Deutsche kaufen Aktien von Deutsche Bank, Daimler und teure Fonds – wenig ETF
Die Direktbank ING-Diba hat in die mehr als 920.000 Portfolien ihrer Kunden hineingeschaut. Laut einem Zeitungsbericht packen sich die Anleger, wenn sie ohne den Rat ihrer Bank handeln, vornehmlich Einzelaktien in ihr Depot hinein. Wenn sie keine Einzeltitel kaufen, dann parken die Deutschen ihr Geld bevorzugt in teure Fonds. Überraschend ist, dass die Kunden der ING-Diba sich nur selten günstige Indexfonds in ihr Depot legen.
Wer bisher behauptete, dass die Deutschen keine Aktien kaufen, den straft eine Analyse der Direktbank ING-Diba Lügen. Die Bank hat in mehr als 920.000 Portfolios ihrer Anlagekunden geschaut, meldet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). Den Angaben zufolge machen einzelne Aktien den Löwenanteil der Anleger aus. 57 Prozent des Gesamtvolumens aller Portfolien der ING Diba tragen einen Firmennamen, bevorzugt gedruckt auf Aktien namens Daimler oder Deutsche Bank.
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Mehr teure Fonds als billige ETFs im Depot
Mit 24 Prozent Anteil zweitgrößter Posten bei der ING-Diba sind aktiv gemanagte Fonds, teure Papierpakete, deren Erwerb tüchtig Ausgabeaufschlag plus Jahresgebühr kostet. Nur 9 Prozent am Gesamtvolumen der Direktbank bedecken deren Anleger dagegen mit günstigen Indexfonds (ETFs). Dass die Anleger nur so wenige Indexfonds kaufen, überrascht den Beobachter. Schließlich müssen Kunden einer Direktbank wie der ING-Diba ohne den Rat eines Bankers auskommen.
Zu der Analyse der ING-Diba gibt es auch kritische Stimmen auf Twitter:
Die ING Diba durchleuchtet für die Presse die Depots ihrer Kunden - haben die alle zugestimmt?https://t.co/MJ8UGSAscR
— Udo Vetter (@udovetter) 11. Dezember 2016
Kunden, die ohne Berater und ohne den Besuch einer (weil nicht vorhandenen) Bankfiliale selbst überlegen müssen, wo sie ihr Geld anlegen, gelten gemeinhin als offener gegenüber günstigen Papieren wie den Indexfonds. Nach Angaben der FAZ bevorzugen die Kunden der ING-Diba neben deutschen Einzelaktien auch bei Indexfonds solche, die den Deutschen Aktienindex abbilden (etwa den iShares-Dax).
Lediglich bei internationalen Aktien kaufen die gemessenen Kunden ETFs mit dem MSCI-World-Index, der global Aktien kauft und Risiken des Anlegers auf 1.600 Aktengesellschaften weltweit streut und atomisiert. Im Schnitt, so meldet es die FAZ, haben die Kunden der ING-Diba 30.000 Euro angelegt und kaufen oder verkaufen fast jeden Monat einmal Wertpapiere.
Struktur des Anlagevolumens der ING-Diba (Quelle FAZ):
- 57% Einzelaktien
- 24% gemanagte Fonds
- 9% Indexfonds
- 8% Anleihen
- 2% Sonstige
Die höchste Aktienquote haben den Angaben zufolge Anleger über Alter 76: 65 Prozent. Die geringste Aktienquote haben junge Anleger bis Alter 17: „nur“ 43 Prozent. Die Quoten der Menschen zwischen Alter 18 und 75 nennt die Zeitung nicht. Am meisten gefragt bei den Anlegern sei im Herbst 2015 die Volkswagenaktie gewesen, trotz deren „Dieselgate“.
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In diesem Jahr beliebt seien bei ING-Diba-Kunden Aktien von Allianz, Deutsche Bank, Commerzbank und Bayer. Den umsatzstärksten Tag habe die Bank nach der Wahl des künftigen US-Präsidenten Donald Trump verzeichnet: 388 Millionen Euro Käufe, 201 Millionen Euro Verkäufe.