Wie man Anlage-Irrtümer vermeidet
Das Renditeprofil eines defensiv ausgerichteten Portfolios sollte nach dem Bottom-Up-Prinzip aufgebaut sein: Vor der Länderauswahl kommt die Selektion der einzelnen Positionen. Dabei ist es wichtig nachzuvollziehen, wie sich Einzeltitel unter verschiedenen Marktbedingungen verhalten.
Ein Gastbeitrag von John Stopford, Fondsmanager des Investec Diversified Income Fonds
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Angesichts weltweiter Krisen und politischer Instabilitäten, nicht zuletzt nach der Entscheidung der Briten für den Brexit, dessen Ausführung sich wahrscheinlich noch bis 2019 hinziehen wird, sollte man die Konstruktion von Aktienportfolios vermeiden, die sich auf eine simple Top-Down-Auswahl von Assets beschränken. Ich ziehe es vor, Individualentscheidungen zu treffen und mich dabei auf Qualitätstitel zu beschränken. Dabei können negative Marktrisiken reduziert werden. Der Fondsmanager benötigt dazu ein ausgeprägtes Grundverständnis des Exponiertheitsgrades seiner im Fonds gesammelten Anleihen und Aktien.
Der Irrtum mit den Dividenden-Titeln
Wer Aktien mit hohen Dividenden-Ausschüttungen kauft, erfreut sich stabiler Erträge. Mit dieser Börsenregel verhält es sich wie mit den meisten solcher Parkettweisheiten: Sie stimmen nicht. So lässt ein Unternehmen, das hohe Dividenden im Verhältnis zum Kurswert seiner Aktie zahlt, durchaus Zweifel an der Nachhaltigkeit seines Geschäftsmodells aufkommen. Stattdessen kann man eine ziemlich einseitige Ausrichtung auf Shareholderinteressen daraus ableiten. Es kann sogar bedeuten, dass sich das Unternehmen in großer Verzweiflung befindet oder dass der Kurswert in Vorahnung auf bevorstehende Dividendenkürzungen gesunken ist.
Wichtiger als der Blick auf die aktuelle Rendite einer Aktie ist die Bewertung der Qualität des dahinterstehenden Unternehmens: Sein Cash Flow, seine Profitabilität, seine Ertragsstabilität und seine Verschuldung. Ich bewerte Unternehmen nach seiner Fähigkeit, dauerhaft Erträge zu generieren und sein Vermögen zu mehren und Investoren in unterschiedlicher Art daran zu beteiligen, sei es in Form von Zinskupons oder Aktiendividenden. Dies macht ein Qualitätsunternehmen aus. Die Untersuchung der Nachhaltigkeit der Erträge eines Unternehmens lässt Rückschlüsse auf den Unternehmenswert zu.
Der Irrtum mit der Diversifizierung
Lege nicht alle Eier in einen Korb, lautet eine weitere Börsenweisheit. Aber auch dem kann man so pauschal nicht zustimmen. Zwar ist Diversifizierung prinzipiell ein wichtiger Grundsatz im Fondsmanagement. Wer aber nicht versteht, warum man diversifizieren sollte, handelt womöglich nach dem Grundsatz: „Wir müssen sparen – koste es, was es wolle“. Diversifizierung kann – wenn es richtig gemacht wird – helfen, die erwarteten Erträge abzusichern und Verluste zu begrenzen. Sie kann aber auch dazu führen, dass sich einfach die Verwaltungskosten erhöhen und die gekauften Titel am Ende den Wissenshorizont des Fondsmanagers übersteigen und ihn handlungsunfähig machen. Diese Art der Diversifizierung wird „Diworsification“ genannt. Ein intelligent durchgeführter Bottom-Up-Ansatz kann hingegen helfen, das “Diworsification”-Problem zu vermeiden. Nach der Zusammenstellung eines Investmentportfolios mithilfe der Bottom-Up-Strategie ist die Arbeit des Fondsmanagers nicht beendet. Denn nun müssen die höchst unterschiedlichen Dynamiken der einzelnen Titel im Auge behalten werden.
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Fazit: Ein konsequent ausgeführter defensiver Bottom-Up-Ansatz dient der Risikoabsicherung bei der Auswahl von Qualitätsunternehmen. Nur Unternehmen, die wirklich nachhaltige Erträge erwirtschaften, können auch schwache Phasen überstehen.