Private Krankenvollversicherung verteuert sich im Neugeschäft
Die privaten Krankenversicherer geraten durch erhöhte Leistungsausgaben, die Alterung der Gesellschaft und den Niedrigzins unter Druck. Vor diesem Hintergrund hat das Analysehaus Morgen & Morgen die Prämienanpassungen im Vollversicherungs-Neugeschäft seit dem Jahresbeginn 2013 untersucht. In der Tendenz zeigt sich, dass sich die Prämien verteuern, wenn im Schnitt auch moderat.
Das Analysehaus Morgen & Morgen hat die Beitragsentwicklung im Neugeschäft der Krankenvollversicherung seit Einführung der Unisex-Tarife untersucht. Unisex bedeutet, dass die Versicherer seit dem 21. Dezember 2012 im Neugeschäft nicht mehr das Geschlecht des Kunden für die Risikokalkulation heranziehen dürfen; dies hat der Gesetzgeber als diskriminierend abgelehnt. Im Fokus der Studie standen Tarife der Altersklassen 30, 40 und 50 Jahre. Für das Jahr 2017 konnte bisher rund die Hälfte der Versicherer analysiert werden, berichten die Analysten am Montag in einer Pressemeldung.
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Der Trend ist dabei deutlich: in immer mehr Tarifen werden die Prämien angepasst. Entgegen dem Klischee haben jedoch nicht nur die Prämien-Anhebungen zugenommen, sondern auch die Tarife, in denen die Kosten herabgesetzt wurden, berichtet das Analysehaus. Wurden 2014 noch im Schnitt 12 Prozent der Tarife angepasst, waren es 2015 schon rund 20 Prozent. In 2016 lag der Anteil bei knapp 26 Prozent. Für 2017 zeichnet sich bei den bisher betrachteten Anpassungen ebenfalls ein Anteil von mindestens 26 Prozent ab.
Über die Altersgruppen hinweg zeigt sich laut Untersuchung ein recht ausgewogenes Bild. 2014 sei der Anteil der angepassten PKV-Volltarife über alle Altersgruppen hinweg gleich gewesen. Bereits 2015 überwogen dann die Anpassungen bei der Generation der 30jährigen. 2016 habe der Unterschied bereits bei zehn Prozentpunkten gelegen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich für 2017 ab. Hier zeigen die Analysen von MORGEN & MORGEN Anpassungen bei über 20 Prozent der Tarife für 40- und 50-Jährige und bei über 30 Prozent der Tarife für 30-Jährige.
Mehr Beiträge erhöht als gesenkt
Der Trend ging in den letzten Jahren dennoch in Richtung Beitragserhöhung. Die angepassten Beiträge erfuhren 2014 eine durchschnittliche Erhöhung von einem Prozent, in 2015 von 2,2 Prozent und im Jahr 2016 lag der Schnitt bei 2,5 Prozent. Auch 2017 sei damit zu rechnen, dass im Schnitt die Beiträge wieder über dem Vorjahreswert ansteigen werden, prognostiziert Morgen & Morgen anhand der jetzt vorliegenden Zahlen.
„Im Schnitt zeigen die Beiträge seit 2013 eine steigende Tendenz im Neugeschäft. Die aktuellen Anpassungen liegen aber immer noch unter den Anpassungswerten der Tarifgenerationen vor Unisex. Ebenso verhält es sich mit der Anzahl der angepassten Tarife“, setzt Peter Schneider, Geschäftsführer von MORGEN & MORGEN, die aktuelle Betrachtung in Relation. So habe die durchschnittliche Prämien-Anpassung in den letzten beiden Jahren vor der Unisex-Einführung bei 5,7 Prozent gelegen, der Anteil der angepassten Tarife gar bei 60 Prozent.
Beitragserhöhungen aufgrund des niedrigen Zinsniveaus seien im Neugeschäft nicht zu beobachten, da die Tarife nach 2012 in der Regel schon mit einem niedrigeren Rechnungszins kalkuliert sind, erklären die Experten von Morgen & Morgen weiter.
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Anders sieht die Situation im Bestandsgeschäft aus: "Hier können sogar höhere Anpassungen als im Neugeschäft eintreten". Einige Bestandstarife würden durch eine notwendige Rechnungszinsabsenkung noch eine zusätzliche Beitragserhöhung erfahren.