Sechs Grand-Slam-Siege, drei Wimbledon-Titel, 49 gewonnene Turniere als Einzelspieler: Boris Becker war und ist eine deutsche Tennis-Legende. Auch als Fernsehexperte ist Becker nach wie vor gefragt: Er kommentiert unter anderem für die britische BBC das Wimbledon-Turnier. Weit weniger Geschick hatte Becker hingegen als Geschäftsmann. Am 21. Juni erklärte ein Londoner Gericht den Leimener für zahlungsunfähig, nachdem er eine fällige Kreditrückzahlung bei der Privatbank Arbuthnot, Latham & Co nicht beglichen hatte.

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Becker hätte Wohnhaus der Eltern beinahe an S&K verkauft

Nun kommt heraus, welche Versuche Becker bereits unternahm, um seine Finanznot zu tilgen. Und dabei ist er 2011 auch beinahe auf die Immobiliengruppe S&K hereingefallen. An die Frankfurter Firma hat er nämlich für 400.000 Euro das Haus seiner Eltern verkaufen wollen, so berichtet es die „Bild am Sonntag“. Der Vertrag sei bereits unterzeichnet gewesen und das Geld sogar auf das Konto eines Notars eingegangen. Es handelte sich hierbei um ein 825 Quadratmeter großes Grundstück in Beckers Geburtsort Leimen. Der frühere Tennisstar hatte ausgehandelt, dass seine Mutter trotz des Verkaufs bis zu ihrem Lebensende darin wohnen darf.

Der Deal kam nicht zustande. Denn Becker konnte laut „BamS“ einen Grundschuldbrief nicht vorlegen, den die Käufer von ihm verlangt hatten. Als er auch nach einem Monat das Dokument nicht aufgetrieben hatte, trat die S&K-Gruppe vom Kauf zurück. Das Boulevardblatt zitiert aus einem Schreiben an Becker, in dem die Immobilienfirma mitteilte, man müsse „leider von dem mit Ihnen geschlossenen Vertrag zurücktreten“.

Scheitern des Deals war wohl Glücksfall

Dass der Verkauf scheiterte, war für Boris Becker wohl ein Glücksfall. Zur Erinnerung: Das S&K-Firmengeflecht brach nur zwei Jahre später nach einer Großrazzia zusammen, alle Geschäfte der Firma wurden gestoppt. Die Firmengründer Stephan S. und Jonas K. sahen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, ein Schneeballsystem unterhalten zu haben. Angeblich hätten sie mit falschen Renditeversprechen rund 11.000 Anleger gelockt und dabei 240 Millionen Euro eingesammelt.

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Auch, wenn der Betrugsvorwurf im Rahmen eines Deals vor Gericht fallen gelassen wurde, sind nun große Teile der Kundengelder weg. S&K musste Insolvenz anmelden und die geprellten Privatanleger müssen um jeden Cent Schadenersatz kämpfen. Das Landgericht Frankfurt am Main verurteilte die beiden Firmengründer sowie weitere Manager zu Freiheitsstrafen von jeweils acht Jahren und sechs Monaten – wegen Untreue (der Versicherungsbote berichtete). Jonas K. legte Revision gegen das Urteil ein, die anderen Richtersprüche sind rechtskräftig.

BamS