Rente - MDR-Intendantin hat Anspruch auf knapp 17.200 Euro Monatsrente
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: große Teile des Rundfunkbeitrags werden mittlerweile eingesetzt, um die Rentenansprüche früherer Mitarbeiter zu bedienen. MDR-Intendantin Karola Wille hat jetzt erstmals berichtet, welche Pensionsansprüche sie später einmal haben wird.
Das System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks steht seit längerer Zeit in der Kritik. Zu aufgeblasen, zu intransparent, zu viel Einfluss der Parteien – so lauten einige der Vorwürfe. Doch nun könnte ein neuer Aufreger hinzukommen, obwohl sich doch eigentlich eine Funktionärin um Transparenz bemühte.
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Im Interview mit der Bild am Sonntag hat Karola Wille, MDR-Intendantin und derzeit Vorsitzende der ARD, zu ihren Pensionsansprüchen geäußert. Und die können sich sehen lassen. Je länger sie ihren Job mache, desto mehr Rente könne sie als Ruhestandssalär erwarten, erklärte Wille – maximal 75 Prozent ihres letzten Grundgehalts. Da sie derzeit 275.000 Euro im Jahr verdiene, habe sie Anspruch auf eine Rente von 17.187 Euro monatlich.
ARD zahlt in den kommenden vier Jahren 1,4 Milliarden Euro für Rentenansprüche
Doch Karola Wille ist nicht die einzige mit hohen Pensionsansprüchen. Tom Buhrow beispielsweise, Intendant des Westdeutschen Rundfunks, bekam laut Bild zuletzt ein Gehalt von 359.000 Euro im Jahr – seine zukünftige Rente dürfte folglich über jener von Karola Wille liegen. Doch es sind nicht diese Spitzenverdienste, die am meisten Geld kosten, es ist die breite Masse. Speziell in der Zeit vor 1993 wurden den Journalisten und Angestellten teils hohe Renten versprochen.
So fließen große Summen des Rundfunkbeitrags nicht etwa in die Programmgestaltung, sondern in die Pensionen der früheren Mitarbeiter. Allein die ARD-Anstalten müssen in den kommenden vier Jahren laut ihrer Finanzplanung knapp 1,4 Milliarden Euro an Pensionen auszahlen, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Die notwendigen Rückstellungen für künftige Rentner beziffern sich im selben Zeitraum auf weitere drei Milliarden Euro.
Die FAZ hat die jüngsten Finanzberichte der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ausgewertet und errechnet, dass jeder Bürger über seinen Rundfunkbeitrag im Jahr allein 13,50 Euro für die Altersversorgung öffentlich-rechtlicher Beschäftigter zahlt. Immerhin eine Gebühr, der man sich nicht entziehen kann. Manche Sender finden sich wegen der Pensionen gar in einer schwierigen Situation. Der Hessische Rundfunk etwa gibt jetzt schon mehr als halb so viel für die Altersversorgung seiner Mitarbeiter aus wie für Löhne und Gehälter, berichtet Helmut Reitze, von 2003 bis Februar 2016 Intendant des HR.
Kein Vergleich zur freien Wirtschaft
Immerhin: im Vergleich zur freien Wirtschaft sind der Pensionsansprüche der öffentlichen Top-Verdiener bescheiden. Die Renten der Vorstände in Dax-Unternehmen summierten sich 2014 im Schnitt auf monatlich 34.000 Euro, so hat die gewerkschaftsnahe Böckler-Stiftung anhand der Daten von 151 Unternehmen errechnet (Erfasst wurden DAX, MDAX, SDAX und TECDAX).
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Die Spitzenkräfte der Dax-Konzerne können sogar eine Jahresrente im siebenstelligen Bereich erwarten. Daimler-Chef Dieter Zetsche darf sich laut Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auf eine Rente von 1,05 Millionen Euro jährlich freuen, Bernd Scheifele von Heidelberg Cement erzielt gar ein Ruhestands-Salär von 1,47 Millionen Euro im Jahr. Allein die Rückstellungen für Dieter Zetsche beziffern sich im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge auf 22,7 Millionen Euro.