Nimmt man ein aktuelles Rating des Analysehauses Morgen & Morgen zum Maßstab, dann sind in der Sparte Berufsunfähigkeitsversicherung mehrheitlich ausgezeichnete Angebote auf dem Markt. Gleich 300 Tarife dürfen sich als Klassenprimus fühlen, da sie mit der Bestnote „Fünf Sterne“ ausgezeichnet wurden. Da bleibt nicht viel übrig: Fast zwei von drei Policen wurden entsprechend bewertet. Insgesamt testete das Analysehaus 520 Policen.

Anzeige

4 Teilkriterien: Bedingungswerk, Kompetenz, Solidität und Antragsfragen

Das Gesamtrating des Analysehauses aus Hofheim im Taunus setzte sich aus vier Teilbewertungen zusammen. Das Bedingungswerk wurde mit 50 Prozent anhand von 28 Leistungskriterien gewichtet.

Zu 30 Prozent floss die „BU-Kompetenz“ in die Bewertung ein: Hierbei werden anhand interner Unternehmensdaten zum Beispiel die Schaden-, Regulierungs- und Prozessquoten ausgewertet, um zu schauen, wie sich der Versicherer im Leistungsfall verhält. Auch die BU-Leistungsfallprüfung und BU-Antragsprüfung werden hinsichtlich Fairness und Professionalität unter die Lupe genommen.

Weitere zehn Prozent vergab das Analysehaus für die BU-Antragsfragen: etwa, ob der Versicherungsnehmer klare Hinweise und Informationen erhält. Auch die Klarheit und zeitliche Befristung der Antragsfragen wurde ausgewertet. Die letzten zehn Prozent wurden für die Solidität des Unternehmens vergeben, zum Beispiel mit Blick auf die Nettoverzinsung und der Eigenkapital-Quote.

Wiederholt Kritik an Flut von positiven Testergebnissen

Trotz der detaillierten Auswertung ist die Summe an Bestbewertungen auffallend. Manche Anbieter wie Axa und Swiss Life können mit mehr als 20 Fünf-Sterne-Tarifen glänzen. Hier alle Tarife mit Bestbewertung aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Die Ergebnisse können auf der Webseite des Ratinghauses eingesehen werden.

Auf die große Zahl an positiven Bestbewertungen angesprochen, positionierte sich Jennifer Ebing, Pressesprecherin von Morgen & Morgen. „Die Quote an Bestbewertungen war ja nicht immer so hoch. In Deutschland ist die Bedingungsqualität –auch durch die von Morgen & Morgen geschaffene Vergleichbarkeit- in den letzten Jahren und Jahrzehnten enorm gestiegen“, sagte Ebing dem Versicherungsboten. "Ratings von Analysehäusern tragen immens dazu bei, dass die Produktgeber an ihren Tarifen arbeiten und sie verbessern".

Vor zwei Jahren äußerte sich die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisch zu den vielen positiven Ratings von Versicherungs-Policen. In einer Stichprobe hatten die Verbraucherschützer eine wahre Flut an Bestbewertungen festgestellt und betonten ein Eigeninteresse der Ratinghäuser, von denen viele mit Testsiegeln gutes Geld verdienen. Versicherer, die mit dem Original-Signet um Kunden werben wollen, müssen oft Lizenzgebühren zahlen. Locker einige tausend Euro kann es beispielsweise kosten, das Logo von Focus Money oder der Stiftung Warentest zu verwenden (der Versicherungsbote berichtete).

Anzeige

Auch Morgen & Morgen verlange eine Schutzgebühr, wenn ein Versicherer mit den Testergebnissen werben wolle, berichtete Sprecherin Ebing gegenüber dem Versicherungsboten. Diese sei aber niedrig, die Unabhängigkeit des Analysehauses gewahrt. Die genaue Höhe der Gebühr wollte die Sprecherin nicht nennen.