Wenn Donald Trump am 20. Januar Präsident der Vereinigten Staaten wird, ist er der wohl umstrittenste Mann, der jemals dieses Amt inne hatte. Seine abfälligen Bemerkungen gegenüber Frauen („Grab Her By The Pussy“), sein Wille zu einem neuen Protektionismus sowie so manche Twitter-Schimpferei haben schon im Vorfeld viel Kritik heraufbeschworen. Doch nicht jeder sieht die Präsidentschaft des extrovertierten Milliardärs kritisch. Die Allianz Versicherung erhofft sich sogar neue Impulse für ihr US-Geschäft.

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„Senkung der Unternehmenssteuern wäre gut für uns“

„Die geplante Senkung der Unternehmenssteuern in den USA wäre für uns gut, weil wir dort sehr viel Steuern zahlen“, sagte Allianz-Konzernchef Oliver Bäte der „Süddeutschen Zeitung“ vom Montag. Zudem helfe der starke Dollar, weil er positive Auswirkungen auf die Allianz-Zahlen in Euro habe. „Und die Veränderungen bei der Regulierung sind auch sehr positiv, da wurde in der Vergangenheit einiges übertrieben.“ Man müsse aber abwarten, „was es mit dem Protektionismus und anderen Themen auf sich hat“.

Erhöhung des Leitzinses auch in Europa erwartet

Darüber hinaus erwartet Bäte, dass eine Anhebung des Leitzinses in den USA auch die Niedrigzins-Politik in Europa mittelfristig beenden könnte. Laut Handelsblatt gehen die Fed-Chefs davon aus, dass die US-Notenbank 2017 den Leitzins weiter anheben wird – in zwei oder drei Schritten statt wie 2016 in nur einem Schritt. Grund ist, dass die neue Wirtschaftspolitik von Trump eine Inflation befeuern könnte. Der US-Notenbankzins liegt jetzt in einer Spanne zwischen 0,5 und 0,75 Prozent und wurde die letzten Male um jeweils einen Viertel Prozentpunkt angehoben.

Nach Einschätzung der Allianz-Volkswirte müsste auch die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer Anhebung des Leitzinses reagieren, weil die USA und Europa nicht dauerhaft in entgegengesetzte Richtung laufen könnten. „Das wird absehbar sein. Dann muss Europa den USA folgen, weil sonst die Verwerfungen zu groß werden. Die Europäische Zentralbank deutete das ja auch schon an“, so Bäte. Freilich sei auch eine gegenteilige Entwicklung denkbar: „Es kann sogar sein, dass die Zentralbank erneut die Märkte flutet, um alle zu beruhigen.“

Die Folgen einer schnellen Leitzins-Erhöhung für die deutsche Versicherungsbranche schätzt Bäte aber nicht nur positiv ein. Im Gegenteil: Vielen Versicherern würde dann die Insolvenz drohen, weil sie darauf nicht vorbereitet seien. Für sein eigenes Haus jedoch gibt er Entwarnung: "Uns wird das nicht passieren, aber andere haben nicht so hohe Reserven wie wir."

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"Wir können keinen Job garantieren"

Auch zum digitalen Kulturwandel in seinem Unternehmen äußerte sich Oliver Bäte. Was er da zu sagen hatte, dürfte einen Teil der Allianz-Mitarbeiter eher verunsichern. Die Versicherungswirtschaft sei im Umbruch, so Bäte, und weiter: "Wir können keinen Job garantieren". Aber die Allianz wolle ihren Mitarbeitern bei der Weiterbildung helfen. "Ich kann sagen, wer von der Allianz kommt, kriegt meistens irgendwo anders auch einen Job".

Süddeutsche Zeitung