrankenkassen 33 Millionen Euro und die Knappschaft 55 Millionen Euro.

FAZ Online