Elementarschäden - „Der Präventionsgedanke ist wichtig“
Schwere Unwetter im Mai und Juni 2016, die vor allem Süddeutschland heimsuchten, haben das Thema Wohngebäude- und Elementarschadenversicherung wieder stärker in den Fokus der Bundesbürger gerückt. Der GDV berichtet von einer steigenden Nachfrage, die Versicherer von steigenden Schadenskosten. Müssen die Beiträge in der Wohngebäude-Sparte bald raufgesetzt werden? Und bedarf es vielleicht sogar einer Pflichtversicherung für Hausbesitzer gegen Hochwasser-Risiken? Versicherungsbote hat mit Dr. Peter Schmidt gesprochen, Leiter Niederlassung Deutschland bei der Oberösterreichische Versicherung AG.
Versicherungsbote: Die Beiträge in der Wohngebäudeversicherung sind in den vergangenen Jahren insbesondere wegen der vermehrten Elementarschäden stetig gestiegen. Arbeitet die Branche hier schon wirtschaftlich oder bedarf es weiterer Anpassungen?
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Peter Schmidt: Das ist eine gute Frage, die ich hier natürlich nicht für die gesamte Versicherungswirtschaft beantworten kann. Ich würde das auch gar nicht zu sehr als Frage der Branche, sondern viel mehr als Folge von einzelnen Parametern wie Bestandsgrößen, Regionen und deren Exponiertheit oder der Preispolitik der einzelnen Unternehmen sehen. Nach unserer Auffassung wird hier oft auch von Seiten der Hauseigentümer versucht über die entsprechenden Versicherungen Sanierungsbedarf abzuleisten. Unsere Gutachter machen uns immer wieder auf solche Fälle aufmerksam.
Auch die Hausratversicherung ist verstärkt von Elementarschäden betroffen. Wann kommt hier die erste Welle der Beitragsanstiege?
Dazu muss man sagen, dass die Hausratversicherung generell wirtschaftlicher läuft. Die durchschnittlichen Schadenquoten sind hier deutlich niedriger. Einen generellen Anpassungsbedarf würde ich nicht sehen, im Einzelfall ist er aber natürlich möglich. Als Oberösterreichische haben wir im Vorjahr ein solide kalkuliertes, leistungsstarkes Produkt aufgelegt und sehen uns hier gut aufgestellt.
Macht eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden gerade für Hausbesitzer Sinn?
Warum wehrt sich die Versicherungswirtschaft gegen einen verpflichtenden Schutz gegen Elementarschäden? Pflichtversicherung ja oder nein, diese Frage wird in der Branche durchaus kontrovers diskutiert. Aus Verbrauchersicht ist die Zustimmung angesichts der Häufung der Ereignisse und damit steigender Schäden absolut verständlich. Aus Sicht der Versicherungswirtschaft wird vor allem der Präventionsgedanke, der mit einer solchen Versicherung abgeschafft oder zumindest stark geschwächt würde, ins Treffen geführt.
Zum Beispiel, dass die Bürger ausreichende Vorsorgemaßnahmen gegen Überschwemmungsrisiken treffen oder gar nicht erst in bedrohten Gebieten bauen.
An dieser Argumentation ist schon was dran, denn weniger Prävention bedeutet in der Regel (noch) mehr Schäden. Sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich würden Vorkehrungen nicht mehr mit der gleichen Konsequenz betrieben. Aus unserer Sicht ist auch aufgrund der Leistungsfähigkeit solcher Produkte eine Individualversicherung auf jeden Fall vorzuziehen.
Warum sollte jede Hausrat- und Wohngebäudepolice aus Kundensicht einen Elementarschutz enthalten?
Der Klimawandel ist Fakt. Gerade das diesjährige Frühjahr hat gezeigt, dass längst nicht mehr nur Sturm und Hagel oder Überschwemmungen in exponierten Gegenden problematisch sind, sondern, dass vor allem der immer häufiger auftretende Starkregen überall – auch in den Städten – zum Problem werden kann.
Sollten Vermittler beim Verkauf dieser Policen auf den entsprechenden Schutz bestehen?
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Vermittler sollten auf jeden Fall im Interesse ihrer Kunden handeln und somit den gesamten Versicherungsbedarf ausloten. Im Zuge einer qualitativ hochwertigen Beratung ist aus besagten Gründen ein Elementarschutz in jedem Fall angeraten. Wie gesagt: Es gibt keinen finanziellen Grund auf diesen Schutzschirm zu verzichten. Wir reden hier von rund 30 Euro für ein Elementarpaket in der Hausratversicherung bzw. von rund 60 Euro bei Wohngebäuden.