Ein Gastkommentar von Karl Grandl, Head of Insurance bei GetSafe

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Schuld wird vielmehr die immer weiter sinkende Vergütung für Lebens- und Rentenversicherungen sein. Oder glauben Sie ernsthaft, mit 0,9 % Rechnungszins und den bisherigen Vergütungsmodellen lassen sich noch einigermaßen vernünftige Versicherungen kalkulieren?

Da geht es weniger darum, dass die Produkte nicht mehr „zeitgemäß“ sind oder sich aufgrund der niedrigen Zinsen nicht rentieren. Vielmehr gehen die meisten Vermittler den Weg des geringsten Widerstands und konzentrieren Ihr Geschäft auf alternative Produkte. Reine Fondsanlagen gewinnen auch immer mehr an Attraktivität.

Zugegeben, alle Anlageklassen haben ihre Daseinsberechtigung, aber eben auch eine Rentenversicherung. Wir müssen uns einfach nur wieder bewusst werden, was eine Rentenversicherung eigentlich so absichert, nämlich Langlebigkeit.

Das Wort „Langlebigkeit“ klingt nur total unsexy.

In einem Wort kann man das auch schwer beschreiben. "Mehr Zeit zu leben!" würde ich es in einem knappen Satz beschreiben. Aber brauche ich dafür eine Rentenversicherung?

Machen wir doch einfach mal eine einfache Rechnung ohne Zinsen, Inflation oder ähnliches:

Sagen wir, wir würden heute im Schnitt 87 Jahre alt werden. Wenn man mit 67 in Rente geht und 120.000 Euro angespart hätte, dann könnte man diese auf 20 Jahre verteilen. Das wären dann 6.000 Euro im Jahr oder 500 Euro im Monat.

Was, wenn wir im Schnitt plötzlich 97 Jahre alt werden würden? Dann müssten wir diese 120.000 Euro auf 30 Jahre verteilen. Sprich 4.000 Euro im Jahr oder 333 € im Monat. Um wieder 6.000 Euro zu erhalten bräuchten wir ja jetzt 180.000 Euro Kapital.

Und genau das wird mit einer Rentenversicherung versichert: Das sogenannte Langlebigkeitsrisiko. Niemand weiß, wie alt er wird. Wenn man es genau sieht, wettet man mit dem Versicherer, dass man sehr alt wird. Stirbt man jung, geht das übrige Geld in einen Topf. Lebt man länger, wird das, was mehr bezahlt werden muss, aus diesem Topf genommen. Bei einer Rentenversicherung sollte man also die Garantie-Verzinsung gegen diese Sicherheit aufwiegen. Und diese Sicherheit darf in Deutschland nur eine Versicherung abgeben!

Natürlich benötigt ein Versicherer auch den Rechnungszins (Neben Kosten und der Sterbetafel), um diese Langlebigkeit stabil kalkulieren zu können. Leider wird das auch nur zu oft von Verbraucherschützern und in diversen Artikeln nicht berücksichtigt.

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Bleibt die Frage: Klassisch, fondsgebunden, Riester oder Rürup, eine betriebliche Versorgung, oder doch lieber als ein reiner Privatvertrag? Ein guter Berater sollte seinen Kunden unter Berücksichtigung seiner Wünsche und Bedürfnisse sauber beraten können.