Brexit: Yes. Cameron: No.
Die Briten haben haben sich für den Austritt des Königreichs aus der Europäischen Union entschieden. 51,9 Prozent der Stimmberechtigten stimmten für „Leave“, für den Austritt aus der EU. Infolgedessen verloren Euro und Dollar an Wert, gaben wichtige Börsen-Indizes nach. Der britische Premierminister David Cameron wird zurücktreten. Erste Unternehmen kündigen an, Investitionen im Königreich zu überdenken.
17,4 Millionen Britinnen und Briten votierten für „Leave“ und das Verlassen der EU. 16,1 Millionen Stimmen, und damit knapp 1,3 Millionen zu wenig, galten für „Remain“, das Verbleiben in der Europäischen Union. Der britische Premierminister David Cameron hat am Morgen seinen Rücktritt angekündigt. Überall in Europa treffen sich nun Regierungs-Chefs und EU-Repräsentanten und beraten über die Folgen des Brexit. Schneller als die Politiker lieferten die Börsen Ergebnisse.
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Börsen im Minus
Am Morgen sank der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 9 Prozent. Der deutsche Dax liegt an diesem Freitag mit sechs Prozent im Minus. Der britische FTSE 100 notierte am Morgen mit minus acht Prozent. Die Tokioter Börse schloss ebenfalls mit einem Verlust von knapp acht Prozent. Das britische Pfund, am Donnerstag noch mit pro Euro-Europa-Aufwind der Börsianer-Erwartungen auf Jahresrekord-Höhe, verlor in der Nacht elf Prozent und notiert derzeit mit etwa 1,33 US-Dollar.
Der Dollar stieg zum Euro etwas geringer, um 2,5 Prozent. Ein Euro kostet zurzeit 1,09 USS-Dollar. Britische Unternehmenskurse darben nach der Brexit-Entscheidung. Die Großbanken auf der Insel sackten beim Börsenkurs um rund 30 Prozent ein, Ryanair und Easyjet verloren in den letzten Stunden 18 Prozent ihres Börsenwertes. Beobachter der makroökonomischen Verwerfungen infolge des Brexit-Votums erwarten in den kommenden Tagen statt eines vermeintlichen Weltuntergangs eher eine Beruhigung der Märkte.
Britische Notenbank stellt 250 Milliarden Pfund bereit
Um die Finanzmärkte für alle denkbaren Fälle übernervös agierender Börsianer zu schützen, stellt die britische Notenbank 250 Milliarden Pfund Kapital bereit, melden Agenturen. Das Geld stehe auch in anderen Währungen als dem britischen Pfund zur Verfügung. Der Exit eines Mitglieds ist im EU-Vertrag geregelt und sieht vor, dass sich nun die EU-Länder (ohne die Briten!) zusammensetzen und ihre Positionen abstimmen. Anschließend folgen Verhandlungen über das Wie des britischen Ausstiegs aus der Union. Bleiben diese Verhandlungen ohne Ergebnis, dann erlischt die britische Mitgliedschaft in der EU automatisch nach zwei Jahren, gerechnet ab heute.
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Heute mag der Brexit, vor allem in Anbetracht der Börsen, dramatisch aussehen. Die Situation wird sich politisch und wirtschaftlich in den kommenden Monaten beruhigen. Aber einen historischen Einschnitt bedeutet das Ende der britischen EU-Mitgliedschaft allemal. Und warum geschah das gestrige EU-Votum überhaupt? Premierminister David Cameron hatte 2013 aus rein innenpolitischen Gründen das Brexit-Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU vorgeschlagen. Wahlkampf. EU-Befürworter Cameron, so sein Kalkül, wollte EU-Kritiker in den eigenen Reihen ruhigstellen. Nun geht er. Nun geht Britannien seinen eigenen Weg.