Anleihen oder Dividendenaktien? Und warum eigentlich oder?
Seitdem sich die Zinsen auf einem dauerhaften Tief bewegen, kommen Anleger um das Thema Aktie eigentlich kaum noch herum. Die Problematik betrifft Altersvorsorgesparer und institutionelle Anleger gleichermaßen.
Nachdem der Garantiezins für Lebensversicherungen zum Jahresbeginn 2017 auf 0,9 Prozent abgesenkt wurde, verliert die Lebensversicherung ebenso an Attraktivität wie Fest- oder Tagesgeld, wo das Zinsniveau ebenfalls nicht mehr ausreicht, um ausreichend für die Altersvorsorge zu sparen. Institutionelle Anleger stehen vor demselben Problem. Diese sind auf den gleichen Kapitalmärkten aktiv – haben aber zusätzlich aufsichtsrechtliche Vorgaben zu erfüllen, um zu vermeiden, dass das Geld der Anleger leichtfertig verspekuliert wird. Lebensversicherer müssen sich beispielsweise an Mindestkapitalanforderungen (Solvency Capital Requirements SCR) halten; zu sehr fürchtet die Aufsicht einen Ausfall der Versicherungswirtschaft in Deutschland. So ist es kein Wunder, dass angesichts dieser Hintergrundbedingungen zwei Drittel der Deutschen nicht daran glauben, dass die Politik der Bundesregierung ein Absinken des Rentenniveaus verhindern kann. Dies ist das Ergebnis einer im August dieses Jahres, im Auftrag des Finanzdienstleisters MLP, vorgestellten YouGov-Studie. Danach gaben 58 Prozent der Befragten an, dass es notwendig sei, sich selbst andere Wege der Altersvorsorge zu suchen, da sie sich nicht auf die staatliche Rente verlassen wollten.
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Die Aktienquote steigt
Nachdem die Deutschen jahrzehntelang Aktieninvestments gemieden haben, scheint nun eine Trendumkehr in Sicht: Die Zahl der Aktienbesitzer stieg zu Jahresbeginn um mehr als eine halbe Million, meldete das Deutsche Aktieninstitut (DAI). Mit den schwindenden Zinsen steigt automatisch das Vertrauen in Aktien. Die Zahl der Aktionäre und Aktienfondsbesitzer lag im vergangenen Jahr nach Angaben des DAI bei 9 Millionen Personen. Dies entspricht dem höchsten Stand der letzten drei Jahre. Auch die institutionellen Investoren stocken ihren Aktienbestand auf. So war die Aktienquote nach Informationen des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (GDV) von 3,5 Prozent im Jahr 2015 auf 4,3 Prozent im Folgejahr gestiegen.
Mit Dividendenaktien von Qualitätsunternehmen profitieren
Angeboten werden verschiedene Aktienfonds, deren Anlagestrategien die unterschiedlichen Risikoneigungen der Anleger bedienen. „In Europa liegen die Dividendenrenditen zum ersten Mal seit 60 Jahren höher als Anleiherenditen“ begründet Fondsmanager Clyde Rossouw die Titelauswahl für den von ihm gemanagten Global Quality Equity Income Fonds von Investec Asset Management. Seine ertragsorientierte Anlagestrategie zahlt sich vor allem auf lange Sicht aus, denn Unternehmen mit einer guten Dividendenhistorie beweisen Kapitaldisziplin. Dividenden erfreuen nicht nur den Anleger, der in regelmäßigen Abständen für sein Engagement entlohnt wird, sie stellen vor allem eine Zusage des Managements dar, einen langfristigen Fokus auf effizienten Kapitaleinsatz zu legen. Dividendenaktien sind also nichts für Kurzfrist-Trader und Spekulanten, sondern eher etwas für Altersvorsorgesparer mit einem langfristigen Sparhorizont.
Von starken Marken profitieren
Aber nicht jede Aktiengesellschaft zahlt auch verlässliche Dividenden. Rossouw setzt dabei auf Qualitätsunternehmen und erläutert, was Investec Asset Management darunter versteht: Qualitätsunternehmen weisen dauerhafte Wettbewerbsvorteile auf. Das erklärt beispielsweise, warum sieben der zehn am stärksten gewichteten Aktien des Global Quality Equity Income Fonds von Unternehmen sind, die schon vor 1930 gegründet wurden. Darunter Procter & Gamble, ein Hersteller von Reinigungsmitteln, der bereits 1837 gegründet wurde. Der US-Seifenkonzern hat den höchsten Werbeetat der Welt. Ausgaben, die sich im Markenwert widerspiegeln. Oder Johnson & Johnson, ein Unternehmen aus der Pharmabranche, dessen Gründung auf das Jahr 1886 zurückgeht. Die lange Tradition dieser Konsumgüterunternehmen beruht ebenfalls auf einem außerordentlich starken Markenwert, der es Mitbewerbern schwer macht, in diesen Markt einzudringen.
