EZB kauft Anleihen der Generali
Die Europäische Zentralbank (EZB) geht groß auf Einkaufstour – das ist nichts Neues. Doch erstmals investiert die EZB auch im großen Stil in Unternehmensanleihen aus dem Euro-Raum. Darunter ist mit der italienischen Generali auch ein Versicherer. Das Engagement der Zentralbank in Unternehmen könnte zukünftig deutlich zunehmen: Experten warnen vor einer Wettbewerbsverzerrung auf dem Anleihe-Markt.
EZB-Chef Mario Draghi hatte es angekündigt, und nun schreiten die Währungshüter zur Tat: Erstmals hat die Europäische Zentralbank Bonds von europäischen Unternehmen aufgekauft, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Berufung auf Händler berichtet. Darunter seien Bonds des spanischen Kommunikations-Dienstleisters Telefónica sowie der italienischen Generali-Gruppe.
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Gute Bonität bevorzugt
Die EZB will künftig regelmäßig Unternehmensanleihen kaufen – in welchem Umfang, ist noch offen. Investoren erwarten monatliche Käufe im Umfang von drei bis zehn Milliarden Euro. Dabei sind die Möglichkeiten des neuen Markt-Players nahezu unbegrenzt.
Erwerben kann die EZB bis zu 70 Prozent von Unternehmen, die von einer Ratingagentur das Gütesiegel „Investment Grade“ erhalten haben, also eine sichere Bonität aufweisen. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass die EZB auch Anleihen von gut aufgestellten Versicherern erwerben wird.
Darüber hinaus ist der Notenbank gestattet, Bonds von Unternehmen aufzukaufen, die als „Split-Ratings“ ausgewiesen sind, also deren Bonität von unterschiedlichen Ratingagenturen unterschiedlich bewertet wird. Ein Beispiel hierfür ist der Gesundheitsdienstleister Fresenius. Auch europäische Töchter von etwa amerikanischen und britischen Unternehmen kommen für den Anleihekauf in Frage.
Nachfrage soll angekurbelt werden
Mit dem Anleihekaufprogramm, das im März 2015 gestartet ist, will die EZB Unternehmen zu mehr Investitionen anregen sowie eine mögliche Deflation verhindern. Bisher konzentrierten sich die Aktivitäten weitestgehend auf Staatsanleihen. Die Politik der Notenbank ist sehr umstritten – auch, weil sie damit stark in den Markt eingreift.
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So wirft der Bundesverband deutscher Banken (BdB) den Notenbankern Wettbewerbsverzerrung vor. Große Unternehmen mit direktem Kapitalmarktzugang, die ohnehin schon sehr gute Finanzierungskonditionen hätten, würden von der EZB begünstigt, klagt BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Kleine und mittlere Unternehmen gehen dagegen leer aus”. Das Anleiheprogramm könnte bei Kauf von Firmenanleihen zu Preisverzerrungen führen und eine künstliche Marktknappheit erzeugen.