Bürgerversicherung klingt im Wahlkampf immer gut
"Dass die Bürgerversicherung die Probleme der Gesetzlichen Krankenversicherung löst, glauben nicht einmal deren Verfechter.", sagt Troy Briggs. Im Interview erklärt uns der Vorstandsbeauftragte der Barmenia Krankenversicherung, wo die Stärken der Privaten Krankenversicherung liegen und was er über die Berichterstattung zum Gesundheitssystem denkt.
Das Thema Private Krankenversicherung wird stets auch in Verbindung mit zu hohen Beiträgen im Alter in Verbindung gebracht. Ist das eine Falscheinschätzung?
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Troy Briggs: Die Beiträge von Krankenvollversicherungen variieren stark. So finden sich Policen, die trotz eines hohen Leistungsniveaus deutlich unter den Höchstbeiträgen der gesetzlichen Krankenversicherung liegen. Aber es gibt auch Policen, die darüber liegen.
Ich empfehle: möglichst in jungen Jahren eintreten, leistungsstarke Tarife abschließen und Kapital in den Beitragsentlastungtarifen aufbauen. Das sind gute Voraussetzungen für Leistungsflexibilität und Beitragsstabilität im Alter.
Wie können Privatversicherte gezielt für das Alter vorsorgen?
Mal ganz abgesehen von der Beitragsdiskussion, die aus meiner Sicht in den letzten Jahren sehr einseitig zu Lasten der PKV geführt wurde, sind die Stärken der privaten Krankenversicherung ganz eindeutig auf der Leistungsseite zu finden. In den Premiumtarifen ist der Zugang zu medizinischer Versorgung auf höchstem Niveau garantiert.
Gerade im Alter sprechen zum Beispiel die freie Arztwahl, die freie Krankenhauswahl, der Zugang zu Spezialisten, zu hochwertiger Zahnmedizin oder Lasik-Operationen starke Argumente für die Private Krankenversicherung.
Bei der Diskussion um das Gesundheitssystem werden meist die Kürzungen von Leistungen oder erhöhte Kosten für gesetzlich Versicherte außen vor gelassen. Während die pKV Leistungen vertraglich festschreibt. Ist die Berichterstattung unfair?
Ja, ich habe den Eindruck, dass das politisch so gewollt ist. Die Berichterstattung vernachlässigt die Leistungsvorteile der PKV gegenüber den gesetzlichen Kassen schon sehr. Im Gegenteil: als Privatversicherter wird man fast schon als unsozial hingestellt, nur weil man seinen Arzttermin unter Umständen früher bekommt.
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Und dass die Bürgerversicherung die Probleme der GKV löst, daran glauben nicht einmal deren Verfechter. Aber es klingt im Wahlkampf immer gut. Auch wenn es nur bedeutet, dass nun alle gleich lange auf einen Arzttermin warten müssen. Das ist nicht fair, passt aber irgendwie in die heutige Zeit.