Wohngebäudeversicherung schreibt erstmals seit 15 Jahren schwarze Zahlen
Erstmals seit 2001 können die deutschen Wohngebäude-Versicherer im Branchenschnitt wieder einen leichten Gewinn erzielen. Den Einnahmen von 6,8 Milliarden Euro standen Ausgaben von 4,7 Milliarden Euro gegenüber. Zuvor präsentierte sich die Branche jahrelang als Sanierungsfall.
Seit Jahrzehnten steckt die Wohngebäude-Sparte in den roten Zahlen: im Branchenschnitt geben die Versicherer mehr für Schäden aus, als sie an Beiträgen einnehmen. Doch es gibt Hoffnung. Erstmals seit 15 Jahren haben die Wohngebäudeversicherer im Jahr 2016 wieder einen leichten Gewinn erzielen können. Dies teilt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer heutigen Pressemeldung mit.
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Zahlen bedeuten eine positive Überraschung
Die Schaden-Kosten-Quote der Unternehmen lag 2016 nach aktuellen Geschäftszahlen der Branche bei 97 Prozent, so berichtet der GDV. Die Schaden-Kosten-Quote gibt das Verhältnis von Kosten zu den Prämieneinnahmen an. Bei den Kosten eingerechnet werden nicht nur die Ausgaben für die Schäden, die bezahlt werden müssen, sondern auch Ausgaben für die Verwaltung und den Vertrieb. Liegt der Wert unter 100 Prozent, schreiben die Versicherer Gewinne.
Den Einnahmen von 6,8 Milliarden Euro standen demnach 2016 Leistungen von 4,7 Milliarden Euro gegenüber. Das bedeutet eine positive Überraschung. Noch zur Jahrespressekonferenz Ende Januar war der Versicherer-Dachverband davon ausgegangen, dass die Wohngebäude-Branche erneut Verluste schreibt. Prognostiziert hatte der GDV damals eine Schaden- Kosten-Quote von 101 Prozent und Leistungsausgaben von 5 Milliarden Euro.
„Mit einem blauen Auge davongekommen“
Hauptgrund für die positive Entwicklung sei, dass es gerade in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres in Deutschland kaum größere Naturkatastrophen gegeben habe, berichtet der GDV. Die Wohngebäudeversicherer sind daher 2016 mit einem blauen Auge davon gekommen, denn trotz der heftigen Sommerunwetter vor allem im Süden und Westen Deutschlands war es aus Versicherungssicht ein unterdurchschnittliches Naturgefahrenjahr“, sagte GDV-Geschäftsführer Bernhard Gause.
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Von 2001 bis 2015 steckte die Wohngebäudeversicherung jedes Jahr in den roten Zahlen. Ursache hierfür waren nicht nur schwere Naturkatastrophen wie etwa die Hochwässer in Mitteldeutschland 2002 und 2013, die Milliardenschäden verursachten. Die Versicherer lieferten sich auch jahrelang einen erbitterten Preiskampf im Neugeschäft. So sprach Branchenkenner Dirk Schmidt-Gallas von der Beratungsgesellschaft Simon-Kucher & Partners 2013 von einer „Rabattschleuderei“ im Neugeschäft, die ein Grund für die schlechte Ertragslage der Versicherer sei.