Geldanlage - Privatpersonen sollten nie Anleihen kaufen
Deutsche Anleger sollten bei Fonds auf die Faktoren Flexibilität, Diversifikation und Liquidität Wert legen, rät Eliezer Ben Zimra von Edmond de Rothschild Asset Management. Im Interview erklärt uns der Fondsmanager, welche Chancen Staatsanleihen bieten, wo es aktuell Potential gibt und warum er Privatpersonen nie empfehlen würde, Anleihen zu kaufen.
Versicherungsbote: Welches Anleihesegment favorisieren Sie im heutigen Null-Zinsumfeld? In welchen Marktsegmenten sehen Sie aktuell Chancen?
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Eliezer Ben Zimra: Zurzeit favorisieren wir europäische Hochzinsanleihen und nachrangige Finanzanleihen aus der Eurozone. Diese bieten wegen der extrem akkommodierenden Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine gute Grundlage und attraktive Bewertungen. Auch Schwellenländeranleihen stehen bei uns im Fokus, da sie ein interessantes Rendite-Risiko-Profil mitbringen.
Welche Chancen bieten Ihrer Ansicht nach (europäische) Staatsanleihen? Sind diese überhaupt noch rentabel – oder sollten Investoren fast ausschließlich auf Unternehmensanleihen setzen?
Einige Staatsanleihen in der Eurozone sind nach wie vor interessant. Wir beobachten derzeit Portugal und Griechenland. Tatsächlich sind griechische Staatsanleihen aus einer Vielzahl von Gründen eine Investition, die wir als profitabel ansehen. Auf der anderen Seite sind Euro-Staatsanleihenmärkte rentabel. Wir bevorzugen den Kreditmarkt, da die Zinsen noch lange niedrig bleiben werden.
Welche Staatsanleihen empfehlen Sie?
Zehnjährige Bundesanleihen zum Beispiel wiesen im Juni erstmals einen Minuszins auf – wer sie abschließen will, muss draufzahlen! Neben Anleihen aus der Eurozone bevorzugen wir derzeit Märkte in Neuseeland. Unserer Ansicht nach wird die neuseeländische Zentralbank in Zukunft einer expansiveren Geldpolitik nachgehen.
Die Europäische Zentralbank hat begonnen, neben Staatsanleihen auch Anleihen großer Unternehmen aufzukaufen. Wie beurteilen Sie diesen Schritt? Kritiker warnen vor Marktverzerrungen – gibt es auch Vorteile dieser neuen Kaufpolitik?
Unserer Ansicht nach ist dies ein guter Schritt für den geldpolitischen Transmissionsmechanismus, der seit der Schuldenkrise das große Problem ist. Außerdem haben wir beobachtet, dass wieder mehr Kredite an kleine nichtfinanzielle Unternehmen in der Eurozone vergeben werden. Wir glauben, dass es mit dem beruhigenden Umfeld des Kreditrisikos verbunden ist. Wir sind zuversichtlich, dass die EZB überwacht, ob es Marktverzerrungen gibt und handeln wird, wenn es der Fall ist.
Welche Auswirkungen hat der Brexit auf Unternehmensanleihen? Welche Rolle könnte der niedrige Pfund-Kurs dabei spielen?
Der Brexit wird ein langer Prozess sein und zurzeit sind wir uns nicht einmal sicher, dass der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) tatsächlich stattfinden wird. Dennoch glauben wir, dass der Effekt bei Euro-Unternehmensanleihen (Banken ausgeschlossen) gering sein wird. Wir können erwarten, dass die Auswirkungen auf den britischen Unternehmensanleihemarkt stärker sein werden, da Konzerne unter der Verlangsamung des Wachstums leiden werden. Kurzfristig könnte es ein Liquiditätsproblem geben – ansonsten erwarten wir keine großen Turbulenzen.
Die Bundesbürger sind traditionell an Sicherheit orientiert, noch immer ist laut Umfragen das Sparbuch die beliebteste Anlageform. Können Sie vor diesem Hintergrund Privatpersonen das Investment in Anleihen empfehlen – und wie viel Know-how ist hierfür notwendig?
Ich würde einer Privatperson nie empfehlen, Anleihen zu kaufen denn meiner Meinung nach ist der Anleihemarkt für Experten ausgerichtet. Auch bei dem Fonds, den ich verwalte, dem Edmond de Rothschild Bond Allocation, wird die Auswahl von Unternehmensanleihen an Experten delegiert. Ich bin zwar ein Experte für Rentenpapiere, aber nicht für Kredite. Deshalb würde ich empfehlen, in offene Fonds zu investieren, in denen das Risiko diversifiziert ist.
Daran anknüpfend: Wie wollen Sie den ängstlichen Deutschen den Anleihemarkt schmackhaft machen? Bitte nennen Sie drei Argumente, die aktuell für ein Investment in Anleihen sprechen.
Deutsche Bürger sollten ihre Aufmerksamkeit auf drei Faktoren richten, bevor sie in Fonds investieren: Flexibilität, Abwechslung/Diversifikation und Liquidität.
Gibt es Unternehmensanleihen, die im Schnitt eine geringere Volatilität aufweisen als andere?
Ja, es gibt zum Beispiel Investment-Grade-Anleihen. Diese bieten aber weniger Leistung und Ertrag. Es gibt keine Magie in der Welt der negativen Zinsen.
Gibt es regionale Märkte, die künftig große Möglichkeiten bieten?
Wir sehen derzeit Potenzial in Schwellenländern.
Sollten Anleger aktuell eher den Fokus auf die Erschließung neuer Marktsegmente legen oder vielleicht sogar ihr Risikoprofil ändern?
Um sich dieser neuen Ära anzupassen sollten Anleger auf dem Anleihemarkt auf Flexibilität bei der Allokation und bei der Verwaltung der Duration (Zinsrisiko) achten. Dies ist genau die Strategie, die wir mit dem Edmond de Rothschild Bond Allocation anbieten.
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