Versicherungsbote: Sollten Vermittler Finanzanlagen direkt über Fonds oder eher als Fondspolice anbieten? Warum?

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Christoph Bruns: Diese Frage berührt die Grundphilosophie eines jeden Vermittlers. Ein Vermittler sollte sich im Klaren darüber sein, wem er vor allem verpflichtet sein möchte. Ich trete seit Jahrzehnten dafür ein, den Kundennutzen in den Vordergrund zu stellen. Wenn ein Vermittler dies tut, kann er sich mittel- bis langfristig einen zufriedenen und daher wachsenden Kundenstamm entwickeln. Dann stellt sich die obige Frage in aller Regel gar nicht, denn die direkte Fondsanalage ist für die meisten Kunden der klügere Weg in die sinnvolle langfristige Geldanlage.

„Wer liquide bleiben will, findet außer Aktien nichts Geeignetes mehr“, Dr. Christoph Bruns Fondsmanager und Teilhaber der LOYS AG

Viele Versicherer haben inzwischen Index-Policen aufgelegt. Index-Police oder alternative Fonds? Warum?

Auch an dieser Stelle gilt es, eine Grundsatzentscheidung zu fällen. Indexprodukte sind qua Definition Minderwertentwickler, da sie die Indexentwicklung abzüglich entstehender Kosten weiterreichen. Mir scheint der Königsweg darin zu bestehen, Fondspartner auszuwählen, die Mehrwert stiften können und die Kunden an dieser Mehrwertschaffung zu beteiligen. Das ist aber nicht ganz einfach, da es eine Vielzahl mittelmäßiger und schwacher Fonds gibt. Daher kommt der Auswahl des Fondspartners entscheidende Bedeutung zu.

Oft bringen Fondsboutiquen, die inhabergeführt sind und bei denen die veranlagten Volumina nicht zu groß sind, bessere Leistungen als die großen Fondshäuser. Wer sich die Mühe macht, genau zu suchen und nicht leichtfertig auf vermeintlich bekannte Namen setzt, der wird reich belohnt.

ETFs, also Indexfonds sind in aller Munde. Vor allem Verbraucherschützer empfehlen diese immer wieder. Wie ist Ihre Meinung dazu? Sollten Anleger aktiv gemanagte Fonds bevorzugen?

Die sogenannten Verbraucherschützer haben in den letzten Jahrzehnten maßgeblich dazu beigetragen, dass die deutsche Bevölkerung überwiegend gar nicht an den Vermögenszuwuchsen der Wirtschaft beteiligt ist. Die visionsfreie Pfennigfuchserei fokussiert viel zu stark auf Kosten und lässt die wirkliche Zielgröße klugen langfristigen Vermögensaufbaus völlig außer Acht. Diese lautet: realer Nettovermögenszuwachs!

Neben den Sicherheitsnachteilen von ETFs erweisen sich die richtige Indexauswahl und das Timing als schwierige aktive Entscheidungen. Gute aktiv gesteuerte Fonds übernehmen diese Entscheidungen für den Kunden und können dadurch erheblichen Mehrwert erzielen. Ich selber ziehe für meine eigenen Anlagen Fonds vor, bei denen der Fondsmanager signifikant mit eigenem Geld investiert ist.

Bei deutschen Anlegern ist das Wissen im Bereich der Geldanlage für Altersvorsorge bekanntermaßen unterentwickelt. Die Anlage in Aktien wird vielfach als zu risikoreich gesehen. Wie wichtig ist Aufklärung für diesen Bereich und wie kann die Einstellung der Privatanleger geändert werden?

Ein Bonmot an der Börse lautet: "Es ist ein großes Risiko, Aktien zu besitzen; ein noch größeres ist es, keine Aktien zu haben." Angesichts der Dauerniedrigphase werden die Deutschen umdenken müssen. Zwar war es auch in der Vergangenheit stets das Klügste, sich an der Wertschöpfung der Wirtschaft durch Aktienfonds zu beteiligen. Da aber der Hauptwettbewerber der Aktienanlage, die Zinsanlage, völlig unattraktiv geworden ist, kommen die Menschen, sofern sie langfristigen Vermögensaufbau betreiben wollen, um Aktienfonds jetzt gar nicht mehr herum.

Viele Vermittler scheuen das Thema Investment und konzentrieren sich auf die Versicherungsvermittlung. Warum sollten sich Vermittler Ihrer Meinung nach mit dem Thema Geldanlage beschäftigen und auch als Finanzberater tätig werden?

Bei dieser Frage komme ich auf meine eingangs getroffene Aussage zurück. Wenn Vermittler es sich einfach machen wollen, dann setzten sie das fort, was sie in den letzten 20 Jahren gemacht haben. Sollten sie aber das Interesse der Kunden an langfristiger Vermögensentwicklung priorisieren, dann müssen sich viele Vermittler umstellen und künftig dem Thema Investment in Aktienfonds einen Schwerpunkt einräumen. Sagen wir es einmal philosophisch: "Tempora mutantur nos et mutamur illis". Wer sich nicht den neuen Marktrealitäten pro Investment stellt, der wird im Wettbewerb über kurz oder lang ausscheiden.

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Danke für das Interview!