Rente - Kanzleramtschef Altmaier fordert elektronisches Portal
Ein elektronisches Rentenportal soll den Bundesbürgern zukünftig ausweisen, welche Rentenansprüche sie bereits aus der gesetzlichen, privaten und betrieblichen Altersvorsorge erworben haben. Das fordert Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) wenige Tage vor der Bundestagswahl. Laut einer Umfrage können nur 30 Prozent der Deutschen sagen, mit welcher Gesamtrente sie im Alter rechnen können.
Eine Woche vor der Bundestagswahl spricht sich Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) für eine Rentenreform aus, die den Bürgern mehr Klarheit in Sachen Altersvorsorge verschaffen soll. Demnach soll eine elektronische Renteninformation den Bundesbürgern ausweisen, wie viel Rente sie aus welcher Quelle zu erwarten haben: ganz gleich, ob gesetzlich, betrieblich oder privat organisiert. Quasi die drei Säulen der Rente zum Anschauen.
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„Durch die Einführung eines digitalen Bürgerportals soll künftig sichergestellt werden, dass alle Verwaltungsdienstleistungen deutschlandweit elektronisch verfügbar sind. Gleichzeitig muss ein solches Portal den Bürgern den Zugang zu einer unabhängigen Plattform bieten, die alle Ansprüche aus gesetzlicher Rente, Betriebsrente und privater Vorsorge sicher, einfach und übersichtlich zusammenfasst“, sagte Altmaier der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung.“
70 Prozent der Bundesbürger kennen Rentenansprüche nicht
In Deutschland stammen derzeit zwei Drittel aller Altersbezüge aus der gesetzlichen Rente, berichtet "FAZ Online", aber "nur" neun Prozent aus der privaten und acht Prozent aus der betrieblichen Vorsorge. Hier soll eine transparentere Informationspolitik dazu beitragen, dass die Bürger eventuelle Vorsorgelücken bei der Ruhestandsplanung erkennen. Ein entsprechendes Renteninformationssystem hatte bereits der CDU-Wirtschaftsrat gefordert.
Hintergrund des Vorstoßes ist eine frühere Umfrage des Vereins Deutsche Renten Information und der Frankfurter Goethe-Universität. Demnach können 70 Prozent der Bundesbürger nicht sagen, welche Rentenansprüche sie aus den drei Säulen der Altersvorsorge bereits erworben haben. Kein Wunder, müssen sich doch die Versicherten oft ihre Informationen aus mehreren Quellen zusammensuchen: Nicht immer werden die erworbenen Ansprüche dabei transparent kommuniziert.
Der Verein Deutsche Renteninformation hat sich extra mit dem Ziel gegründet, Vorschläge auszuarbeiten, damit die Bürger mehr Durchblick im Vorsorge-Dschungel bekommen. Ihm gehören neben Wissenschaftlern und Politikern auch Verbraucherschützer und Gewerkschaftsfunktionäre an. „In Deutschland ist die Suche nach Informationen über die individuellen Versorgungsansprüche bislang sehr verwirrend“, sagte der Frankfurter Ökonom Andreas Hackethal, Vorsitzender der Deutschen Renten Information. Nun solle ein Informationssystem geschaffen werden, das unabhängig von der Rentenversicherung, vom Fiskus und der Versicherungswirtschaft funktioniere (siehe Video).
Auch Versicherungswirtschaft ist dafür
Auch die Versicherungswirtschaft ist einem solchen Informationsportal gegenüber nicht abgeneigt, im Gegenteil. 94 Prozent der Versicherer würden ein Portal für Bürger befürworten, das über die Sparstände aller drei Säulen der Altersversorge informiert. Das ergab im Frühjahr 2017 eine Umfrage im Auftrag des Finanzvertriebes MLP, die ungefähr die Hälfte der Lebensversicherer repräsentiert (der Versicherungsbote berichtete).
Vier von fünf Versicherern halten ein Portal für alle Säulen der Rente auch technisch für machbar. Neun von zehn Unternehmen würden auch versicherungsfremde Sparverträge in dem Bürgerportal einfügen, etwa Fonds oder Festgeld, damit die Übersicht für die Bürger möglichst vollständig wäre. Wichtig wäre hierbei aus Wettbewerbsgründen, dass die einzelnen Rententräger keine Vertragsgegenstände anderer Rententräger auslesen können.
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"Nicht wie zu Kaiser Wilhelms Zeiten"
Peter Altmaier fordert von der Politik weitere Schritte, um den Bürgern den Kontakt mit Behörden zu erleichtern. Auch Anträge sollen in einem Bürgerportal leichter erledigt werden können. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Bürger Steuererklärung, Antrag auf Kindergeld, Anwohnerparkausweis oder Pkw-Zulassung online erledigen können. Das spart Zeit und Geld und ermöglicht zusätzliche Wertschöpfung. Ein Staat, der die digitale Herausforderung ernst nimmt, kann nicht dem Mittelständler sagen: ,Verliere nicht den Anschluss‘, aber dann selbst Sterbe- und Geburtsurkunden ausstellen wie zu Kaiser Wilhelms Zeiten“, sagte der CDU-Politiker im Interview mit der FAZ.