In Deutschland stehen derzeit 55,6 Millionen gesetzlich Versicherte rund 8,77 Millionen Privatversicherten gegenüber: Das bedeutet, 84 Prozent aller Krankenversicherten in Deutschland sind Mitglied in einer gesetzlichen Krankenkasse. Diese zahlenmäßige Überlegenheit drückt sich auch darin aus, wie die Arztpraxen ihre Einnahmen erzielen. Mit 70,4 Prozent entfällt der überwiegende Teil der Einnahmen von Praxen auf Kassenabrechnungen, so zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

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Aus Privatabrechnungen resultieren demnach 26,3 Prozent der Einnahmen von Arztpraxen, wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt. Weitere 3,3 Prozent stammen aus sonstigen selbstständigen ärztlichen Tätigkeiten, etwa Honorar für Vorträge.

Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2015 und stammen aus der Kostenstrukturstatistik im medizinischen Bereich, einer repräsentativen Erhebung, die alle vier Jahre durchgeführt wird. Den Arztpraxen zugerechnet wurden laut Statistikbehörde Einzelpraxen sowie fachgleiche Berufsausübungsgemeinschaften (BAG): also Gemeinschaftspraxen etwa von Psychotherapeuten oder Zahnärzten. Medizinische Versorgungszentren, in denen mehrere Fachrichtungen vertreten sind, wurden hingegen nicht berücksichtigt.

Durchschnittlicher Reinertrag einer Arztpraxis: 258.000 Euro

Das Statistische Bundesamt nennt in seiner Statistik auch Zahlen zur wirtschaftlichen Situation von Arztpraxen. Demnach lagen die durchschnittlichen Einnahmen je Arztpraxis in Deutschland 2015 bei 507.000 Euro. Dieser Durchschnittswert sei aber stark von Praxen mit besonders hohen Einnahmen beeinflusst, berichten die Statistiker. Die Hälfte der Arztpraxen hätte Einnahmen von weniger als 373.000 Euro erzielt (Median).

Den Einnahmen müssen natürlich die Ausgaben gegenübergestellt werden, um festzustellen, was den Ärzten im Portemonnaie bleibt. Diese setzen sich zur Hälfte aus Personalkosten (51,9 Prozent) und Sachkosten (48,1 Prozent) zusammen, etwa für neue Behandlungsgeräte. Hier bezifferten sich die durchschnittlichen Aufwendungen auf 249.000 Euro je Arztpraxis. Bei der Hälfte der Einrichtungen haben die Ausgaben aber im Median unter 166.000 Euro gelegen.

Aus der Differenz von Einnahmen und Ausgaben errechnet sich der Reinertrag einer Praxis. Dieser bezifferte sich 2015 im Schnitt auf 258.000 Euro. Aber auch hier gilt es, die Ärzte mit besonders hohem Reinertrag zu berücksichtigen. Die Hälfte aller Arztpraxen erzielte weniger als 197.000 Euro.

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist der Reinertrag nicht mit dem Gewinn beziehungsweise dem Einkommen der Ärzte gleichzusetzen: auch nicht, wenn er auf die Zahl der Praxisinhaber bezogen wird. Er stellt das Ergebnis des Geschäftsjahres der Praxis dar, berücksichtigt aber unter anderem nicht Aufwendungen für Praxisübernahme. Ebenfalls nicht eingerechnet werden die Kosten für die Alters-, Invaliditäts-, Hinterbliebenen- und Krankenversicherung der Praxisinhaber und deren Familienangehörigen sowie die Beiträge zu Versorgungseinrichtungen der Praxisinhaber.

Ausgewählte Grundzahlen für Arztpraxen im Zeitvergleich 2011 und 2015. Quelle: Destatis

Radiologie erzielt Top-Ertrag, die Psychiatrie bringt am wenigsten ein

Große Unterschiede bestehen zwischen den Eingaben und Ausgaben der Arztpraxen verschiedener Fachrichtungen. Den höchsten Reinertrag erzielten 2015 die Praxen der Fachgebiete Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie mit 850.000 Euro. Dahinter platziert sich die Augenheilkunde, allerdings schon mit deutlichem Abstand: Hier erlösten die Praxen einen durchschnittlichen Reinertrag von 370.000 Euro. Die Orthopädie platziert sich auf Rang Drei mit 310.000 Euro.

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Am niedrigsten fiel der durchschnittliche Reinertrag mit 180.000 Euro bei den Praxen der Fachgebiete Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie aus. Praxen des Fachgebiets Allgemeinmedizin erreichten einen durchschnittlichen Reinertrag von 227.000 Euro.

mit Pressematerial Statistisches Bundesamt