Dr. Helge Lach, Mitglied des Vorstands Deutsche Vermögensberatung AG. Quelle: Pressefoto DVAG Die Riester-Rente hat ein Image-Problem, wie eine am Sonntag von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) veröffentlichte Umfrage zeigt. Von 1.400 Befragten sagte demnach mehr als jeder zweite aus, dass sich Riester nicht lohne (52 Prozent). 32 Prozent gaben zu Protokoll dass sie nicht wissen, ob sich der Abschluss eines Riester-Vertrages rentiere. Weit geringer fällt hingegen die Zustimmung aus. Nur etwa jeder sechste Bundesbürger (16 Prozent) sagte laut Umfrage: Ja, die Riester-Rente ist eine gute Sache.

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Der schlechte Ruf von Riester löst auch bei den Finanzvertrieben Stirnrunzeln aus, verdienen sie doch gutes Geld mit den Verträgen. Und so hat Helge Lach, Vorstand der Deutschen Vermögensberatung (DVAG), in einem Interview auf dem Blog des Finanzdienstleisters einige Reformvorschläge präsentiert, die als Rettungsring für Riester dienen sollen. Zur Einordnung: Die DVAG ist Marktführer bei Riester, kein anderer Finanzvertrieb konnte so viele Verträge an den Mann bzw. die Frau bringen. Und so wertet Lach die staatlich geförderte Altersvorsorge als Erfolgsgeschichte.

Die Nachfrage sei ungebrochen, auch 2016 habe die DVAG über 300.000 Verträge vermitteln können, erklärt Helge Lach gleich zum Einstieg in das Interview. Und gerade in Zeiten niedriger Zinsen sei die Riester-Rente „eine tragende Säule der privaten Altersvorsorge“, weil die „Relation zwischen Eigenbeitrag und Zulagen mit Blick auf die Kapitalmarktsituation unschlagbar sei“. Weil aber der Kundenbestand bei circa 16 Millionen stagniere, müssten nun weitere Reformen umgesetzt werden, um Riester attraktiver zu machen.

Im Kern regt Helge Lach mehrere Vereinfachungen an:

  1. Alle Erwerbstätige erhalten Anspruch auf Riester-Förderung: Lach schlägt vor, die Unterscheidung zwischen unmittelbarer und mittelbarer Zulagenberechtigung abzuschaffen. Unmittelbar zulageberechtigt ist eine Person, die bei Antrag auf Zulagen in der deutschen Rentenversicherung (DRV) pflichtversichert ist. Mittelbar hingegen ist ein Ehepartner, wenn er nicht selbst in die Rentenkasse einzahlt, aber eine anspruchsberechtigte Person geehelicht hat. Die Unterscheidung erfordert einen hohen Verwaltungsaufwand. Alternativ-Vorschlag von Helge Lach: „Warum nicht jedem Erwerbstätigen einen Anspruch auf staatliche Zulagen einräumen?“ Damit stünde Riester zum Beispiel auch Selbständigen offen.
  2. Alle Kinder bis 18 Jahren berechtigen zum Erhalt der Kinderzulage: Bisher ist die Kinderzulage bei Riester an den Anspruch auf Kindergeld gekoppelt. Das bereitet Probleme, wenn das Kind mal rausrutscht, zum Beispiel, weil es vor dem Studium eine Arbeit aufnimmt. Schnell fordert die Zulagenstelle Teile der Förderung zurück. Helge Lachs Reformvorschlag: Die Kinderzulage wird unabhängig vom Anspruch auf Kindergeld gewährt - bis das Kind sein 18. Lebensjahr vollendet hat.
  3. Dynamisierung der Beiträge und Einführung von Einkommensklassen: Ebenfalls kritisch sieht Helge Lach, dass sich der Mindestbeitrag für den Erhalt der vollen Riester-Förderung am jährlichen Bruttoeinkommen bemisst. Dies führe "in sehr vielen Fällen dazu, dass nicht die volle Zulage gezahlt wird", so Lach. Stattdessen spricht sich Lach für die Einführung von Einkommensklassen aus. Zudem solle die Riester-Förderung obligatorisch dynamisiert werden, "zum Beispiel in Höhe von drei Prozent". Die jährliche Prüfung würde dann entfallen.

Verhindert die Branche selbst mehr Transparenz bei der Riester-Vorsorge?

Auffallend ist, dass die Reformvorschläge Helge Lachs vor allem auf die öffentliche Hand zielen. Würden sie so umgesetzt, würde weit mehr Geld in die Riester-Förderung fließen, weil auch mehr Menschen anspruchsberechtigt sind. Die zusätzlichen Milliarden müsste der Steuerzahler stemmen: auch jene, die sich für eine andere Form der Altersvorsorge entscheiden, etwa für ein Investment in Aktienfonds.

Den Produktgebern will Lach hingegen keine Neuerungen auferlegen, zumindest kommen sie im Interview nicht zu Sprache. Weder eine mögliche Deckelung der Abschluss- und Verwaltungskosten spricht der Manager an noch die Pflicht, Kosten eines Vertrages transparenter auszuweisen zu müssen: eine Steilvorlage für Kritiker.

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„Riester-Verträge haben die Renditeerwartungen alle andere als erfüllt. Nur mit Riester kommen wir deshalb nicht weiter“, kommentierte Ralf Kapschak, für die SPD Mitglied im Bundessozialausschuss, die Reformvorschläge der DVAG gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Bundessozialministerin Andrea Nahles habe ja versucht, die Komplexität der Verträge zu reduzieren, zum Beispiel durch die Einführung eines Standardproduktes. Dies sei nicht zuletzt am Widerstand der Versicherungsbranche selbst gescheitert.

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