DAK Gesundheit baut 1.600 Stellen ab
Die DAK Gesundheit kündigt einen radikalen Stellenabbau an. 1.600 der derzeit 11.000 Vollzeitstellen sollen gestrichen werden – damit trifft es jeden siebten Mitarbeiter. Grund ist ein starker Mitgliederschwund bei Deutschlands drittgrößter Krankenkasse, nachdem die DAK ihren Zusatzbeitrag zum Jahreswechsel 2016 deutlich angehoben hatte.
Schlechte Nachrichten für Mitarbeiter der DAK Gesundheit: Jeder siebte Beschäftigte wird sein Büro in den nächsten Jahren räumen müssen. Die DAK will 1.600 Vollzeitstellen streichen, wie die Krankenkasse zum Auftakt der Tarifverhandlungen mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Mittwoch mitteilte. Auch betriebsbedingte Kündigungen schließt die DAK nicht aus.
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184.000 Mitglieder verließen die DAK seit Jahresbeginn
Mit dem Jobabbau will der Hamburger Versicherer seine Verwaltungskosten deutlich senken. Bereits seit Jahren hat die DAK wirtschaftliche Probleme. Doch nachdem der Versicherer seinen Zusatzbeitrag zum Jahreswechsel 2016 deutlich heraufgesetzt hatte und mit 16,1 Prozent gar den zweithöchsten Beitragssatz aller Kassen verlangt, rennen der DAK nun die Mitglieder davon. Allein in diesem Jahr traten bis Anfang Juni 184.000 Versicherte aus der DAK aus – Tendenz steigend. Erhöht eine Krankenkasse den Zusatzbeitrag, haben die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht und können sich einen neuen Anbieter suchen.
Die Gewerkschafter von Verdi reagieren empört auf den angekündigten Stellenabbau. „Wir werden die Verhandlungen nutzen, um möglichst viele Stellen im Unternehmen zu erhalten und, wo das nicht möglich ist, für einen sozialverträglichen Abbau zu sorgen", sagte Gabriele Gröschl-Bahr, Verdi-Vorstand und Verhandlungsführerin, der Rheinischen Post. Die Funktionärin verwies darauf, dass die Angestellten bereits auf Gehaltserhöhungen verzichtet haben, um einen Beitrag zur Stabilisierung des Unternehmens zu leisten.
In den Büros türme sich die Arbeit, sagt die Verdi-Funktionärin
Zweifel meldete Gröschl-Bahr auch daran an, ob ein Jobabbau tatsächlich geeignet ist, die Situation der Krankenkasse zu stabilisieren. Bereits jetzt würden Anträge von Mitarbeitern auf freie Tage abgelehnt, weil sich in den Büros die Arbeit türme. Die Ursachen seien anderswo zu suchen. Nach Informationen von RP Online hat die Krankenkasse überproportional viele ältere Mitglieder, die auch höhere Gesundheitskosten erzeugen.
Risikostrukturausgleich erfasst bestimmte Krankheiten nicht
DAK-Chef Dr. Herbert Rebscher hatte bereits im Mai gegenüber dem Deutschlandfunk kritisiert, dass der Finanzausgleich zwischen den Kassen nicht funktioniere, und die DAK-Krise zum Teil damit begründet. Der Ausgleich soll eigentlich garantieren, dass Versicherungen mit vielen älteren und kranken Patienten keinen Nachteil im Wettbewerb haben: sie erhalten mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds.
Doch der Ausgleich benachteilige einige Anbieter wie die DAK. Zum Beispiel hätten die AOKs in Sachsen und Thüringen weit höhere Verwaltungskosten als die DAK, klagt Rebscher – beide Ortskrankenkassen konnten ihren Zusatzbeitrag zum Jahresbeginn dennoch stabil halten.
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Der Grund: ein Teil der Kassen-Ausgaben werde nicht erfasst. Rebscher nennt das Beispiel einer Patientin, die an einer sehr seltenen Krankheit leidet, die im Finanzausgleich der Kassen, dem sogenannten Risikostrukturausgleich (RSA), nicht berücksichtigt wird. "Diese Behandlung hat im letzten Herbst eine Million Euro gekostet. Diese Frau gilt als kerngesund im Risikostrukturausgleich. Die ist aber einer der kränksten Menschen sozusagen. Denn ihre Therapie kostet eine Million. Die haben wir bezahlt", so Rebscher. Die Versicherten der DAK seien im Schnitt um acht Prozent älter und kränker als der Durchschnitt der Krankenkassen, berichtet der Deutschlandfunk.