Bankgeschäft und Geldanlage - Bundesbürger fremdeln noch mit Fintechs
Non-Bank: Fintechs stehen für große Veränderungen im Bereich der Finanzdienstleistungen. Neue Formen des Bankings, andere Modelle für Kredite und Geldanlagen sowie alternative Formen der Bezahlung stehen bevor. Wie sehen die Bundesbürger dieser Entwicklung entgegen? Die auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro wollte es genau wissen und befragte für das FinWeb-Barometer 2016 über 2.100 Bundesbürger.
In der umfangreichen Befragung zeigte sich, dass eine sehr großer Anteil der Deutschen, 88 Prozent sehr offen ist für Zahlungen über Anbieter wie PayPal, Apple-Wallet oder Fintechs. Davon sind zwei Drittel auch bereit, Beträge über einhundert Euro zu bewegen. Weniger enthusiastisch wird der Gedanke eines Wechsel zu einer Non-Bank begrüßt, Anbieter also, die keine volle Banklizenz haben und Finanzdienstleistungen nur eingeschränkt anbieten dürfen. Im Bereich Geldanlage und Kredite würden einen solchen Wechsel nicht einmal vierzig Prozent erwägen (37 bzw. 39 Prozent). Das muss aber keine definitive Aussage bleiben, denn es hat sich auch gezeigt, dass die Deutschen im Hinblick auf Geldgeschäfte stets eine sehr große Vorsicht an den Tag legen.
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"Der erwartete Run auf die Fintechs ist bisher ausgeblieben, obgleich die neuen Anbieter sichtbare Antreiber der Veränderungen im Banking sind, hin zu mehr Einfachheit und Transparenz", äußert sich Christine Naber als Vorstand bei Cofinpro. "Trotz ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber den neuen Angeboten ändern die Bundesbürger ihr Verhalten nur in sehr kleinen Schritten, wie unsere Studie zeigt.", so wurde Naber in einer Pressemeldung zitiert.
Klassisches Banking vs. neue Anbieter
Alles in allem weichen die diesjährigen Ergebnisse kaum von denen es Vorjahres ab. So zeigen sich auch die Wünsche der Deutschen als sehr konstant, was den Gesamtindex nur marginal von 44,5 auf 44,6 Punkte steigen ließ. Das sind also 44,6 Punkte auf einer Skala mit einer Spannweite von 0 bis hundert. Null steht für „dem klassischen Banking sehr verhaftet“ und 100 für „vollkommen offen gegenüber neuen Anbietern“.
Bei Geldanlage und Kreditgeschäften ist die Zurückhaltung noch etwas größer als beim Zahlungsverkehr: bei letztgenanntem sind die Deutschen eher bereit, zu einer Nicht-Bank zu wechseln. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich hier eine Verschiebung von 49,3 auf 49,7 Punkten ergeben. Im Kreditbereich wurden 44,9 Punkte erzielt und in der Geldanlage nur 42,9 Punkte – womit das Segment benannt ist, in welches das geringste Vertrauen investiert wird. Zugleich zeigte sich jeder vierte Befragte bereit, Geldbeträge von mehr als tausend Euro über ein FinTech zu investieren. Auch was die Aufnahme eines Kredites in dieser Höhe angeht, zeigten sich jeder Dritte geneigt, hier mit zugehen.
Bankgeschäft am liebsten einfach, günstig, schnell
Die Bevölkerungsgruppe, die den größten Zuspruch für Angebote der neuen Finanzdienstleister an den Tag legt, sind, laut der Ergebnissen der Detailanalyse, vor allem die 18- bis 34-Jährigen sowie die Akademiker. So würden 39 Prozent der befragten Nicht-Akademiker ihr Geld ausschließlich über eine Bank anlegen. Der Anteil der Teilnehmer mit Hochschulabschluss liegt hier bei nur 32 Prozent. "Die Banken müssen gegensteuern, sonst laufen sie Gefahr, ihre einkommensstarken Kunden von morgen zu verlieren", empfiehlt Cofinpro-Vorstand Naber.
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Im Großen und Ganzen unterstreicht die Studie die Neigung der Deutschen, ihre Bankgeschäfte sicher, günstig, einfach und schnell abwickeln zu wollen. Dazu sagt die Digitalisierungsexpertin Naber: "Die Kunden wünschen die Sicherheit der traditionellen Bankenwelt, kombiniert mit den einfachen Prozessen der neuen Anbieter. Das wiederum bedeutet einen Vorteil für die etablierten Institute - sofern sie in Digitalisierung investieren und sich ein modernes Image aufbauen."