Generali und Ergo hatten 2016 höchsten Schwund an Lebensversicherungs-Verträgen
Die deutschen Lebensversicherer der Generali und Ergo verloren 2016 die meisten Verträge, so geht aus aktuellen Branchenzahlen hervor. Doch auch bei den Gewinnern des vergangenen Jahres waren die Zuwächse eher bescheiden: Keiner konnte netto mehr als 100.000 Verträge hinzugewinnen.
Die Generali war der deutsche Lebensversicherer, der den größten Bestandsschwund 2016 zu beklagen hatte. Insgesamt 187.700 Verträge verlor der Versicherer im Lauf des Jahres gegenüber 2015, so berichtet das Versicherungsjournal mit Berufung auf GDV-Zahlen. Doch auch die Ergo und die Zurich Deutscher Herold mussten einen hohen Vertragsschwund verkraften. Die Ergo verlor 160.700 Verträge, während die Zurich Deutscher Herold zum Jahresendeb 114.500 Policen weniger im Bestand hatte.
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Insgesamt lässt sich laut den aktuellen Branchenzahlen ein Rückgang der Leben-Policen in Deutschland beobachten. Zum 31. Dezember 2016 hatten die im GDV organisierten Anbieter noch 85,0 Millionen Hauptversicherungen in ihrem Bestand (ohne Pensionsfonds und -kassen). Das bedeutet einen Rückgang gegenüber 2005 um 8,9 Millionen Policen bzw. rund neun Prozent. Nur jeder dritte Anbieter habe seinen Bestand ausbauen können, berichtet das Versicherungsjournal mit Verweis auf die „Zeitschrift für Versicherungswesen“ (Heft 15-16/2017).
Auch bei den Versicherern mit einem Zuwachs fielen die Zahlen eher verhalten aus. Die Targo ist Top-Gewinner mit einem Plus von 100.000 Verträgen. Dahinter platziert sich die Allianz, die ihren Bestand jedoch um lediglich 65.900 Verträge erweitern konnte. Die Alte Leipziger gewann 65.800 Verträge hinzu, die Deutsche Leben auf Rang vier nur noch 31.100 Verträge.
Lebensversicherer liebäugeln mit Run-Off oder Verkauf
Ob ein Vertragsschwund den betroffenen Versicherern eher schadet oder sogar nützt, wäre vor dem Hintergrund des aktuellen Niedrigzinses zu hinterfragen. Mehrere Versicherer liebäugeln damit, ihre klassischen Leben-Bestände abzuwickeln oder zu verkaufen, da sie Probleme haben, den garantierten Zins für Altverträge zu erwirtschaften: Unter anderem die hier genannten Generali und Ergo. Auch die strengeren Eigenkapitalvorschriften unter Solvency II belasten das Bestandsgeschäft. Die Finanzaufsicht BaFin fordert hohe Rückstellungen für die langfristigen Zins-Garantien, die Lebensversicherer ihren Kunden vertraglich zugesichert haben und sich heute kaum noch erwirtschaften lassen.
Mitte Juli berichtete Reuters, dass die Generali ihre Leben-Bestände in Deutschland an die Investmentbank Morgan Stanley verkaufen will – hierbei geht es um ein Portfolio von mehr als 44 Milliarden Euro an Kapitalanlagen. Der Versicherer hatte das Neugeschäft mit traditionellen Lebensversicherungen mit langfristigen Garantien Ende 2015 ohnehin eingestellt. Man prüfe mehrere Optionen, sagte ein Sprecher, ohne gänzlich zu dementieren. Auch die Ergo wickelt ihre klassischen Bestände ohne Neugeschäft derzeit ab – allerdings, ohne sie zu verkaufen. Der Versicherer übernimmt das lieber selbst.
Bei der Generali habe Konzernchef Philippe Donnet die deutsche Leben-Tochter im November 2016 als Problem benannt, berichtet das "Handelsblatt". Der Hintergrund: Anders als die beiden anderen Generali-Töchter Cosmos Leben und AachenMünchner Leben habe die Generali Lebensversicherung AG später ihr Portfolio auf auf fondsgebundene Lebensversicherungen und Risikolebensversicherungen umgestellt, die kapitalschonender sind. Und muss nun viele hochverzinste Altverträge bedienen. Konzernweit machen klassische Garantiepolicen bei der Generali nur noch 30 Prozent des Prämienvolumens (APE) im Neugeschäft aus.
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Bisher scheuen sich die meisten deutschen Lebensversicherer noch, ihre Bestände an einen sogenannten Bestandsverweser zu verkaufen: Versicherer, die ihr Geschäft auf die Abwicklung von Beständen spezialisiert haben, zum Beispiel die Frankfurter Leben-Gruppe. Nur einzelne Assekuranzen gingen diesen Schritt, auch, weil man einen Imageverlust bei den Kunden fürchtet. Dennoch: Die Ratingagentur Fitch geht davon aus, dass das Run-off-Volumen in Deutschland in den nächsten fünf Jahren stark anwächst: von 90 Milliarden auf 150 Milliarden Euro.