Rund 170.000 Mitarbeiter des Versicherungsinnendienstes vertritt die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Und diese könnten schon bald in einen Streik treten. Denn wie die Gewerkschafter auf ihrer Webseite berichten, konnte in der 2. Tarifverhandlung des Jahres zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft kein Ergebnis erzielt werden. Und nun wollen die Gewerkschaften ernst machen und notfalls zum Streik aufrufen.

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„Tatsächlich Reallohnverlust“

Konkret fordert ver.di eine Lohnerhöhung von 4,5 Prozent sowie 50 Euro mehr brutto für die Auszubildenden. Zudem sollten alle Azubis fristlos übernommen werden. Zusätzlich sollten ver.di-Mitglieder einen Aufschlag von 80 Euro für ihre betriebliche Altersvorsorge erhalten. „Die Forderungen liegen am unteren Ende im Vergleich zu denen in anderen Branchen und sind eigentlich zu gering für die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Unternehmen“, heißt es hierzu auf der Webseite der Gewerkschafter. Der neue Tarif-Vertrag würde rückwirkend zum 1. April 2017 in Kraft treten.

Die Arbeitgeber wollen weit weniger für den Innendienst zahlen und schlagen eine stufenweise Anhebung der Tariflöhne innerhalb von 36 Monaten vor. Wie die Dienstleistungsgewerkschaft berichtet, sollen die Mitarbeiter für die ersten sieben Monate des Jahres gar keine Lohnerhöhung erhalten. Ab dem 1. November 2017 wollen die Versicherer dann 1,1 Prozent mehr Lohn zahlen, ein weiteres Prozent ab dem 1. November 2018 sowie zusätzliche 0,9 Prozent ab dem 1. November 2019.

Christoph Meister, Bundesvorstand bei ver.di, betont: "Das Gehaltsangebot, das die Arbeitgeber vorgelegt haben, würde zu Reallohnverlusten bei den Beschäftigten führen und ist daher vollkommen unannehmbar". Aktuell liegt die Inflationsrate in Deutschland bei rund zwei Prozent.

„Einmütig musste festgestellt werden, dass eine Lösung ohne Druck aus den Betrieben wohl nicht möglich ist“, heißt es in einem Flyer der Gewerkschaft. „Sowohl angemessene Regelungen für die Zukunft der Arbeit in der Versicherungswirtschaft, wie auch eine angemessene Erhöhung der Entgelte ist mit diesen Arbeitgebern am Verhandlungstisch offensichtlich nicht möglich. Nur die Beschäftigten selbst können ihre Arbeitgeber nochmal bewegen. Deshalb bereiten wir nun Streikmaßnahmen vor“.

Schutzregelungen in Zeiten der Digitalisierung gefordert

Der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen begründet das niedrigere Tarif-Angebot an die Beschäftigten mit der Digitalisierung und den damit entstehenden Kosten, wie ver.di weiter berichtet. Mehrere Versicherer, unter anderem die deutschen Marktführer Allianz und Ergo, haben millionenschwere Digital-Programme angeschoben, um ihre IT fit zu machen für das sich ändernde Nutzungsverhalten der Kunden. Damit wollen sich die Versicherer auch gegen neue Konkurrenten wie Fin- und Insurtechs wappnen, die verstärkt auf den Markt drängen.

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Doch auch die Folgen der Digitalisierung beargwöhnt ver.di mit Skepsis. Man fürchtet schlichtweg einen starken Stellenabbau im Zuge der Reformen. Deshalb hat ver.di einen "Zukunftstarifvertrag Digitalisierung" vorgelegt. Darin gefordert wird u.a. der Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen bis zum 31. Dezember 2020, Rechtsansprüche auf Altersteilzeit, Qualifizierungsfonds für Bildungsmaßnahmen und die kollektive Arbeitszeitverkürzung bei geplanten Stellenabbaumaßnahmen mit Teillohnausgleich. Auf dieses Papier seien die Arbeitgeber gar nicht eingegangen, klagen die Gewerkschafter.