Anleihen versprechen stabile Zuwächse
Zweifellos unterliegen Aktieninvestments stets gewissen Schwankungen, weshalb die meisten Portfoliomanager empfehlen, möglichst langfristig im Markt investiert zu bleiben. Wer jedoch nicht die Nerven hat, die Höhen und Tiefen der Aktienmärkte zu durchlaufen, sondern eine stabile Entwicklung bevorzugt und sich auch mit weniger Prozenten zufriedengibt, der dürfte eher mit Anleihefonds etwas anfangen können. Denn im Unterschied zu Aktieninvestments erfreuen sich die Bond-Investoren stetiger und risikoarmer Wertzuwächse. Zudem ist die Volatilität bei Anleihen wesentlich geringer. Hinzu kommt, dass viele Anleihemärkte in den letzten Jahren zugänglicher und attraktiver geworden sind. Besonders jene von Unternehmen mit Investmentgrade-Ranking erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Auch Schwellenländeranleihen sind liquider geworden und besser reguliert, womit sich für den Anleger ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
Der Fondsmanager als Gärtner
Staats- und Unternehmensanleihen, Investment Grade und High Yield: Welche ist nun die richtige? Graeme Caughey, Anleihespezialist bei Aberdeen Asset Management empfiehlt auch bei Anleiheinvestments auf Diversifikation also eine kluge Streuung der Investments, zu setzen. Er vergleicht Fixed Income Investments mit einem bunten und vielfältigen Anleihegarten: Da gibt es zunächst den Rasen, der im Zentrum steht. Diesem entsprechen für Caughey deutsche Staatsanleihen oder deutsche inflationsindexierte Anleihen. Bäume dürfen in einem Garten nicht fehlen. Sie können durch Investment Grade-Anleihen dargestellt werden. Zu guter Letzt wird ein Garten aber erst durch Blumen bunt: Als diese müsse man sich Produkte wie High Yield-Bonds, Währungsprodukte und Schwellenländeranleihen vorstellen, so der Anleiheexperte von Aberdeen. „Solche Blumen, die den Reiz eines Gartens erst ausmachen, sind sehr empfindlich: Eine Trockenperiode, ein Hagelschauer oder früher Frost können den Reiz zum Erliegen bringen.“ Bäume und der Rasen seien dagegen nicht so leicht zu erschüttern. Zudem habe alles im Garten seine Saison, ergänzt Caughey: „Da gibt es Frühblüher, die bereits im Februar die Sinne erfreuen, Sommerblumen, schließlich Spätblüher und auch Obstbäume, die bis in den Oktober hinein das Gärtnerherz höher schlagen lassen.“ Caughey erkennt früh, zu welchem Zeitpunkt sich US-Staatsanleihen lohnen und wann man Emerging Markets eher untergewichten sollte. Dabei kommt es immer auf die makroökonomischen Rahmenbedingungen an. Seit den großen Zinssenkungen der Zentralbanken sind die Anleiherenditen beispielsweise gestiegen. Europäische Staatsanleihen wiederum werfen überhaupt keine Erträge ab oder verursachen sogar Negativzinsen. Diese Renditen werden jedoch wieder steigen, wenn die geldpolitischen Lockerungen zurückgefahren werden sollten, so Caughey.
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Convertibles: Die Wandlungsfähigen
Anleger müssen sich jedoch nicht zwingend zwischen Aktien- und Anleiheinvestments also Renditechancen und geringen Risiken, entscheiden. Wer von den Chancen des Aktienmarktes profitieren möchte, ohne dabei auf die stabileren Entwicklungen von Anleihen zu verzichten, sollte Wandelanleihen in Betracht ziehen, sogenannte Convertibles. Erworben werden sie zu den Bedingungen einer klassischen festverzinslichen Anleihe, räumen dem Eigner aber das Recht ein, sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in Aktien des Unternehmens umzuwandeln. Und das zum vorher festgelegten Kurs. Der Clou ist, dass der Anleger von Aufwärtsbewegungen des Aktienmarktes stärker profitiert, als er den Risiken der Abwärtsbewegungen ausgesetzt ist. Convertibles bieten einen laufenden Ertrag dank regelmäßiger Zinszahlungen und eröffnen die Möglichkeit zur Teilhabe an Kursgewinnen der entsprechenden Aktie. Steigt der Kurs der Aktie, steigt auch der der Wandelanleihe. Sinkt der Aktienkurs, bietet die mit der Anleihekomponente einhergehende regelmäßige Zinszahlung ein Sicherheitsnetz. „Aufgrund ihrer komplexen Ausgestaltung erfordern Wandelanleihen besonders umfangreiche Analysen und empfehlen sich in der Direktanlage nur für institutionelle Anleger“, erläutert Luc Varenne, Leiter des Wandelanleihemanagements bei Oddo Meriten Asset Management. Für private Anleger lohnt sich allerdings eine Investition in Convertible-Fonds. Delegiert der Privatanleger das Investment an einen erfahrenen Fondsmanager, weisen Convertibles Dank sorgfältiger Einzeltitelauswahl und optimalem Timing von Kauf, Verkauf und Wandlung ein sehr attraktives Ertrags-Risikoverhältnis auf.