Investmentfonds: Aktives oder passives Management – was ist erfolgreicher?
Multi Asset, Absolute Return oder Low Vola: Fondsmanager erfinden immer neue Strategien, um für ihre Kunden eine Outperformance zu erzielen. Outperformance gibt es gar nicht, behaupten hingegen die Robo Advisor, die gänzlich auf Indexfonds setzen. Ist die Zeit des aktiven Fondsmanagements abgelaufen?
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass sich auf dem Aktienmarkt Geld verdienen lässt. Für Privatanleger stellt jedoch der Kauf von Einzelaktien ein großes Risiko dar. Der Anleger muss nicht nur extreme Schwankungen des Aktienkurses aushalten, auch drohen im Extremfall hohe Verluste. Dass sich diese Risiken durch Investmentfonds verringern lassen, leuchtet ein: Je mehr Aktien der Fonds hält und je unterschiedlicher diese sind, desto größer die Risikodiversifikation.
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Der Fondsmanager hat die Aufgabe, das ihm anvertraute Geld in genau jene Aktien zu investieren, die am besten den Zweck des Fonds erfüllen. Dies tut er entweder prozyklisch, indem er im Wert gesunkene Wertpapiere verkauft oder antizyklisch, indem er Aktien solcher Unternehmen nachkauft und auf einen Wiederanstieg hofft. Oberstes Prinzip ist das Erzielen einer Outperformance für seine Anleger, also besser abzuschneiden als der Index. Dafür wird der Fondsmanager mit einer Managementgebühr entlohnt.
Klarer Auftrag: möglichst hohe Rendite
Outperformance ist auch das Ziel von Emmanuel Chapuis vom deutsch-französischen Vermögensverwalter Oddo Meriten Asset Management. Er entscheidet, welches Unternehmen, welches Land und welche Branche wie hoch im Fonds gewichtet sein soll. Dazu hat er die aktuelle Konjunkturentwicklung, Finanzmarktdaten und Unternehmensprognosen im Blick. Er analysiert die börsennotierten Unternehmen, bewertet deren Geschäftsaussichten und wählt am Ende nur diejenigen für seinen Fonds aus, denen er ein überdurchschnittliches Kurspotential zutraut. „Das bedeutet für mich Geld investieren; sich Mühe geben und versuchen, die aussichtsreichsten Aktien auszuwählen.
Bei einem Exchange Traded Fund (kurz: ETF) findet dagegen keine Auswahl statt. Dort kauft man den kompletten Index mit all seinen attraktiven und unattraktiven Aktien. Das Ergebnis ist dann eine Durchschnittsrendite“, sagt Chapuis. Durchschnittliche Ergebnisse sind jedoch nicht sein Anspruch. „Ich habe von meinen Kunden den Auftrag, für sie eine möglichst hohe Rendite zu erzielen“, beschreibt er seine Aufgabe. Diese erfüllt er auch sehr gut: Mit seinem Fonds Oddo Génération, der in europäische Aktiengesellschaften mit starkem Familieneinfluss investiert, schaffte er in jedem der vergangenen fünf Kalenderjahre eine bessere Wertentwicklung als sein Vergleichsindex. Über fünf Jahre per 31. Dezember 2016 steht so für die CI-EUR-Anteilsklasse des Fonds ein Wertzuwachs von 113 Prozent zu Buche, verglichen mit 76 Prozent für den Vergleichsindex.
„Outperformance gibt es nicht“
Lars Reiner, Gründer und Geschäftsführer des Frankfurter Robo-Advisors Ginmon kann so etwas nur wenig beeindrucken: „Natürlich gibt es immer wieder Zeiträume, in denen Fondsmananager den Markt schlagen. Doch kein Fondsmanager liefert ewig Überperformance“, so Reiner. Irgendwann kommt jeder Hund wieder zum Herrchen zurück, so der Unternehmensgründer mit Verweis auf das bekannte Bonmot des Börsengurus André Kostolany. Reiner verweist dabei auf zahlreiche Studien: Je länger die Untersuchungszeiträume, desto niedriger die Erfolgsquote. So kam eine Standard & Poor’s-Studie im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass 86 Prozent aller 25.000 untersuchten aktiven Fonds über einen Zeitraum von zehn Jahren das Ziel verfehlten, eine höhere Rendite als der Index zu erzielen.
„So etwas wie eine Outperfomance gibt es nicht“, ist sich Lars Reiner sicher. Wenn langfristig niemand über dem Index liegen kann, so die Idee, warum dann nicht einfach dem Index folgen? Mit Indexfonds liegt man zwar kaum besser als der Index aber eben auch nur selten darunter und das zu wesentlich niedrigeren Gebühren, als die aktiven Fondsmanager für ihre Arbeit verlangen. Die Index-Ausrichtung ist dabei frei von Emotionen und Prognosen, so Reiner über die Vorteile des Index-Tracking. „Dabei sollte man digitale Vermögensverwaltung nicht mit passivem Fondsmanagement gleichsetzen. Denn auch die Arbeit eines Algorithmus, der permanent die angelegten Beträge in ETFs investiert und dadurch die Portfoliostruktur steuert, ist keinesfalls passiv, sondern folgt einer vordefinierten, durchaus als aktiv zu verstehenden Investmentstrategie“, so Reiner, der mittels Smart Rebalancing Neuzuflüsse stets in untergewichtete Anlagebausteine investiert.
Neue Finanztest-Studie über Robo Advisor zeigt deutliche Unterschiede
Robo Advisor folgen dabei ebenso unterschiedlichen Strategien, wie dies die aktiven Fondsmanager der einzelnen Investmentboutiquen tun. Denn die bessere Strategie entscheidet langfristig über den Anlageerfolg, sind sich sowohl Chapuis als auch Reiner sicher. Asset Manager stehen in ständigem Wettstreit. In der Ausgabe 1/2017 hat die Zeitschrift Finanztest nun auch Robo Advisor untersucht und dabei festgestellt, dass kaum ein Anbieter dem anderen gleicht. Bereits die Grundstruktur der insgesamt 18 Robo Advisor zwang die Tester, diese in die drei Kategorien Full, Half und Self Service zu unterteilen. Die Bandbreite geht dabei zwischen vier bis 23 ETF-Portfolios. Alles, was aktive Fondsmanager machen, können auch ihre digitalen Konkurrenten. Sie können sogar dieselben Fehler machen.
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Am Ende entscheidet auch hier die Wertschöpfung – und die Gebühren, welche bei Robo Advisorn wesentlich niedriger sind. Denn diese können sich verstärkt Skaleneffekte zunutze machen. Es zeigt sich also, dass der Unterschied zwischen aktivem und passivem Fondsmanagement gar nicht so sehr ein Unterschied zwischen klassischem und digitalem Fondsmanagement ist, sondern dass die Grenze, die die Qualitätsunterschiede ausmacht, quer durch die Fondsbranche hindurch verläuft. Am Ende werden beide, aktive Fondsmanager und Robo Advisor, an ihren Ergebnissen gemessen werden.