Biometrie – Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Die Canada Life ist als Versicherer in Deutschland auch auf biometrische Versicherungen spezialisiert – und zählte mit zu den ersten Anbietern, die hierzulande sogenannte „Dread Disease-“ oder Schwere-Krankheiten-Versicherungen etabliert haben. Der Versicherungsbote sprach mit Bernhard Rapp, Direktor Marketing und Produktmanagement, über die aktuellen Herausforderungen des Niedrigzinses für die BU-Sparte sowie alternative Produkte zur Berufsunfähigkeitsversicherung.
Versicherungsbote: Wie wirkt sich die Niedrigzinsphase auf Brutto- bzw. Nettobeiträge aus?
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Bernhard Rapp: Die Netto-Beiträge werden durch erzielte Überschüsse realisiert. Durch die schon länger anhaltende Niedrigzins-Phase schrumpfen diese Überschüsse aber. Es besteht daher die Gefahr einer Anhebung in Richtung Brutto- Beitrag, wie u. a. Studien von F & B sowie Assekurata zeigen. Da die meisten klassisch deutschen BU-Tarife mit einer Brutto- Netto-Spanne kalkuliert sind, könnte es für den Kunden in Zukunft teurer werden.
Anfang 2016 vermeldete die WWK Lebensversicherung Beitragsanpassungen unter anderem auch für den BU-Schutz. Für Versicherte seien die Prämien um 20 bis 35 Prozent gestiegen. Das könnte zukünftig auch andere Unternehmen betreffen. Kommt bald die große Welle der Beitragsanpassungen? Warum?
Das ist durchaus möglich, da wir derzeit eine Niedrigzinsphase erleben, deren Ende noch nicht absehbar ist. Darüber hinaus werden die klassischen deutschen Lebensversicherer auch durch Sekundärfolgen des Niedrigzinses wie die Zinszusatzreserve belastet: Diese treibt die Kosten für die Finanzierung von Garantien in die Höhe und es besteht die Gefahr unzureichender Kapitalerträge. Im Zuge des LVRG ist es in der deutschen Kalkulation möglich, Quersubventionierungen zu betreiben, die auch zu steigenden Beiträgen beispielsweise in der BU führen können. Sowohl Vermittler als auch Kunden sollten sich darüber im Klaren sein, dass sich die Beiträge von Tarifen mit Brutto-Netto- Spanne in Richtung Brutto-Beitrag verteuern können. Unsere BU, die seit 2014 auf dem Markt ist, haben wir anders kalkuliert. Unsere BU-Kunden erhalten über die gesamte Vertragslaufzeit ein garantiertes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Welche Vorzüge und welche Nachteile haben im Segment der Biometrie reine Risikoversicherungen und wie steht es im Vergleich dazu mit den Produkten, die an einen Sparanteil gekoppelt sind?
Die sogenannten Standalone-Produkte geben dem Kunden meist einen umfassenderen Schutz als Zusatzversicherungen, die in andere Verträge – etwa Rentenversicherungen – integriert sind. Zusatzversicherungen bieten hingegen den Vorteil, dass man zum Beispiel in einem Altersvorsorge-Produkt durchaus etwas zum Abfedern biometrischer Risiken tun kann.
Welche Variante würden Sie Vermittlern für den Vertrieb empfehlen? Warum?
Das kommt ganz auf den Bedarf und auch auf das Budget des Kunden an! Daher empfehlen wir Vermittlern grundsätzlich eine gründliche Bedarfsanalyse, für die wir kostenlos eine Software anbieten, die die Beratung unterstützen kann: den VorsorgePLANER. Das Biometrietool darin hilft, den Kunden-Bedarf zu ermitteln. Anschließend können Vermittler und Kunde in konkrete Berechnungen einsteigen und klären, welchen Schutz – ob Berufsunfähigkeitsversicherung, Dread Disease oder Grundfähigkeitsversicherung – man mit wie viel Geld umsetzen kann. Denn schließlich kommt es beim Risikoschutz darauf an, dass die Höhe der gewählten Rente oder des Kapitalbetrags, den der Kunde im Leistungsfall erhält, auch ausreicht.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung hat sich seit dem Jahreswechsel 2015 im Schnitt um drei Prozent verteuert. Ursache für den Preisanstieg bei Neupolicen sei auch die Senkung des Garantiezinses. Welche Rolle spielt dabei die aktuelle Zinslage?
Hier verhält es sich ähnlich wie bei den BU-Tarifen der Bestandskunden.
Die Canada Life bietet diverse Biometrie-Lösungen an – wie etwa die Dread Disease Versicherung, um nur eine zu nennen. Wie stehen Sie zur zunehmenden Berufsgruppendifferenzierung?
Diese spielt in unserer Dread Disease-Versicherung keine Rolle, denn hier gibt es keine preisliche Klassifizierung durch den Beruf des Kunden. Das begrüßen sowohl Vermittler als auch Kunden. Denn generell hat die BU-Berufsgruppendifferenzierung für bestimmte Kundengruppen negative Folgen: Wer in körperlich fordernden Berufen arbeitet, sieht sich häufig mit sehr hohen Beiträgen, manchmal auch mit Ausschlüssen konfrontiert. Dem kann man am ehesten begegnen, indem man mit den Kunden bespricht, ob andere Lösungen in Frage kommen, um eine Absicherung gegen biometrische Risiken zu erzielen. Das kann beispielweise eine Grundfähigkeitsversicherung mit einer ausreichend hohen Rentenleistung sein oder eben auch eine Dread Disease-Absicherung, wenn der Kunde im Ernstfall einen frei verwendbaren größeren Kapitalbetrag braucht. Dies bietet sich besonders für Menschen an, die eine hohe finanzielle Verantwortung tragen: etwa Unternehmer oder auch Immobilienbesitzer, die ihr Heim noch nicht abbezahlt haben.
Eine aktuelle Untersuchung des Wirtschaftsmagazins „Euro“ (8/16), die in Kooperation mit der Ratingagentur „Franke und Bornberg“ durchgeführt wurde, zeigt, dass Neukunden bei einigen Anbietern im Vergleich zum Vorjahr die doppelte Prämie für eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen müssen. Sind Beitragsanpassungen in solch extremem Ausmaß in der aktuellen Niedrigzinsphase wirklich notwendig? Warum?
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Zu Kalkulationen von anderen Anbietern können wir leider nichts sagen. Zu unserer eigenen schon: Denn unsere langjährige Expertise über unsere Konzern-Mutter in Kanada zeigt, dass man sehr gut mit voll garantierten Beiträgen ohne Überschussbeteiligung kalkulieren kann. Dort sind wir Marktführer in der Arbeitskraftabsicherung mit über 50jähriger Erfahrung, allein das Beitragsvolumen im Bestand dort ist größer als das gesamte deutsche SBU-Geschäft.