Lebensversicherung - Garantien waren schlicht zu hoch
Dass die klassische Lebensversicherung mit Garantiezins ein Auslaufmodell ist, scheint ein Allgemeinplatz in der Branche zu werden. In einem Interview mit dem Handelsblatt hat sich nun auch Guido Bader, Vorstand der Stuttgarter Lebensversicherung, entsprechend positioniert. Er sieht die Notwendigkeit für kleine Versicherer, sich zu spezialisieren.
Die Fürsprecher der klassischen Lebensversicherung muss man in der Versicherungsbranche aktuell mit der Lupe suchen. Nachdem bereits Branchenriesen wie die Allianz, Ergo oder Generali den Vertrieb der Garantiezins-Produkte in den letzten Jahren weitestgehend zurückgefahren oder ganz eingestellt haben, äußerte sich nun auch Guido Bader von der Stuttgarter Lebensversicherung skeptisch. Die klassische Lebensversicherung „wird zum Auslaufmodell“, sagte Bader am Rande eines Branchentreffs in Köln dem Handelsblatt.
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„Problem ist nicht, dass die Kunden unmittelbar Geld verlieren“
Auf die Frage, wie sehr die Branche der anhaltende Niedrigzins treffe, erklärte Bader, Druck auf die Versicherer sei unweigerlich da. „Das Problem ist aber nicht, dass die Kunden unmittelbar Geld verlieren. Das Problem ist eher, dass die Garantien, die wir in der Vergangenheit ausgesprochen haben -in dem Vertrauen, dass wir ein stabiles Zinsumfeld haben- schlicht zu hoch waren“, führte der studierte Wirtschaftsmathematiker aus. Hierbei schwingt auch Selbstkritik an der Versicherungsbranche mit. Aktuell sei die Stabilität noch da. Aber wenn das Zinsumfeld nach unten keine Grenzen kenne, „wird die Branche diesem Druck nicht dauerhaft standhalten können“.
Die Lösungen hierfür, die Bader anbietet, sind bekannt: Neue Produkte müssten nicht „Jahr für Jahr einen gewissen Zinssatz“ garantieren, sondern die Garantien in die Auszahlungsphase verlagern: entscheidend, auf welche Gelder der Sparer Anrecht hat, wäre dann die Marktsituation zum Auszahlungsbeginn. Hierfür sollen die Produkte die „Chance auf steigende Renditen“ bieten. Mit anderen Worten: das Kapitalmarktrisiko in der LV trägt fortan der Kunde.
Mut haben zu sagen, dass Garantien Geld kosten
Aber die Nachfrage nach Policen ohne Garantiezins verläuft schleppend. Der Marktführer Allianz verkaufte zum Beispiel sein alternatives Vorsorgekonzept „Perspektive“ bis zum Jahresende 2015 rund 160.000mal: da war sie zweieinhalb Jahre auf dem Markt.
Bader fordert: Man müsse den Kunden vonseiten der Versicherer nahebringen, dass Garantien Geld kosten und eine sichere Anlage die Rendite schmälert. Und auch den Mut haben zu sagen, „wir bieten nur noch ein Sicherheitsnetz an, aber große Chancen bei der Rendite“.
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Bader antwortete auch auf die Frage, ob speziell kleinere Versicherer Probleme bekommen, wenn das Kernprodukt an Attraktivität verliert und zugleich härtere Kapitalmarktanforderungen an die Versicherer gestellt werden. Der Vorstand wollte sich bei dieser Frage nicht festlegen. Einerseits würden die steigenden Kosten einer zunehmenden Regulierung die „Innovationskraft“ der kleinen Versicherer hemmen. Andererseits hätten die Kleinen auch Effizienzvorteile: schnellere Entscheidungen, weniger Bürokratie und keine Aktionäre mit der Forderung nach hohen Ausschüttungen im Nacken. Die Stuttgarter Lebensversicherung ist als Verein auf Gegenseitigkeit organisiert.